Manager des Jahres 2020
Telekom-Chef Höttges strebt Zusammenschluss in Europa an
Nach der erfolgreichen Fusion in den USA nimmt Timotheus Höttges Europa ins Visier. Bis zu seinem Abtritt wünscht sich der Telekom-Boss Konsolidierung auch in der Heimat. T-Mobile US könnte langfristig mit einem Kabelanbieter zusammenwachsen.
Hat noch viel vor: Telekom-CEO Timotheus Höttges arbeitet an seinem Vermächtnis
Foto: TOBIAS SCHWARZ/ AFP
Vom trägen Staatskonzern zur Nummer Eins in Europa: Unter dem Vorstandsvorsitzenden Timotheus Höttges (58) ist die Deutsche Telekom so erfolgreich wie nie zuvor. In den USA gelang ihm die größte Fusion, die ein deutscher Konzern dort je gestemmt hat. Seine Belegschaft hat enorm an Selbstvertrauen gewonnen. Das manager magazin kürt den Telekom-CEO deshalb zum Manager des Jahres 2020.
Dabei ist Höttges kein einfacher Chef. Sein Managementstil ist hart, aber effektiv. In Bonn führt er etwa eine "Painlist", deren Abarbeitung er penibel überwacht. "Ich bin fast nie zufrieden", sagt Höttges im Gespräch mit manager magazin und betont, dass er "starke, selbstbewusste Leute" um sich brauche.
In seiner Amtszeit entwickelte sich vor allem die lange als Problemfall geltenden Tochter T-Mobile US äußerst erfolgreich. Unter CEO John Legere (62), der in diesem Frühjahr abtrat, gelang der Telekom der Aufstieg zur Nummer Zwei auf dem US-Mobilfunkmarkt. Die Fusion mit dem kleineren Konkurrenten Sprint – eine über zwei Jahre währende Hängepartie – konnte Höttges im April erfolgreich abschließen. Die Zusammenarbeit mit Legere war indes nicht immer einfach, gesteht Höttges heute. "In diesen Jahren habe ich eine Menge Kreide gefressen", sagt er manager magazin. Heute seien die beiden jedoch "echte Freunde".
Höttges Vertrag bei der Telekom endet 2024. Bis dahin wünscht er sich, die Konsolidierung auch auf dem europäischen Telekommunikationsmarkt voranzubringen. "Das ist das, was ich gern hinterlassen möchte", so Höttges. In den USA könnte T-Mobile langfristig mit einem Kabelanbieter wie Comcast zusammenwachsen. Kurzfristig seien die Marktführerschaft und Schuldenabbau das Ziel.
Eine Managementposition in einem anderen Konzern kann sich Höttges nicht mehr vorstellen. "Wenn ich hier durch bin, dann möchte ich etwas zurückgeben", sagt er, "vielleicht im Non-Profit-Bereich".