Luka Mucic SAP-Finanzchef bekommt knapp zehn Millionen Euro Abfindung

Der scheidende SAP-Finanzvorstand Luka Mucic (r.) mit Vorstandssprecher Christian Klein (l.)
Foto: Uwe Anspach / dpaDieser Artikel gehört zum Angebot von manager-magazin+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Als SAP Ende Januar die Finanzzahlen für 2022 vorlegte, wirkte Vorstand Luka Mucic (51) äußerst gut gelaunt. Für den Finanzchef war es das 37. Mal, dass er die Zahlen für Europas wichtigsten Softwarekonzern präsentierte. Und das letzte Mal.
Nach 27 Jahren bei SAP, knapp neun davon im Vorstand, scheidet Mucic Ende dieses Monats bei den Walldorfern aus. In einer Telefonkonferenz mit Analysten bedankte sich der Manager mit warmen Worten für die langjährige Zusammenarbeit. Als Vorstandschef Christian Klein (42) auf eine Frage zu Cloudmargen antwortete, kommentierte Mucic dann noch mal väterlich: "Christian, du hast gerade bewiesen, dass ich dich in der Tat ausgezeichnet gementort habe."
Mucic geht drei Jahre früher, als sein Vertrag eigentlich vorsah. Allerdings nicht mit leeren Händen: Er erhält eine Abfindung über 9,6 Millionen Euro, wie der aktuelle SAP-Vergütungsbericht für das Jahr 2022 zeigt. Im vergangenen Jahr hat Mucic außerdem regulär 3,25 Millionen Euro verdient. 2022 lag damit im Konzern nur noch Klein mit einem Gehalt von 4,67 Millionen Euro vor dem scheidenden Finanzchef.
Das Gehalt der Vorstände wird auch am Erfolg des Unternehmens bemessen, maßgeblich an bestimmten Finanzkennzahlen. In deutlich kleinerem Maße fließen Nachhaltigkeitsziele sowie die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit ein. Der dazu zählende sogenannte Mitarbeiter-Engagement-Index hatte sich bei SAP zuletzt zum Problemwert entwickelt, wie manager magazin berichtete ; ebenso sank das Vertrauen in den Vorstand immer weiter.
Hinter Klein und Mucic folgt auf der Verdienstskala Technologievorstand Jürgen Müller (40) mit einem Gehalt von 3,21 Millionen Euro. Außerdem verdienten 2022
der Vertriebsvorstand Scott Russell (50) 2,28 Millionen
die Marketingvorständin Julia White (49) 2,28 Millionen
der Produktvorstand Thomas Saueressig (37) 1,73 Millionen
und die Personalvorständin Sabine Bendiek (56) 1,41 Millionen Euro.
Die intensiven Umbauten der obersten SAP-Etage in den vergangenen Jahren erweisen sich heute noch als teuer – mehr als elf Millionen Euro fließen aus den Vergütungsdeals weiter an längst ausgeschiedene Vorstände. Der ehemalige CEO Bill McDermott (61) etwa, der im November 2019 SAP verließ, bekommt für das Jahr 2022 noch 3,3 Millionen Euro. Jennifer Morgan (51), die knapp sechs Monate lang neben Klein Co-CEO war, verdient 2,6 Millionen Euro. Die Managerin wurde 2019 die erste weibliche CEO im Dax40 und verließ SAP im April 2020, da sich beide über die Strategie nicht einigen konnten.
In die Abgänge reiht sich, wie seit Kurzem bekannt, bald noch ein besonderer ein: SAP-Gründer und Milliardär Hasso Plattner (79) plant nach 20 Jahren an der Aufsichtsratsspitze seine Nachfolge. Zum Ende seiner Amtszeit im Mai 2024 soll Punit Renjen (61) den Posten übernehmen. Er war bis Ende 2022 Global CEO der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte und steigerte den Umsatz von 35 Milliarden auf mehr als 59 Milliarden Dollar.
Im Durchschnitt verdienen SAP-Angestellte 151.000 Euro im Jahr
Vorstandschef Klein hat Ende Januar den Abbau von 3000 Stellen bekannt gegeben, um die jährlichen Kosten um 350 Millionen Euro zu drücken. Bei den SAP-Angestellten ist deshalb die Nervosität hoch: Welche Jobs genau wegfallen, wird aktuell erst verhandelt.
Zuvor hatten Betriebsräte deutliche Gehaltssteigerungen gefordert, teils von mehr als 10 Prozent. In den vergangenen Jahren hatte es lediglich niedrige Gehaltsrunden gegeben. Nach Verkündung des Sparprogramms hatten Betriebsräte den Konzern erst im Februar in einem internen Rundschreiben für die Streichungen und ihre "mangelhafte Einbindung" kritisiert. Unter der Vorstandsebene verdienen Angestellte im Schnitt bei SAP 151.000 Euro pro Jahr.
Der Konzern hat ein schwieriges Jahr hinter sich. 2022 stieg der Umsatz zwar um 11 Prozent auf knapp 31 Milliarden Euro, die operative Marge aber sank, unter dem Strich blieben nur 1,7 Milliarden Euro Profit – 68 Prozent weniger als noch 2021. Der Aktienkurs , der im vergangenen Herbst zwischenzeitlich auf unter 80 Euro gerutscht war, steht immerhin wieder bei 103 Euro – SAP ist aktuell rund 130 Milliarden Euro an der Börse wert, mehr als jeder andere Konzern im Dax.