Ex-Internetunternehmer vor Gericht
Alexander Falk zu viereinhalb Jahren verurteilt - und auf freiem Fuß
Im Februar 2010 wird auf einen Anwalt in Frankfurt geschossen. Der Auftrag dazu stammt nach Auffassung der Richter von dem ehemaligen Multimillionär und Unternehmer Alexander Falk. Dieser kommt nach fast zwei Jahren U-Haft auf freien Fuß.
Wegen der Anstiftung zu einem Schuss auf einen Wirtschaftsanwalt ist der Hamburger Unternehmer Alexander Falk (50) zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt worden. Falk habe sich von dem Anwalt und seinen Kollegen "gehasst und verfolgt" gefühlt, sagte der Vorsitzende Richter am Frankfurter Landgericht, Jörn Immerschmitt, am Donnerstag in der Urteilsbegründung.
Deshalb habe er den Auftrag erteilt, dem Anwalt im Februar 2010 in Frankfurt ins Bein zu schießen. Motiv des früher sehr erfolgreichen Internetunternehmers seien aufgestaute Wut, Rache und verletzte Ehre gewesen. Der Anwalt hatte zur Tatzeit eine Millionenklage vorbereitet in einem Verfahren, bei dem es um manipulierte Umsätze beim Verkauf eines Unternehmens ging, das Falk gehörte.
Falk kam am Donnerstag nach 22 Monaten Untersuchungshaft dennoch auf freien Fuß. Denn es bestehe weder Verdunklungs- noch Fluchtgefahr, befanden die Richter. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung kündigte an, beim Bundesgerichtshof (BGH) dagegen vorgehen zu wollen. Die Anwälte hatten einen Freispruch erreichen wollen, die Staatsanwaltschaft hatte für den heute 50-Jährigen sechs Jahre Haft gefordert.
Falks Anwälte wollen gegen Urteil vor den BGH ziehen
Immerschmitt verwies in seiner Urteilsbegründung unter anderem auf eine Tonaufnahme, die ein Zeuge den Ermittlern übergab und auf der zu hören ist, wie sich Falk über die Tat zufrieden und schadenfroh äußert. Dies habe zum Durchbruch bei den Ermittlungen geführt. Die Aufnahme habe sich zwar als mehrmals geschnitten erwiesen. Dennoch zeigten die unveränderten Stellen, dass Falk den Anwalt als "Bazille" bezeichnet habe, der manipuliere, lüge und betrüge.
Vor allem aber eine SMS, die Falk fünf Tage vor der Tat erhielt und in der ihm mitgeteilt wurde, dass "die Oma" demnächst ihren "verdienten Kuraufenthalt" bekommen werde, wertete das Gericht als Beweis. Die Männer, die den Auftrag von Falk erhielten, stammten aus der Türkei und seien derzeit nicht greifbar, sagte Immerschmitt.
Falk hatte den Vorwurf mehrmals zurückgewiesen. Eingeräumt hatte er lediglich, einen letztlich erfolglosen Datendiebstahl bei dem Anwalt in Auftrag gegeben zu haben, um seine Unschuld in dem Hamburger Wirtschaftsverfahren zu beweisen.
Falk hatte um die Jahrtausendwende am Neuen Markt ein Vermögen gemacht. Der Stadtplan-Erbe hatte im Alter von 26 Jahren den Verlag seines Vaters verkauft und 1999 für 38 Millionen Euro die Thyssenkrupp-Tochter Ision übernommen. Im März 2000 brachte er die Internetfirma zunächst an die Börse, was 230 Millionen Euro einbrachte. Ende 2000 verkaufte er Ision dann für 812 Millionen Euro - wofür er später wegen versuchten Betrugs und Bilanzfälschung zu vier Jahren Haft verurteilt worden war. Hier hatte auch die Schadenersatzklage des angeschossenen Anwalts angesetzt.