Verkauf an Morgan-Stanley-Fonds Großaktionär Dommermuth findet Lösung für Tele Columbus

Wird nun alles besser? Tele-Columbus-Großaktionär Ralph Dommermuth hat einen Investor gefunden
Foto: imago/Sascha DitscherEin Infrastrukturfonds der US-Investmentbank Morgan Stanley will den drittgrößten deutschen Kabelnetzbetreiber Tele Columbus übernehmen. Die Amerikaner bieten 3,25 Euro je Aktie, wie sie am Montag mitteilten. Für die Übernahme legt das zu Morgan Stanley Infrastructure Partners gehörende Investmentvehikel Kublai damit bis zu 415 Millionen Euro auf den Tisch. Der Erfolg der Offerte ist an das Erreichen einer Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent geknüpft. Die Annahmefrist des Angebots soll sechs Wochen betragen. An der Börse schoss die Tele-Columbus-Aktie am Montag um 12 Prozent auf 3,22 Euro in die Höhe. Bereits in der Vorwoche waren die Tele-Columbus-Aktien um 38 Prozent nach oben geschossen.
Hintergrund der Transaktion ist die Suche nach Partnern und Geld für den teuren Glasfaserausbau. Angesichts der hohen Verschuldung und des Geschäftsverlaufs kann Tele Columbus die Mittel dafür allein nicht aufbringen. Ralph Dommermuth (57), Chef des Großaktionärs United Internet, hatte daher nach Informationen von manager magazin im August dieses Jahres die Investmentbanker von Merryll Lynch damit beauftragt, eine Neuaufstellung des Unternehmens zu prüfen.
Sofern die Übernahme gelingt, garantiert Kublai eine 475 Millionen Euro schwere Kapitalerhöhung durch die der Kabelnetzbetreiber einen Teil seiner Verbindlichkeiten abtragen will. Eine außerordentliche Hauptversammlung am 20. Januar soll den Weg für die Kapitalerhöhung frei machen. Weitere 75 Millionen Euro will der künftige Eigentümer in den Ausbau des Glasfasernetzes von Tele Columbus stecken. Aktuell sind Unternehmensangaben zufolge 2,4 Millionen Haushalte an das Breitbandnetz von Tele Columbus angeschlossen, bis 2030 sollen rund zwei Millionen dieser Haushalte via Glasfaser mit Gigabit-Bandbreiten versorgt werden.
Tele Columbus bleibt eigenständiges Unternehmen
Vorstand und Aufsichtsrat von Tele Columbus begrüßten das Übernahmeangebot. "Damit können wir unsere Verschuldung senken und es werden neue Eigenkapitalmittel bereitgestellt", sagte Tele-Columbus-Chef Daniel Ritz. In Alternativszenarien hätten alle Aktionäre Kapital nachschießen müssen. Darüber hinaus bleibe Tele Columbus ein eigenständiges Unternehmen. Ein Beherrschungsvertrag ist laut den Angaben nicht vorgesehen. Die Bieterin unterstütze das bestehende Management von Tele Columbus, heißt es in der Mitteilung. Mit dem Abschluss der Transaktion werde im zweiten Quartal 2021 gerechnet.
United-Internet-Chef Dommermuth kündigte an, den Anteil von 29,9 Prozent an Tele Columbus bei einem Erfolg des Übernahmeangebots in die Bietergesellschaft einzubringen und sich dafür an dem Investmentvehikel Kublai beteiligen zu wollen. Die zum Konzern gehörende 1&1 Drillisch AG habe mit Tele Columbus einen Vorvertrag über die Nutzung des Kabel- und Glasfasernetzes von Tele Columbus als Vorleistung für ihre Breitbandprodukte geschlossen. Die Aktie von United Internet fiel um bis zu 4,1 Prozent auf 34,26 Euro.
"Als Ankeraktionär sind wir sehr an einer nachhaltigen Lösung zur Schaffung einer soliden Kapitalstruktur von Tele Columbus interessiert", sagte Dommermuth. "Diese sichert unser strategisches Investment in das Unternehmen und ermöglicht eine langfristige Wachstumsstrategie." United Internet werde sich bei Vollzug des Übernahmeangebots in einer Größenordnung von 142 bis 190 Millionen Euro an der Kapitalerhöhung beteiligen. Zudem könne der Konzern bei einem Erfolg der Übernahmeofferte seinen Anteil an der Bietergesellschaft nach seiner Wahl so erhöhen, dass er durchgerechnet zwischen 29,9 und 40 Prozent an Tele Columbus beteiligt ist.
Rocket-Internet-Chef Samwer macht Kasse
Dommermuth stieg 2016 mit großen Plänen bei dem Netzbetreiber ein. United Internet hatte nie ein eigenes Netz und musste bei der Konkurrenz für Netzmieten vorstellig werden. Mit dem Columbus-Glasfasernetz in der Hinterhand hoffte er auf eine bessere Verhandlungsposition. Doch die Hoffnung platzte: Bis zur Bekanntgabe des Übernahmeangebots am heutigen Montag hat Tele Columbus rund 60 Prozent seines Wertes verloren.
Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer (48) will dagegen Kasse machen. Der Großaktionär, der 2019 zu einem Preis von rund zwei Euro je Aktie eingestiegen ist, will seinen Anteil von 13,36 Prozent andienen. Damit endet diese Verflechtung der beiden befreundeten Tech-Manager Samwer und Dommermuth.