Ukraine-Krieg Continental verkauft Werk im russischen Kaluga

Continental trennt sich von einem Großteil seiner Aktivitäten in Russland. Die Fabrik für Pkw-Reifen in Kaluga südwestlich von Moskau ist nun an den russischen Investor S8 Capital veräußert worden.
Trennt sich von Geschäften in Russland: Conti-Vorstandschef Nikolai Setzer

Trennt sich von Geschäften in Russland: Conti-Vorstandschef Nikolai Setzer

Foto: Julian Stratenschulte / dpa

Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental ist beim geplanten Rückzug aus Russland einen wichtigen Schritt weiter. Das Werk in der Stadt Kaluga mit 1100 Beschäftigten wurde an das russische Unternehmen S8 Capital verkauft, wie der Dax-Konzern am Montag in Hannover mitteilte. Wie viele andere Unternehmen reagierte Conti mit dem Entschluss auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

In dem Werk fertigte Continental Pkw-Reifen und produzierte Klima-, Servolenkungsleitungen sowie Teile für Luftfedersysteme für den russischen Markt. Außerdem ist die Vertriebsgesellschaft für Reifen in Moskau Teil des Verkaufs. Die Transaktion sei von den zuständigen Behörden genehmigt, hieß es weiter. Über den Kaufpreis sowie weitere Details hätten die Parteien Stillschweigen vereinbart.

Verkaufsprozess in Tschistopol

Continental besitzt damit nach eigenen Angaben weiter Anteile an einem Gemeinschaftsunternehmen zur Produktion von Tachographen in Tschistopol mit rund 10 Beschäftigten. Hierbei befinde sich der Verkaufsprozess in einem fortgeschrittenen Stadium, die erforderlichen behördlichen Genehmigungen stünden noch aus, hieß es. Darüber hinaus gebe es noch Vertriebsbüros in Moskau mit rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Auch hier werde weiterhin ein kontrollierter Rückzug angestrebt.

Das Werk lockte dabei auch andere Interessierte an. Siegfried Wolf (65), der heute den Aufsichtsrat der Continental-Abspaltung Vitesco anführt, meldete sich bei Conti und machte ein privates Angebot, wie manager magazin Recherchen ergaben . Zahlen wollte Wolf demnach so gut wie nichts für das Werk, in dessen Bau der deutsche Konzern Mitte der 2010er Jahre rund 240 Millionen Euro investiert hatte. Letztlich aber gelang es Conti mit Vorstandschef Nikolai Setzer (52) an der Spitze, die Verhandlungen mit einem anderen, zumindest etwas besser zahlenden Investor bis kurz vor den Abschluss zu treiben.

Die Russland-Sanktionen zusammen mit dem gestiegenen Zinsniveau machen dem Unternehmen zu schaffen, wie sich auf der vergangenen Hauptversammlung zeigte. Contis Nettogewinn schrumpfte von rund 1,4 Milliarden Euro (2021) auf 67 Millionen Euro.

mje/dpa
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