Drohendes Verbot in USA Tiktok sieht Abspaltung von Bytedance als letzten Ausweg

Zu viel Nähe zu China: Die bei Teenagern beliebte Video-Plattform Tiktok könnte sich von Mutter Bytedance trennen – bräuchte aber die Zustimmung der chinesischen Regierung
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Die chinesische Video-Plattform Tiktok erwägt einem Medienbericht zufolge die Möglichkeit einer Abspaltung von der Muttergesellschaft Bytedance, um Sicherheitsbedenken der USA zu zerstreuen. Die Entflechtung sei nur als letzter Ausweg gedacht, falls Vorschläge der Firma zur Verbesserung der Sicherheit auf Tiktok keine Zustimmung bei den US-Behörden finden sollten, berichtet die Agentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Die Abspaltung könnte über einen Verkauf oder einen Börsengang realisiert werden. Aber selbst dann müsste die chinesische Regierung einer solchen Transaktion zustimmen, sagten die Insider. Weder bei Tiktok noch bei seiner chinesischen Mutter Bytedance von Gründer Zhang Yiming (39) war zunächst eine Stellungnahme zu erhalten. Das US-Geschäft von Tiktok ist laut Bloomberg Intelligence-Analysten etwa 40 bis 50 Milliarden US-Dollar wert, wenn man Social Media-Multiplikatoren und andere Faktoren miteinbezieht.
Wegen der Nähe von Tiktok und Bytedance zur chinesischen Regierung befürchten Sicherheitsbehörden, dass die Volksrepublik persönliche Nutzerdaten abgreift oder zur Manipulation der öffentlichen Meinung missbraucht. Tiktok und die chinesische Regierung haben die Vorwürfe zurückgewiesen.
Einige Maßnahmen laufen bereits – aber reicht das?
In den USA droht ein landesweites Verbot von Tiktok. Derzeit wird die Plattform geprüft. Das Unternehmen stimmte vergangenes Jahr zu, eine Reihe von Maßnahmen umzusetzen, um die Sicherheit zu verbessern. Den Plan mit den entsprechenden Änderungen nennt das Unternehmen "Project Texas" . Ein Vorschlag ist, den amerikanischen Tech-Giganten Oracle als Hoster von US-Nutzerdaten und zur Überprüfung der Software heranzuziehen und ein dreiköpfiges, von der Regierung genehmigtes Aufsichtsgremium zu ernennen. Einige andere Maßnahmen sind bereits im Gange.
Da ein Überprüfungsprozess der Plattform durch US-Behörden ins Stocken geriet, ist Tiktok unklar, ob seine Pläne ausreichen, um weiterhin in den USA tätig zu sein, heißt es von Insidern. Offenbar sollen Mitglieder des Ausschusses aus dem Justizministerium nicht bereit sein, Tiktoks Vorschläge zu akzeptieren.
Auch zahlreiche andere Staaten befürchten, dass die Nutzerdaten von Tiktok in die Hände der chinesischen Regierung gelangen und damit westliche Sicherheitsinteressen untergraben könnten. Um Europa zu besänftigen, kündigte Tiktok kürzlich an, die Daten seiner europäischen Nutzer ab diesem Jahr in heimischen Datenzentren speichern.