Vorstandsgehälter Lohn ohne Leistung
Hamburg - Sie sind die Avantgarde der deutschen Wirtschaft: Allianz-Primus Michael Diekmann, Siemens-Vormann Klaus Kleinfeld, Kai-Uwe Ricke, Chef der Deutschen Telekom und Deutsche-Bank-Lenker Josef Ackermann gelten als Vorzeigemanager unter den hiesigen Firmenlenkern.
Eine aktuelle Studie des manager magazins belegt jedoch: Gemessen am Erfolg ihrer Unternehmen, haben die Topmanager im vergangenen Jahr eindeutig zu viel verdient.
In einem Ranking der Vorstandschefs der 50 größten Börsenfirmen Europas landen die Konzernlenker von Deutsche Telekom, Allianz, Siemens und Deutscher Bank allesamt auf den hinteren Plätzen.
Der Grund: Obwohl weder die Eigenkapitalrendite ihrer Firmen noch die Entwicklung der Aktienkurse im europäischen Vergleich überzeugen konnten, gönnten sich die Manager stattliche Gehälter. So kassierte Allianz-Chef Michael Diekmann im Jahr 2005 insgesamt 5,04 Millionen Euro. Deutsche-Bank-Primus Josef Ackermann kam sogar auf 11,9 Millionen Euro.
Das Ranking, das manager magazin gemeinsam mit Professor Reinhart Schmidt von der Universität Halle und renommierten Gehaltsexperten entwickelt hat, zeigt, welche Vorstände im vergangenen Jahr tatsächlich ihr Geld wert waren - und wer zu viel kassiert hat.
Mehr als 120 Topmanager aus Dax, MDax und Stoxx wurden unter die Lupe genommen. Um die Performance der Führungskräfte zu erfassen, hat manager magazin sowohl die Eigenkapitalrendite der Unternehmen als auch die Wertentwicklung an der Börse in die Untersuchung einbezogen.
Diese Leistungsdaten wurden verglichen mit den Gehaltspaketen der Topmanager, inklusive aller Boni, Aktienzuwendungen und Optionspakete. Auf diese Weise werden die Firmenlenker an ihren Versprechen gemessen, Profitabilität und Aktienkurs ihrer Firmen nachhaltig zu steigern.
Sattes Gehaltsplus von 25 Prozent
Die Studie deckt das Missverhältnis zwischen Lohn und Leistung bei vielen deutschen Vorstandschefs schonungslos auf. Zwar verdienen einige europäische Konzernchefs noch mehr als die deutschen Firmenlenker. So kassierte etwa der Frontmann der Schweizer Bank UBS, Peter Wuffli, 2005 ein Salär von umgerechnet 18 Millionen Euro. Oswald Grübel, Vormann der Credit Suisse, bezog 17 Millionen Euro.
Und Lindsay Owen-Jones, Chef des französischen Kosmetikkonzerns L'Oréal, erhielt sogar 20 Millionen Euro - im diesjährigen Ranking das Spitzengehalt. Da jedoch die Profitabilität und Börsenperformance dieser Firmen in der Regel höher ist als bei deutschen Konzernen, schneiden die Vorstandschefs im mm-Ranking besser ab.
In einem Vergleich der 30 Topmanager des Deutschen Aktienindex (Dax) erhielten unter anderem Continental-Vormann Manfred Wennemer (Jahresgehalt 2005: 2,9 Millionen Euro) und Post-Chef Klaus Zumwinkel (2,7 Millionen Euro) gute Noten. Bei beiden Konzernchefs war die Relation zwischen Lohn und Leistung angemessen.
Dürftig schnitten hingegen Siemens-Vormann Klaus Kleinfeld (3,2 Millionen Euro) und der vergangenes Jahr zurückgetretene Daimler-Chrysler-Vormann Jürgen Schrempp (7,9 Millionen Euro) ab. Weder bei Kleinfeld noch bei Schrempp standen Bezahlung und Firmenerfolg in einem angemessenen Verhältnis.
Bestbezahlter deutscher Manager des Jahres 2005, auch das zeigt die manager-magazin-Studie, war wie im Jahr zuvor Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. An zweiter Stelle folgt der Chef eines MDax-Unternehmens: Gerhard Bruckermann, Vormann des im irischen Dublin ansässigen Staatsfinanzierers Depfa, kassierte im vergangenen Jahr 10,7 Millionen Euro.
Insgesamt verdiente die siebenköpfige Führungstruppe der Depfa-Bank fast 43 Millionen Euro - dreimal so viel wie der Vorstand eines durchschnittlichen Dax-Konzerns. Die Depfa-Oberen gönnten sich vergangenes Jahr sogar ein sattes Gehaltsplus von über 25 Prozent, obwohl das Unternehmen per saldo sogar Aktionärsvermögen vernichtete.
Welche anderen Manager kassierten vergangenes Jahr ab? Wer war sein Geld wert? Was verdient ein Dax-Vormann im Durchschnitt, wie viel ein Stoxx-Lenker? Alle Details der manager-magazin-Untersuchung lesen Sie im aktuellen manager magazin, Heft 7/2006, ab Seite 32.