Italienischer Telekomkonzern Ehemaliger TIM-Chef verlässt nun auch Verwaltungsrat

Der vor gut einem Monat zurückgetretene Chef des italienischen Telekomkonzerns TIM zieht sich im Streit mit Großaktionär Vivendi nun vollständig aus dem Unternehmen zurück. Gubitosi macht damit den Weg für einen Nachfolger frei.
Wirft das Handtuch: Luigi Gubitosi hatte durch seinen Posten im Verwaltungsrat bisher die Ernennung eines Nachfolgers blockiert

Wirft das Handtuch: Luigi Gubitosi hatte durch seinen Posten im Verwaltungsrat bisher die Ernennung eines Nachfolgers blockiert

Foto: NurPhoto / Getty Images

Im Streit mit dem größten Aktionär Vivendi räumt der ehemalige TIM-Vorstandschef nun auch seinen Posten im Verwaltungsrat. Luigi Gubitosi (60) scheide mit sofortiger Wirkung aus dem Gremium aus, teilte Italiens größter Telekommunikationskonzern mit. Damit macht Gubitosi gut einen Monat nach seinem Rücktritt als Vorstandschef den Weg für die Ernennung eines Nachfolgers frei.

Derzeit versucht der US-Finanzinvestor KKR das früher unter dem Namen Telecom Italia bekannte Unternehmen für knapp elf Milliarden Euro zu kaufen. Der französische Medienkonzern Vivendi hat das Gebot von 0,505 Euro je Tim-Aktie allerdings als zu niedrig abgelehnt. Der Medienkonzern hatte einst bei seinem Einstieg 1,071 Euro pro TIM-Aktie gezahlt. Gubitosi hatte den Verwaltungsratsmitgliedern daraufhin vorgeworfen, die Übernahme zu blockieren. Vivendi hält fast ein Viertel der TIM-Anteile.

Die Geschäfte des italienischen Konzerns laufen seit Langem nicht wie gewünscht. Der Umsatz des Konzerns mit seinen 42.500 Mitarbeitern ist in den vergangenen fünf Jahren um ein Fünftel geschrumpft. Dafür ist auch der scharfe Wettbewerb mit Rivalen wie Iliad, Vodafone, Wind Tre und Fastweb verantwortlich. Unter Gubitosi hatte es zuletzt zwei Gewinnwarnungen binnen drei Monaten gegeben. Auch ein Deal mit der Streamingplattform DAZN zur Übertragung von Fußballspielen der Serie A in dieser Saison brachte nicht die erhofften Zuwachszahlen an Abonnenten. Vivendi hatte deshalb schon früher versucht, Gubitosi loszuwerden.

Derzeit führt der Chef der Brasilien-Tochter, Pietro Labriola, den Konzern kommissarisch. Laut Insidern ist es aber offen, ob er die Konzernspitze übernimmt: Headhunter seien auf der Suche nach einem Vorstandschef, der langfristig eine stabile Führung gewährleiste, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

mg/Reuters, dpa-afx
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren