Fast-Fashion-Gruppe Chinesischer Moderiese Shein liebäugelt mit der Wall Street

Kein chinesisches Unternehmen wuchs zuletzt schneller als die Modefirma Shein. Mit einem Trick erwägt der Fast-Fashion-Riese nun offenbar einen Börsengang in den USA. Es wäre der zweite Versuch in einer politisch unruhigen Zeit.
Günstig und angesagt: Der chinesische Fast-Fashion-Riese Shein will im Westen weiter expandieren und strebt in den USA an die Börse

Günstig und angesagt: Der chinesische Fast-Fashion-Riese Shein will im Westen weiter expandieren und strebt in den USA an die Börse

Foto: YUICHI YAMAZAKI / AFP

Angesichts des jüngsten verbalen Säbelrasselns zwischen Peking und Washington wirkt die Nachricht fast wie aus der Zeit gefallen: Der chinesische Modehändler Shein, der mittlerweile als weltgrößter Online-Modemarktplatz gilt, strebt in der zweiten Jahreshälfte eine Notierung an der New Yorker Börse an.

Zunächst aber wolle die 2008 vom ehemaligen chinesischen Marketingprofi Chris Xu gegründete Fast-Fashion-Gruppe noch in diesem Monat zwei Milliarden Dollar in einer neuen Finanzierungsrunde aufbringen, erklärten drei Insider der Nachrichtenagentur Reuters . Neben dem Staatsfonds der Vereinigten Arabischen Emirate beteiligten sich das Private-Equity-Unternehmen General Atlantic und die Risikokapitalgruppe Sequoia Capital China an der Finanzierungsrunde, heißt es.

Es waren auch diese drei Investoren, die bei Sheins vergangener Finanzierungsrunde im April 2022 maßgeblich beteiligt waren und den Wert der Gruppe zwischenzeitlich auf 100 Milliarden Dollar hochgeschraubt hatten. Zu diesem Zeitpunkt war Shein, das es vor zwei Jahren noch auf eine Bewertung von 15 Milliarden Dollar brachte, hinter der Tiktok-Mutter ByteDance und Elon Musks SpaceX das drittwertvollste Privatunternehmen.

Shein war zwischenzeitlich 100 Milliarden Dollar wert

Danach allerdings brach der Markt für Risikofinanzierungen massiv ein, wagten kaum noch Unternehmen den Sprung aufs Parkett, rauschten die Bewertungen von Technologieunternehmen in die Tiefe. Shein wird derzeit mit bis zu 85 Milliarden Dollar bewertet. 

Nach dem Jahr 2020 wäre der nun angestrebte IPO in den USA bereits der zweite Versuch von Shein. Käme der Börsengang tatsächlich zustande, könnte er in diesem Jahr einer der größten weltweit werden. Es wäre zugleich ein Test für den Appetit der US-Investoren auf chinesische Unternehmen inmitten einer Phase sehr nervöser Kapitalmärkte und geopolitischer Spannungen.

Dabei ist zu bedenken, dass China im vergangenen Monat mit neuen Regeln eine ausländische Notierung chinesischer Unternehmen zusätzlich erschwert hat. Nach Daten von Refinitiv haben Unternehmen aus China im vergangenen Jahr bei US-Börsengängen lediglich 230 Millionen Dollar eingespielt – gegenüber 12,9 Milliarden Dollar im Rekordjahr 2021.

Kann Shein die chinesische Aufsicht austricksen?

Shein wurde in der ostchinesischen Stadt Nanjing gegründet und führt seine Holding mittlerweile in Singapur, wo auch der Unternehmensgründer und CEO Chris Xu seinen Hauptwohnsitz haben soll. Der Sitz der Holding als auch der ständige Wohnsitz des Gründers sollen eine notwendige Genehmigung der chinesischen Aufsichtsbehörden umgehen helfen, heißt es.

Shein stellt besonders günstige Kleidung her, die das Unternehmen online in den USA, Europa und Asien insbesondere an junge Menschen verkauft. Die USA gelten als größter Markt des in China am schnellsten wachsenden Unternehmens, schreibt die "Financial Times" . Shein will in Europa expandieren und hat deshalb mit der Produktion in der Türkei begonnen und will eine weitere Produktionsstätte in Polen aufziehen, heißt es in verschiedenen Berichten. Zuletzt allerdings war Shein wegen der extrem niedrigen Verkaufspreise seiner Textilien in Verdacht geraten, seine Waren mithilfe von Zwangsarbeit herzustellen.

rei
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