Studie
VW und Daimler verfehlen CO2-Ziele deutlich
Die EU plant schärfere CO2-Grenzwerte für die Autoindustrie bis 2030. Dabei schaffen Volkswagen und Daimler noch nicht mal die aktuellen CO2-Durchschnittsziele, zeigt eine Studie. Damit sind sie aber nicht allein.
VW legt bei Elektroautos deutlich zu. Doch das reicht nicht, um das aktuelle CO2-Durchschnittsziel von 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer zu erreichen. Auch Daimler schafft das Ziel laut einer Studie derzeit nicht
Foto: Andreas Arnold/ dpa
Trotz steigender Verkaufszahlen bei Elektroautos sind Daimler und Volkswagen einer Studie zufolge noch nicht auf Kurs, die gültigen CO2-Grenzwerte einzuhalten. Die beiden Autobauer riskieren damit hohe Strafen. Das zeigt eine Studie des europäischen Umweltdachverbands Transport & Environment (T&E) nach einer Auswertung der Absatzentwicklung der Hersteller seit dem Jahresbeginn. Die Wettbewerber, unter anderem auch BMW, sind dagegen weiter und erfüllen das CO2-Durchschnittsziel.
Demnach wird der Marktanteil von Elektroautos in Europa dieses Jahr von 3 auf 10 Prozent steigen und könnte im kommenden Jahr sogar 15 Prozent erreichen. T&E führt dies auf den seit 1. Januar in der Europäischen Union gültigen Flottengrenzwert von 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer zurück. Außerdem hat der Absatz vor allem kleiner E-Fahrzeuge durch Kaufprämien in der Corona-Krise angezogen.
Der Flottengrenzwert bezieht sich auf den Durchschnitt aller verkauften Fahrzeuge eines Herstellers. E-Autos ohne Emissionen während der Fahrt drücken den Durchschnitt und können so höhere CO2-Werte großer SUVs ausgleichen. An dieser gegenseitigen Gewichtung von alternativen Antrieben und Verbrennern gibt es auch Kritik, weil sich der Ausstoß schwerer Spritschlucker so insgesamt "schönrechnen" lässt. Für Stickoxide (NOx) gelten dagegen typspezifische Grenzwerte.
Nach der T&E-Analyse der Verkaufszahlen im ersten Halbjahr erfüllen die PSA-Gruppe mit Peugeot, Citroën und Opel, Volvo, Fiat-Chrysler und die BMW-Gruppe schon jetzt das CO2-Durchschnittsziel. Renault, Nissan, Toyota, Mazda und Ford seien nur noch 2 Gramm davon entfernt. Allein die Verkäufe des Renault Zoe drückten den Flottendurchschnitt des französischen Herstellers um 15 Gramm und stellten die Einhaltung des Grenzwerts sicher, hieß es.
Auch Hyundai-Kia und Jaguar-Land Rover erfüllen Flottengrenzwert nicht
Volkswagen ist dieser Analyse zufolge hingegen noch 5 Gramm vom Flottengrenzwert entfernt, Daimler sogar 9 Gramm. Auch Hyundai-Kia (3 bis 7 Gramm) und Jaguar-Land Rover (13 Gramm) seien bisher nicht auf Kurs. Sollten sie das Grenzwert-Ziel nicht erreichen, drohen hohe Strafen pro verkauftem Fahrzeug.
VW und Daimler könnten das Ziel gleichwohl noch erreichen, müssten dafür aber mehr E-Autos oder Plug-in-Fahrzeuge losschlagen. VW könnte dabei von seinen E-Autos ID.3 und ID.4 profitieren. Daimler wiederum könnte die Lücke verringern, indem es mehr Plug-in-Hybride der E-Klasse, C-Klasse oder A-Klasse verkaufe. Deren Absatz hatte zuletzt stark zugenommen, heißt es in der Studie.
Daimler-Chef Ola Källenius (51) erklärte erst vor wenigen Tagen vor Investoren, der Konzern strebe in den kommenden Jahren "die führende Position" bei Elektroantrieben und Fahrzeug-Software an. Mercedes plant, von 2021 an mindestens vier batteriebetriebene Oberklassemodelle anzubieten.
Dabei muss sich die Autoindustrie bis 2030 auf noch strengere CO2-Grenzwerte einstellen. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (61) hatte als neues EU-Klimaziel vorgeschlagen, den Ausstoß von Treibhausgasen in der Europäischen Union bis 2030 um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 zu drücken - statt der bisher anvisierten 40 Prozent. Das bedeutet, dass auch der CO2-Ausstoß bei Autos stärker sinken muss.
Volkswagen-Chef Herbert Diess (61) warnte in diesem Zusammenhang vor zusätzlichen Insolvenzen und Arbeitsplatzverlusten in der Autoindustrie, sollte die EU-Kommission die CO2-Vorgaben für die Autobauer weiter verschärfen. "Eine schnellere Transformation bedeutet auch, dass mehr Arbeitsplätze und ganze Firmen in bestimmten Bereichen unter Druck geraten oder verloren gehen", hatte Diess erklärt.
VW legt bei Elektroautos deutlich zu. Doch das reicht nicht, um das aktuelle CO2-Durchschnittsziel von 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer zu erreichen. Auch Daimler schafft das Ziel laut einer Studie derzeit nicht