Drama im Streit mit Prevent VW-Abhöraffäre - Verdächtiger tot im ausgebrannten Auto aufgefunden

VW-Zentrale in Wolfsburg: Streit mit Prevent, Mitschnitte, ein Brandanschlag und ein Toter im Auto
Foto: Hauke-Christian Dittrich/ picture alliance/dpaIn der VW-Abhöraffäre gibt es eine dramatische Wendung. Laut einem Bericht der Wolfsburger Nachrichten wurde ein VW-Mitarbeiter, auf dessen Haus im Mai ein Brandanschlag verübt wurde, am Mittwoch tot in einem ausgebrannten Auto aufgefunden. Die Leiche wurde in einem Auto im Ort Rottorf (Kreis Helmstedt) entdeckt. Laut Informationen der Zeitung handelt es sich bei dem Toten um den VW-Mitarbeiter, der als Verdächtiger in der Prevent-Abhöraffäre gilt.
Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Braunschweig äußerte sich gegenüber der Zeitung zurückhaltend. "Das Obduktionsergebnis liegt nun teilweise vor. Am Körper der im Fahrzeug aufgefundenen Leiche konnten keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung festgestellt werden", sagte sie. Die Leiche sei noch nicht sicher identifiziert. Weitere Auskünfte könne sie noch nicht mitteilen.
Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte erst am Montag bestätigt, dass es einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Brandanschlag auf das Wohnhaus im Mai und der VW-Abhöraffäre gebe. "Ein möglicher Zusammenhang zu dem Brandverfahren wird von uns geprüft", hieß es mit Blick auf parallel laufende Ermittlungen zu heimlich aufgezeichneten Gesprächen, wie mit dem missliebigen Lieferanten umgegangen werden solle. Diese soll ein leitender Volkswagen-Mitarbeiter in den Jahren 2017 und 2018 mitgeschnitten haben - der Autobauer stellte daraufhin Strafanzeige.
VW teilte dazu mit: "Volkswagen liegen dazu keine bestätigten Informationen vor. Zum Verfahren gegen den freigestellten Mitarbeiter äußern wir uns wie bislang nicht, sondern verweisen auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig."
VW wollte Prevent "aussteuern" - erbitterter Streit mit Hastor-Familie
Offiziell ermittelten die Braunschweiger Staatsanwälte im Fall der abgehörten Prevent-Beratungen bisher gegen unbekannt. Volkswagen und Prevent liegen seit Jahren in einem erbitterten Clinch. Der von der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor kontrollierte Autozulieferer hatte 2016 die Versorgung mit Getriebegehäusen und Sitzbezügen zwischenzeitlich ausgesetzt, was VW zu einem mehrtägigen teuren Produktionsstopp im Stammwerk Wolfsburg und an weiteren Standorten zwang. Auslöser war ein heftiger Streit über Preise und Lieferkonditionen. In mehreren anderen Ländern gab es ähnliche Konflikte, auch mit weiteren Autobauern stritt sich Prevent.
Bei der kürzlich bekanntgewordenen Abhöraktion ging es um vertrauliches Audiomaterial aus einer VW-Arbeitsgruppe. Bevor der Konzern im März 2018 alle Verträge mit Prevent kündigte, sollen Unternehmensvertreter länger beraten haben, ob und wie der Zulieferer "ausgesteuert" werden könnte, wie es im Branchenjargon heißt. VW will sich mit Aussagen zurückhalten, solange staatsanwaltschaftliche Ermittlungen laufen. Fest stehe aber bereits: "Volkswagen wurde Opfer einer illegalen Abhör-Attacke."
Prevent wiederum habe keine Kenntnis von den Mitschnitten gehabt, hatte ein Sprecher der Gruppe gesagt. Man sei auch erst recht nicht an deren Erstellung beteiligt gewesen und sehe sich nun selbst geschädigt, weshalb rechtliche Schritte geprüft würden. Die Firma hatte in der Vergangenheit ihrerseits VW vorgeworfen, per Auftrag Mitarbeiter beschattet und ausspioniert zu haben.