Brief an Kunden EY-Chef nennt Wirecard ein "hochkomplexes kriminelles Netzwerk"

EY-Chef Carmine di Sibio: Der Wirecard-Skandal könnte teuer werden
Foto: REUTERS // Mike BlakeDer Wirtschaftsprüfer EY bedauert, den Wirecard-Skandal nicht früher aufgedeckt zu haben. "Viele Menschen glauben, der Betrug bei Wirecard hätte früher entdeckt werden müssen, und wir verstehen das völlig", schreibt EY-Chef Carmine Di Sibio (57) in einem Brief an die Kunden, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. "Obwohl wir den Betrug erfolgreich aufgedeckt haben, bedauern wir, dass er nicht früher aufgedeckt wurde." Zuvor hatte der SPIEGEL über das Schreiben berichtet.
Allerdings betont Di Sibio auch, dass der Betrug durch ein "hochkomplexes kriminelles Netzwerk" geschehen sei, entworfen, um alle zu täuschen - Investoren, Banken, Aufsichtsbehörden, Anwälte, Experten und Prüfgesellschaften. In einer Mitteilung vom Dienstag weist EY zudem Anschuldigungen, die bis zum Vorwurf der Mitwirkung am Betrug reichten, "entschieden zurück".
"Betrug in frühesten Stufen entdecken"
Es sei im öffentlichen Interesse, dass mehr dafür getan werde, Betrug in seinen frühesten Stufen zu entdecken, schreibt Di Sibio. EY kündigte zudem an, seine Prozesse zum Aufdecken von Betrug zu verbessern. Unter anderem soll dazu Datenanalyse eingesetzt werden, die Prüfer wollen externe Quellen wie Soziale Medien heranziehen und Materialien elektronisch bestätigen lassen. Zudem soll es erweiterte Fortbildungen für alle Prüfungsexperten geben. Der Fall Wirecard zeige, "dass die Prüfungshandlungen und Verfahren zur Bekämpfung von Betrügereien kontinuierlich weiterentwickelt werden müssen."
Der Wirecard-Skandal könnte für die Prüfer von EY auch ein finanzielles Desaster werden. Verschiedene Kunden sind bereits abgesprungen, darunter die Commerzbank wie auch die Fondsgesellschaft DWS. Zudem prüfen einige Finanzhäuser, die mit Wirecard Geld verloren haben, Schadenersatzklagen gegen EY.