Milliardendeal vor dem Aus
Übernahme von Tiffany durch LVMH droht zu platzen
Die Übernahme der US-Edeljuwelierkette Tiffany durch LVMH droht zu platzen. Tiffany will den französischen Luxuskonzern nun per Klage dazu zwingen, den Übernahmepreis von 16 Milliarden US-Dollar zu zahlen.
Es sollte der größte Deal in der Geschichte des weltgrößten Luxuskonzerns werden. Nun droht die milliardenschwere Übernahme der US-Edeljuwelierkette Tiffany durch LVMH zu platzen. Nach einer Reihe von Vorkommnissen sieht sich LVMH aus heutiger Sicht nicht in der Lage, den Zukauf wie geplant durchzuführen, teilte der Konzern am Mittwoch in Paris mit. Zuvor war der LVMH-Verwaltungsrat zusammengekommen, um die geplante Investition im Zuge der jüngsten Entwicklungen zu überprüfen.
Damit zieht LVMH-Herrscher Bernard Arnault (71) – mit einem Privatvermögen von rund 114 Milliarden Dollar aktuell der drittreichste Mensch der Welt – die Reißleine. Im Zuge der Corona-Krise, die sowohl LVMH als auch Tiffany erwischt hat, schien der ursprünglich im November, lange vor Corona, vereinbarte Kaufpreis von 16,2 Milliarden Dollar für Tiffany als sehr hoch, der Abschluss des Geschäfts verzögerte sich. In den vergangenen Wochen waren daher am Markt bereits Spekulationen aufgekommen, dass der Deal platzen könnte.
Durch einen aggressiven Expansionskurs hat sich Arnault in den vergangenen Jahren den weltgrößten Luxusgüterkonzern zusammengekauft. Zu seinem Reich zählen Modemarken wie Louis Vuitton, Dior oder Fendi. Dazu kommen Champagner (Moët, Veuve Clicquot) und Weinkellereien, Luxushotels und der Kofferhersteller Rimowa.
Mit einem Börsenwert von rund 200 Milliarden Euro ist LVMH das wertvollste Unternehmen Europas – trotz eines Geschäftseinbruchs um 27 Prozent im ersten Halbjahr war der Kurs vom Tiefpunkt MItte März um knapp die Hälfte gestiegen. Die aktuellen Nachrichten kamen an der Börse jedoch nicht gut an: Die Tiffany-Anteilsscheine sackten nach der Nachricht im vorbörslichen US-Handel zunächst um rund 15 Prozent ab und lagen zuletzt noch rund 8 Prozent im Minus. Die LVMH-Papiere verloren in Paris rund 4 Prozent.
Als Gründe für die Kehrtwende führten die Franzosen unter anderem drohende Zölle durch die US-Regierung an. Der LVMH-Konzern wurde nach eigenen Angaben inzwischen darüber informiert, dass eine Besteuerung französischer Produkte in den USA drohe. Zudem habe LVMH einen Antrag von Tiffany zur Kenntnis genommen, demzufolge die Frist für den geplanten Zusammenschluss bis 31. Dezember 2020 verlängert werden soll. Ursprünglich sollte der Deal bereits im August vollzogen werden, Tiffany hatte dann aber eine Option genutzt und die Frist bis November verlängert.
Der LVMH-Vorstand um Arnault habe nun beschlossen, sich an die Bedingungen des ursprünglichen Fusionsvertrages zu halten, denen zufolge der Deal bis zum 24. November abgeschlossen sein muss. "Beim gegenwärtigen Stand der Dinge wäre die Gruppe daher nicht in der Lage, die Übernahme von Tiffany vorzunehmen."
Tiffany kündigte nun am Mittwoch an, LVMH zu verklagen, um die Übernahme doch noch durchzusetzen. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen die Klage bereits in den USA eingereicht.