Abfindungspaket
Heinz-Chef winken 213 Millionen Dollar
Während in Europa der Streit über millionenhohe Gehälter und Abfindungen von Konzernmanagern neu aufflammt, läuft in den USA vieles in alten Bahnen. So darf der Chef von Heinz-Ketchup ein Abfindungspaket von 213 Millionen Dollar einstreichen.
Lebensabend gesichert: William Johnson, derzeit noch Chef des Ketchupherstellers Heinz, soll ein Abfindungspaket im Wert von insgesamt 213 Millionen Dollar bekommen
Foto: Marc SEROTA/ AFP
Pittsburgh/Berlin/Zürich - In Europa wird hitzig über die Deckelung ausufernder Managergehälter diskutiert - in den USA hingegen darf sich der Chef der Ketchup-Firma H.J. Heinz auf eines der dicksten Abfindungspakete aller Zeiten freuen.
William Johnson könnte mit 213 Millionen Dollar (163 Millionen Euro) nach Hause gehen, wenn die Übernahme seines Unternehmens wie geplant stattfindet und er seinen Job loswerden sollte.
Die Details des "goldenen Handschlags" veröffentlichte Heinz in einer Börsenmitteilung. Zu dem eigentlichen Abfindungspaket von 56 Millionen Dollar - was in den USA ganz offiziell "goldener Fallschirm" heißt -, wird zeitlich verzögert ein Gehalt über 57 Millionen Dollar gezahlt. Außerdem hatte Johnson während seiner Laufbahn Aktien beziehungsweise Aktienoptionen im Wert von 100 Millionen Dollar erhalten. Auch anderen Heinz-Spitzenmanagern winken Millionen.
Ein Heinz-Sprecher begründete das Abschiedsgeschenk mit den "Milliarden an Werten für die Anteilseigner", die Johnson in seinen 15 Jahren an der Spitze des Lebensmittel-Multis geschaffen habe. Nach einer Aufstellung der Analysefirma Governance Metrics International aus dem vergangenen Jahr gab es in den USA bislang nur sechs Firmenchefs, die mit mehr Geld ausgeschieden sind. An der Spitze der Rangliste steht der legendäre General-Electric-Lenker Jack Welch mit 417 Millionen Dollar.
Ex-GE-Chef Welch kassiert sogar 417 Millionen Dollar
Starinvestor Warren Buffett und der Finanzinvestor 3G Capital hatten Mitte Februar verkündet, dass sie H.J. Heinz für 23 Milliarden Dollar schlucken wollen. Rechnet man die Schulden der Ketchup-Firma hinzu, ist das Geschäft sogar 28 Milliarden Dollar schwer.
Einen üblen Beigeschmack hatte die Übernahme durch den Verdacht des Insiderhandels durch unbekannte Anleger bekommen. Die US-Börsenaufsicht SEC und die Bundespolizei FBI ermitteln.
Im Europa dagegen wird derzeit über zweistellige Millionengehälter und Abfindungen für Konzernchefs heftig diskutiert, nachdem die Schweiz auf Basis eines Volksentscheid die Vergütungen für Manager künftig einschränken will. Für Empörung hatte zuletzt gesorgt, dass der scheidende Präsident des Schweizer Pharmariesen Novartis 72 Millionen Schweizer Franken dafür bekommen soll, dass er nach seinem Ausscheiden nicht die Wettbewerber berät. Daniel Vasella hatte aufgrund des öffentlichen Drucks dann auf diese Abfindung verzichtet.
So sollen in der Schweiz über die Höhe der Vorstandschefs die Aktionäre jährlich entscheiden können. Antritts- und Abgangszahlungen soll es zudem überhaupt nicht mehr geben. Verstöße gegen entsprechende gesetzliche Regelungen sollen mit bis zu drei Jahren Gefängnis und hohen Geldbußen bestraft werden können.
Die Bundesregierung sieht derzeit nicht die Notwendigkeit für so ein Gesetz und will lieber eine europäische Regelung abwarten, über die Brüssel bereits berät.
Lebensabend gesichert: William Johnson, derzeit noch Chef des Ketchupherstellers Heinz, soll ein Abfindungspaket im Wert von insgesamt 213 Millionen Dollar bekommen