Wegen hoher Kosten Vonovia stoppt 2023 alle Neubauprojekte

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt spitzt sich weiter zu: Der Immobilienkonzern Vonovia legt wegen der hohen Inflation und der steigenden Zinsen alle Neubauprojekte auf Eis. Betroffen sind vor allem Projekte in Berlin und Dresden.
Zu hohe Baukosten: Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch

Zu hohe Baukosten: Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch

Foto: Christoph Soeder / dpa

Der Immobilienkonzern Vonovia zieht wegen steigender Baukosten und Zinsen die Reißleine und stoppt alle für 2023 vorgesehenen Neubauprojekte. "Wir werden in diesem Jahr keinen Beginn von Neubauprojekten haben. Die Inflation und die Zinsen sind enorm gestiegen und davor können wir nicht die Augen verschließen", sagte Vonovia-Vorstand Daniel Riedl (53) der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Betroffen seien vor allem Planungen in Berlin und Dresden.

"Bei Objekten, die wir früher für zwölf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter anbieten konnten, müssten wir jetzt eher Richtung 20 Euro gehen, um unsere Kosten von 5000 Euro pro Quadratmeter hereinzuholen", so Riedl weiter. Diese Mieten seien in weiten Teilen Deutschlands "völlig unrealistisch". Um den bundesweiten Bedarf von 700.000 Wohnungen zu decken, seien auch Mieten von acht oder neun Euro erforderlich. Der Bund müsse eingreifen und klare Förderrichtlinien liefern und die Digitalisierung von Bauanträgen vorantreiben.

Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch (57) hatte im November des vergangenen Jahres bereits die Investitionen für den Neubau auf rund 350 Millionen Euro unter die Vorjahreswerte heruntergeschraubt und dabei auf die gestiegenen Kosten verwiesen.

Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, hatte zuletzt bereits gewarnt, dass der dringend benötigte Wohnungsneubau durch die Kostenexplosion ausgebremst werde. "Viele Projekte wurden erst einmal auf Eis gelegt oder sogar storniert", sagte er.

Bereits zu Anfang des Jahres hatte der Deutsche Mieterbund vor "einem ungeahnten Desaster auf dem Wohnungsmarkt" gewarnt. "So laut wie jetzt haben die Alarmglocken des Wohnungsmangels lange nicht mehr geschrillt", sagte Mieterbund-Präsident Lukas Siebenkotten und fügte in einem Zeitungsinterview hinzu, dass die Situation auf dem Wohnungsmarkt "immer dramatischer" werde – der Wohnungsmangel in Deutschland sei so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr.

hr/Reuters
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