Musk-Nachfolgerin Linda Yaccarino soll Twitter-Chefin werden

Seit einem halben Jahr sorgt der umstrittene Multimilliardär Elon Musk an der Spitze des Kurznachrichtendienstes für Chaos und wegbrechende Werbeeinnahmen. Nun hat er mit der Werbeexpertin Linda Yaccarino eine Nachfolgerin gefunden.
Soll Twitter zu alter Stärke zurückführen: Die Anzeigenchefin des Medienkonzerns NBC Universal, Linda Yaccarino

Soll Twitter zu alter Stärke zurückführen: Die Anzeigenchefin des Medienkonzerns NBC Universal, Linda Yaccarino

Foto: JAMES ATOA / UPI Photo / IMAGO

Tech-Milliardär Elon Musk (51) will nach einem chaotischen halben Jahr bald den Chefposten bei Twitter abgeben. In einem Tweet  benannte er jetzt Linda Yaccarino als seine Nachfolgerin, die Anzeigenchefin des Medienkonzerns NBC Universal. Sie soll in rund sechs Wochen übernehmen, das kündigte Musk in einem vorherigen Tweet an. NBC Universal gab am Freitag bekannt, dass Yaccarino das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlasse.

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Auf Yaccarino kommt die Aufgabe zu, das Verhältnis zu Twitters Werbekunden zu kitten, das durch Musks zum Teil erratische Führung Schaden genommen hat. Er selbst will sich künftig als Technikchef um Produkte und Software kümmern. Offen ist allerdings, wie viel Handlungsfreiheit die neue Topmanagerin neben Musk bekommen kann. "Ich freue mich darauf, mit Linda zusammenzuarbeiten, um diese Plattform in X, die Alles-App, umzuwandeln.", schrieb Musk in seinem Tweet.

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Musk hatte Twitter im Oktober für rund 44 Milliarden Dollar gekauft, das Topmanagement gefeuert und selbst die Führung übernommen. Danach brachen die Werbeeinnahmen ein – die zentrale Geldquelle von Twitter. Viele Anzeigenkunden befürchteten ein negatives Umfeld für ihre Produkte bei dem Dienst. Im Dezember ließ Musk nach Kontroversen um seinen Führungsstil Twitter-Nutzer darüber abstimmen, ob er den Chefposten räumen soll – und gut 57 Prozent der 17,5 Millionen Teilnehmer sprachen sich dafür aus. Vor allem unter Tesla-Investoren gab es Murren, dass Musk zu viel Zeit mit Twitter-Belangen verbringe. Der 51-Jährige ist unter anderem Chef des Elektroauto-Herstellers und der Weltraumfirma SpaceX, deren heimliche Chefin seit 15 Jahren allerdings Gwynne Shotwell (59) ist.

Musk holt mit Yaccarino eine Werbeexpertin

Die Tech-Journalistin Kara Swisher tippte schon kurz nach Musks Tweet darauf, dass Werbeexpertin Yaccarino die wahrscheinlichste Kandidatin für den Twitter-Chefposten sei. Wenig später berichtete das "Wall Street Journal", die Managerin sei in Gesprächen über den Job.

Yaccarino verantwortet das globale Anzeigengeschäft von NBC Universal. Zum Konzern gehören unter anderem die US-Senderkette NBC und der Streamingdienst Peacock. Zuvor arbeitete sie lange im TV-Geschäft von Warner. NBC Universal ging jüngst einen Deal mit Twitter rund um Material von den Olympischen Spielen in Paris 2024 ein. Das Hollywood-Blatt "Variety" schrieb unter Berufung auf Yaccarinos Umfeld, sie habe schon länger ihre Bewunderung für Musk zum Ausdruck gebracht. Mitte April interviewte sie ihn auf der Bühne einer Branchenkonferenz.

Chaos und Krisen bei Twitter

Musks bisherige Zeit als "Head of Twitter" war von Chaos und Krisen geprägt. Nach einer Reihe höchst umstrittener Entscheidungen wurde der Gegenwind immer stärker. Zuletzt sorgte er für Chaos mit der Entscheidung, die bisherigen Verifikationshäkchen zu löschen, mit denen der Kurznachrichtendienst einst die Echtheit der Accounts von Prominenten bestätigte. Die gleichen Symbole werden jetzt Abo-Kunden zugestanden – aber ohne verlässliche Prüfung ihrer Identität.

Musks Twitter-Kauf hatte von Anfang an für viel Argwohn gesorgt. Der Multimilliardär stellte die Übernahme als Aktion zur Stärkung der Redefreiheit dar. Kritiker befürchteten jedoch eine weitere Verrohung der Internetplattform. Sie sorgten sich, dass der Eigentümerwechsel zu ungezügelten Hassbotschaften, Desinformationen und Hetze führen könnte.

Dem umstrittenen Multimilliardär gelang es bislang nicht, diese Bedenken auszuräumen. Im Gegenteil: Mit einer Kündigungswelle, erratischen Regeländerungen und anderen brisanten Entscheidungen erschütterte er das Online-Netzwerk und verschreckte Anzeigenkunden. Das Abo-Geschäft bringt hingegen nach Einschätzung von Marktbeobachtern nur wenig Geld ein.

Der milliardenschwere Twitter-Kauf, den Musk zwischenzeitlich wieder abzublasen drohte und letztlich nur unter hohem rechtlichem Druck durchzog, war bislang finanziell ein großer Misserfolg. Bei der jüngsten Ausgabe von Aktien an Mitarbeiter wurde der Firmenwert nur noch halb so hoch angesetzt, wie Musk in einem BBC-Interview bestätigte. Zugleich behauptete er in einer E-Mail an die Belegschaft, Twitter könne eines Tages 250 Milliarden Dollar wert sein.

mg/dpa-afx
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