CES 2023 VW stellt ID.7-Prototyp in Las Vegas vor

Volkswagen will die ID-Familie mit einem neuen Modell krönen – der Konzern wird die Limousine ID.7 auf der weltgrößten Technikmesse CES Las Vegas vorstellen. Das sind die Schlüsselthemen und wichtigsten Trends.
Noch mit Tarnung: Volkswagen stellt auf der Technikmesse CES in Las Vegas den Prototypen ID.7 vor

Noch mit Tarnung: Volkswagen stellt auf der Technikmesse CES in Las Vegas den Prototypen ID.7 vor

Foto: Ingo Barenschee / dpa-tmn

Die elektrische ID-Familie bekommt ein neues Flaggschiff. Im Sommer will VW die Modellreihe mit dem ID.7 krönen. Das teilte Volkswagen bei der Premiere einer seriennahen Studie im Vorfeld der Elektronik- und Technikmesse CES (5. bis 8. Januar) in Las Vegas mit.

Auch wenn der Prototyp seine endgültige Form noch mit einer in bunten Farben leuchtenden Lackierung kaschiert, ist der eher konventionelle Limousinen-Schnitt bereits gut zu erkennen. Der Viertürer habe knapp drei Meter Radstand und strecke sich auf annähernd fünf Meter Länge, soll aber innen deutlich mehr Raum bieten als der ähnlich große Passat. Weil die Karosserie zudem ausgesprochen windschnittig sei, komme der mit bis zu 299 kW/400 PS motorisierte ID.7 auf eine Normreichweite von rund 700 Kilometer.

Während viele Technologiekonzerne Jobs abbauen und sich auf geringeres Wachstum einstellen, lädt die CES ab Donnerstag das reguläre Publikum ein, die neuesten Trends zu bestaunen. Der massive Stellenabbau bei Amazon, Facebook, HP und anderen dürfte dabei eher zweitrangig sein. Nicht schlechte, sondern gute Nachrichten will sie verbreiten, auch im 46. Jahr Schauplatz von wichtigen Technik-Premieren sein. In den vergangenen drei Jahren allerdings bremste die Corona-Pandemie die Messe aus. In diesem Jahr buhlen 3100 Aussteller aus 173 Ländern um die Aufmerksamkeit der CES-Besucher. Zu den Schlüsselthemen in Las Vegas gehören diese Trends, die das High-Tech-Jahr 2023 dominieren können.

Künstliche Intelligenz überall

Ende 2022 haben Anwendungen mit künstlicher Intelligenz einen spektakulären Durchbruch erlebt. So veröffentlichte das KI-Forschungsunternehmen OpenAI den Chatbot ChatGPT, der scheinbar intelligente Antworten auf Fragen geben kann. In Windeseile sprach sich herum, dass der Textgenerator in Sekunden Aufsätze verfassen kann, die sich zumindest auf den ersten Blick von aufwändig recherchierte Seminararbeiten kaum unterscheiden. Der Softwareroboter kann aber auch Shakespeare nachahmen oder Programmcode schreiben.

Text-zu-Bild-Generatoren wie Midjourney und Stable Diffusion können bereits heute beeindruckende Kunst auf Kommando erzeugen. Und sie werden mit jedem Update weiter verbessert. Der KI-Trend wird sich 2023 mit voller Wucht fortsetzen. Es ist absehbar, dass die großen KI-Spezialisten wie Google, Microsoft und Meta Herausforderern wie OpenAI nicht das Feld überlassen werden. Aber auch kleinere Anbieter und Start-ups werden auf den KI-Zug aufspringen.

Metaverse nicht nur von Meta

Das Metaverse bezeichnet zum einen eine digitale und interaktive Umgebung, die mit einer Virtual-Reality-Brille betreten werden kann. Darin können User als Avatare arbeiten, spielen, sich treffen oder einkaufen. Zum Metaverse werden aber auch Anwendungen gerechnet, bei denen digitale Informationen im realen Sichtfeld der Anwenderinnen und Anwender angezeigt werden. "Für mich ist das Metaverse die nächste Generation des Internets", sagte Steve Koenig, der beim Messeveranstalter, dem US-Branchenverband CTA, für Marktforschung zuständig ist.

Auf der Messe in Las Vegas wird deutlich, dass das Metaverse nicht nur eine fixe Idee von Mark Zuckerberg ist, der so sehr auf den Trend setzt, dass er sogar seinen Facebook-Konzern in Meta umbenannt hat. So wird von HTC ein Konkurrenzprodukt zu den Quest-VR-Brillen von Meta erwartet. Und Sony hat bereits vor der CES angekündigt, dass die neue Virtual-Reality-Brille Playstation VR2 noch in diesem Februar auf den Markt kommen soll. In dem Headset sind unter anderem vier Kameras eingebettet, die Bewegungen des Controllers und der Spieler inklusive deren Blickrichtungen erfassen.

Auch bei Metaverse-Anwendungen tut sich was: So stellen der Automobilhersteller Stellantis und Microsoft auf der CES einen Ausstellungsraum im Metaverse vor. Und ein Unternehmen namens OVR präsentiert eine Lösung, mit der man im Metaversum Gerüche vermitteln kann. Große Bewegung in den Markt könnte im Jahr 2023 noch Apple bringen. Manche Beobachter sind sich sicher, dass der iPhone-Konzern in diesem Jahr sein erstes Headset auf den Markt bringen wird. Apple-Chef Tim Cook ist vom Ansatz der "Augmented Reality" begeistert, bei dem digitale Daten die analoge Welt erweitern. Allerdings lässt Apple sich traditionell nicht auf der CES in die Karten schauen, sondern setzt auf eigene Events.

Autonomes Fahren

Autonom fahrende Autos werden sich viel sicherer durch Stadt und Land bewegen als von Menschen gelenkte Fahrzeuge. Da sind sich quasi alle Experten einig. Doch wann die selbstfahrenden Wagen endlich marktreif sind, steht noch in den Sternen. Im vergangenen Jahr schockierte das "Aus" für das hoch gehandelte Start-up Argo AI die Branche: Volkswagen und Ford stoppten die Finanzierung des Robocar-Projektes und schrieben 4,5 Milliarden Dollar ab. Doch auf der CES wird deutlich, dass die Branche sich nicht von der Vision automatisierter und autonomer Autos verabschiedet hat. Dabei verfolgen die Firmen technisch unterschiedliche Ansätze. Während Tesla lange Zeit komplett auf Kameras zur Erfassung der Umgebung setzte, vertrauen die meisten anderen Player auf einen Mix mit Radar- und Lasersensoren (Lidar).

Tesla-Chef Elon Musk hat eine Neuheit im Automobilbereich angekündigt, das sogenannte 4D Imaging Radar. Bei diesem System sollen viele kleine Radarantennen in einem System integriert werden. Angeblich erreicht man damit eine viel feinere Auflösung ähnlich wie bei einem viel teureren Lidar-System. Ob Musk seine vollmundigen Versprechen einhalten kann, werden die kommenden Monate zeigen.

Nvidia und Foxconn schmieden Kooperation für autonomes Fahren

Der US-Chiphersteller Nvidia und der taiwanische iPhone-Auftragsfertiger Foxconn wollen gemeinsam Elektronikplattformen für autonome Fahrzeuge entwickeln. Beide Seiten kündigten am Dienstag eine Partnerschaft dazu an. Foxconn will demnach elektronische Steuergeräte (ECUs) für Autos herstellen, die auf Nvidias Drive Orin Chip basieren, der speziell für die Datenverarbeitung in vernetzten und autonomen Fahrzeugen entwickelt wurde. Die Steuergeräte sollen für den globalen Automobilmarkt gedacht sein.

Nvidia verspricht sich von der Kooperation, die wachsende Nachfrage nach Chips für autonome und vernetzte Fahrzeuge besser bedienen zu können. Foxconn will bei dem Bau von Autos in seinem Werk im US-Bundesstaat Ohio auf Nvidia-Technologie für autonomes Fahren setzen. Das Unternehmen, das Apples iPhone fertigt, stellt Fahrzeuge für den Elektrotruck-Hersteller Lordstown her und soll auch das zweite Modell des E-Autobauers Fisker bauen.

Ende der Chipkrise

In den Corona-Jahren waren viele Chips Mangelware, weil bei einer erhöhten Nachfrage nach Elektronik-Produkten wichtige Lieferketten unterbrochen und Fehler in der Beschaffungspolitik begangen wurden. Nach Einschätzung des CTA-Managers Koenig könnte sich das in diesem Jahr ändern. "Der riesige Bedarf aus den Pandemiezeiten lässt nach. Und das ist eine gute Nachricht, weil dadurch endlich wieder Chips verfügbar sind", sagte Koenig. Die überlangen Vorlaufzeiten normalisierten sich langsam wieder, auch weil mehr Produktionsstätten den Betrieb aufnehmen. Für die Branche könnten das aber auch Vorboten eines anderen Problems sein: "Wir werden uns von einer Chip-Knappheit zu einem möglichen Überangebot hin entwickeln."

rei/dpa-afx
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