Frisches Geld, Aktie springt Vonovia verkauft Anteil an Immobilien-Portfolio an Finanzinvestor Apollo

Der Immobilienkonzern verkauft seinen Anteil am Wohnungsportfolio "Südewo" an den US-Finanzinvestor Apollo. Mit dem Erlös will Vonovia Schulden senken. Der Deal hat Signalwirkung für die Immobilienbranche.
Auf Schrumpfkurs: Vonovia-Chef Rolf Buch will Wohnungen im Wert von 13 Milliarden Euro verkaufen und die Verschuldung senken

Auf Schrumpfkurs: Vonovia-Chef Rolf Buch will Wohnungen im Wert von 13 Milliarden Euro verkaufen und die Verschuldung senken

Foto: Marcel Kusch / dpa

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia verkauft für eine Milliarde Euro eine Minderheitsbeteiligung an seinem "Südewo"-Wohnungsportfolio in Baden-Württemberg an den US-Finanzinvestor Apollo. Die Transaktion könnte eine Signalwirkung für den kriselnden deutschen Immobilienmarkt haben, in dem es angesichts hoher Zinsen und fallender Immobilien-Preise in den vergangenen Monaten kaum noch zu größeren Verkäufen gekommen war. Die Transaktion "untermauert die Werthaltigkeit unseres Portfolios", bilanzierte Vonovia-Chef Rolf Buch.

Anleger reagierten erfreut auf den Deal: Die Aktie von Vonovia legte am Mittwoch um rund 6 Prozent zu. Wie die Papiere aller Immobilienunternehmen hat auch die Aktie von Vonovia wegen steigender Zinsen deutlich an Wert verloren. Seit dem Jahreswechsel sank der Kurs um knapp 12 Prozent und in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 40 Prozent.

Die Südewo war 2015 Teil von Vonovia geworden, sie halte mehr als 21.000 Wohnungen in Baden-Württemberg, erklärte Vonovia. Für die Mieter werde sich nichts ändern, der Bochumer Konzern werde ihre Wohnungen weiterhin bewirtschaften.

Die Transaktion bewerte das Südewo-Portfolio mit 3,3 Milliarden Euro, was einen Abschlag von weniger als fünf Prozent auf den Fair Value der Südewo zum 31. Dezember 2022 bedeute. Vonovia habe sich zudem eine langfristige Option zum Rückkauf der Beteiligung gesichert, eine Verpflichtung bestehe aber nicht.

Erlös soll zum Schuldenabbau eingesetzt werden

Mit dem Erlös generiere Vonovia rund die Hälfte des angestrebten freien Cashflows aus der Veräußerung von Vermögenswerten in Höhe von zwei Milliarden Euro. Damit soll das sogenannte LTV, das Verhältnis des Kreditbetrags zum Verkehrswert des Immobilienportfolios, um einen Prozentpunkt auf 44,1 Prozent sinken.

Vonovia will den Erlös auch zur Rückzahlung von Schulden nutzen. "Das Unternehmen kann infolge der Transaktion den diesjährigen Refinanzierungsbedarf vollständig decken", hieß es. Der Abschluss der Transaktion wird bis Ende Mai erwartet.

Vonovia-Chef Buch hatte angesichts der Krise am Immobilienmarkt angekündigt, dass sich das Unternehmen nach dem Expansionskurs der vergangenen Jahre von Wohnungen trennen will. Zudem hatte Buch angekündigt, langfristig orientierte Investoren ins Boot holen zu wollen. "Die aktuelle Transaktion ist ein erster Erfolg im Rahmen dieses neuen Ansatzes", erklärte Vonovia. Die Partnerschaft mit Apollo sei "ein wichtiger Schritt auf dem Weg, unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen", sagte Buch.

Verkauf von rund 66.000 Wohnungen im Wert von 13 Milliarden Euro geplant

Vonovia will sich nach jahrelangem Expansionskurs von rund 66.000 Wohnungen im Gesamtwert von rund 13 Milliarden Euro trennen. Allerdings halten sich Investoren aufgrund der steigenden Zinsen beim Kauf von Immobilien zunehmend zurück. "Der Markt ist nicht völlig zum Erliegen gekommen, sondern mühsam", hatte Unternehmenschef Rolf Buch noch im März bei Vorlage der Bilanz gesagt. Im Januar und Dezember sei wenig Kaufinteresse zu sehen gewesen, aktuell gebe es wieder eine höhere Nachfrage. Im vergangenen Jahr veräußerte Vonovia 19 760 Wohnungen, auch über Buchwert.

Vorerst keine neuen Bauvorhaben

Aufgrund der kräftig gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten plant Vonovia vorerst keine neuen Bauvorhaben. Die sich bereits im Bau befindenden Projekte sollen aber zu Ende gebracht werden. 2023 werde Vonovia immer noch 3450 Wohnungen fertigstellen, hatte Buch gesagt. "Neubau, der zu vertretbaren Mietpreisen führt, ist in der aktuellen Situation einfach wirtschaftlich nicht möglich", hatte er hinzugefügt.

Vonovia gehörten zum Stichtag 31. Dezember 2022 insgesamt rund 549.000 Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden.

hr/reuters
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