Cloud-Erlöse steigen Investitionen und Ukraine-Krieg drücken SAP-Gewinn

Das Geschäft zur Nutzung von Software über die Cloud legt kräftig zu. Doch Investitionen und der Rückzug aus Russland drücken das Ergebnis von SAP im ersten Quartal deutlich. Anleger ziehen sich zurück.
Mehr Geschäft in der Cloud: SAP-Konzernzentrale in Walldorf

Mehr Geschäft in der Cloud: SAP-Konzernzentrale in Walldorf

Foto: Uwe Anspach/ picture alliance / dpa

Der Softwareriese SAP liefert zum Jahresstart ein gemischtes Bild ab. Während der Walldorfer Dax-Konzern seine Umsätze dank der gestiegenen Nachfrage nach seinem Cloud-Angebot in die Höhe schrauben konnte, fiel das Betriebsergebnis wegen höherer Ausgaben im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg, Investitionen in Forschung und Entwicklung und das Marketing.

Konzernergebnis bricht um 41 Prozent ein

Konkret gab das Betriebsergebnis von Januar bis März währungsbereinigt um sieben Prozent auf knapp 1,68 Milliarden Euro nach, teilte der Konzern am Freitagmorgen mit. Das lag unter den Erwartungen von Analysten. Unter dem Strich brach der Gewinn um 41 Prozent auf 632 Millionen Euro ein. Der Umsatz kletterte hingegen währungsbereinigt um sieben Prozent auf knapp 7,08 Milliarden Euro und die Cloud-Erlöse legten sogar währungsbereinigt um ein Viertel auf 2,82 Milliarden Euro zu. Das Zahlenwerk kam bei den Anlegern nicht gut an: Die im Dax notierten Aktien von SAP  gaben um 3,4 Prozent nach.

"Wir hatten einen soliden Start in das Jahr und unser Ausblick bleibt unverändert", sagte der scheidende Finanzchef Luka Mucic (50), der dem Konzern nach 27 Jahren spätestens im März 2023 den Rücken kehren wird. Im Gesamtjahr – dem Jahr des 50-jährigen Firmenjubiläums – will SAP weiterhin auf ein währungsbereinigtes Betriebsergebnis zwischen 7,8 und 8,25 Milliarden Euro kommen (2021: 8,23 Milliarden Euro) und die Cloud-Erlöse währungsbereinigt um 23 bis 26 Prozent auf 11,55 bis 11,85 Milliarden Euro erhöhen.

Rückzug aus Russland belastet

Erst diese Woche hat SAP nach längerem Zögern bekannt gegeben, sich komplett aus Russland zurückzuziehen und letztlich auch das Lizenzgeschäft mit Bestandskunden aufzugeben. Die Auswirkungen spüren die Walldorfer bereits jetzt. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Oracle-Konkurrent beim Umsatz Belastungen in Höhe von rund 300 Millionen Euro durch fehlendes Neugeschäft und die Beendigung bestehender Aufträge sowie beim Betriebsergebnis von rund 350 Millionen Euro.

Zudem bekam SAP den Gegenwind an den Finanzmärkten zu spüren. Der Finanzinvestor Sapphire Ventures, der in der Vergangenheit den Nettogewinn regelmäßig aufpäppelte, sorgte im ersten Quartal für einen Einbruch. Wegen eines deutlich geringeren Sapphire-Beitrags als im Vorjahr sank das Ergebnis je Aktie um 28 Prozent auf 1,00 Euro. "Wir bleiben Sapphire verpflichtet", sagte Mucic über die Venture-Capital-Firma, die unter anderem an dem Berliner Software-Startup Contentful beteiligt ist.

Konzentration auf Kerngeschäft, Verkäufe geplant

Um am Ausblick festhalten zu können, setzt Mucic auch auf Verkäufe. Es gehe um eine Bereinigung des Portfolios, um sich besser auf Wachstumstreiber konzentrieren zu können und Überlappungen zu beseitigen, sagte der Finanzchef. Der Prozess sei vergleichbar mit dem Verkauf des Softwaregeschäfts Digital Interconnect (SDI) an das schwedische Unternehmen Sinch 2020. Dafür bekam SAP 225 Millionen Euro. Laut Mucic könne diesmal mit einem Kaufpreis im niedrigen dreistelligen Millionenbetrag gerechnet werden, aber "es ist noch nichts entschieden".

rei/Reuters

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