Wechsel im Aufsichtsrat Hasso Plattner – SAPs Übervater tritt ab

Seit 20 Jahren sitzt der SAP-Gründer an der Spitze des Aufsichtsrats. Jetzt organisiert Hasso Plattner seine Nachfolge: Der ehemalige Deloitte-CEO Punit Renjen soll im Gremium bald die Geschicke lenken.
Gründer und Grande von SAP: Hasso Plattner zieht sich aus dem SAP-Aufsichtsrat zurück

Gründer und Grande von SAP: Hasso Plattner zieht sich aus dem SAP-Aufsichtsrat zurück

Foto: KAI PFAFFENBACH / REUTERS

Dieser Artikel gehört zum Angebot von manager-magazin+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.

Es ist ein Wechsel, der lange auf sich hat warten lassen – doch jetzt plant SAP-Übervater Hasso Plattner (79) tatsächlich ganz konkret seinen Abtritt, nach 20 Jahren als Aufsichtsratsvorsitzender des Softwarekonzerns, nach einem halben Jahrhundert an der Spitze der SAP. Zum Ende seiner Amtszeit im Mai 2024 will Plattner seinen Posten an Punit Renjen (61) abgeben, der bis Ende 2022 Global CEO der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte war.

Verbrachte seine gesamte Karriere bei Deloitte: Punit Renjen war bis Ende 2022 Global CEO der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Verbrachte seine gesamte Karriere bei Deloitte: Punit Renjen war bis Ende 2022 Global CEO der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Foto: Hollie Adams / Bloomberg / Getty Images

Am 11. Mai soll Renjen sich auf der Hauptversammlung zur Wahl stellen. Mit einer Wahl in den SAP-Aufsichtsrat würde dann der Übergangsprozess von Plattner auf Renjen beginnen. Ein Jahr später soll er die Führung des Gremiums übernehmen.

SAP durchlaufe "den grundlegendsten strategischen Wandel in seiner 50-jährigen Geschichte", heißt es seitens des Konzerns zur Personalie. Punit Renjen besitze da "wertvolle strategische Erfahrungen" mit Blick auf Unternehmen in sich schnell wandelnden Umgebungen und kenne die Anforderungen globaler Kunden sehr genau. In seinen sieben Jahren als CEO bei Deloitte steigerte Renjen den Umsatz von 35 Milliarden auf mehr als 59 Milliarden Dollar – Deloitte stieg unter seiner Ägide zum weltweit größten Wirtschaftsprüfer auf.

Für SAP bedeutet der Wechsel das Ende einer Ära. Der scheidende Plattner war seit 2003 Aufsichtsratsvorsitzender des Softwarekonzerns, den er 1972 gemeinsam mit Dietmar Hopp (82), Claus Wellenreuther (88), Klaus Tschira und Hans-Werner Hector (83) gegründet hatte. Er hält noch immer mehr als 6 Prozent der Aktien und zählt mit einem Vermögen von mehr als acht Milliarden Euro zu den zwanzig reichsten Deutschen . Zuletzt hatte sich Kritik von Investoren an Plattner gemehrt, endlich seine Nachfolge zu regeln. Und auch im Aufsichtsrat hatte es nach manager-magazin-Recherchen  Unmut gegeben.

Transformationsschmerzen

Unter SAP-CEO Christian Klein (42) hat der Konzern ein schwieriges Jahr hinter sich. 2022 stieg der Umsatz zwar um 11 Prozent auf knapp 31 Milliarden Euro, die operative Marge aber sank, unter dem Strich blieben nur 1,7 Milliarden Euro Profit – 68 Prozent weniger als noch 2021. Vorstandschef Klein hat Ende Januar den Abbau von 3000 Stellen bekannt gegeben, um die jährlichen Kosten um 350 Millionen Euro zu drücken. Der Aktienkurs, der im vergangenen Herbst zwischenzeitlich auf unter 80 Euro gerutscht war, steht immerhin wieder bei 108 Euro – SAP ist aktuell rund 133 Milliarden Euro an der Börse wert, mehr als jeder andere Konzern im Dax.

Intern drückt nicht nur das jüngste Sparprogramm auf die Stimmung. Die Transformation des SAP-Geschäfts – also der Umzug der Softwareangebote in die Cloud – hat Spuren im Konzern hinterlassen. Mit den großen Herausforderungen fühlten sich viele alleingelassen, sagte eine Führungskraft dem manager magazin Mitte Februar . In internen Umfragen sank das Vertrauen in den Vorstand zuletzt immer weiter. Während der Aufsichtsrat unter dem Noch-Vorsitzenden Plattner die Entwicklung im Auge behält, heißt es seitens SAP, man gehe das Thema bereits an und wolle das Vertrauen sowie den Austausch auf allen Ebenen fördern.

Plattners Nachfolger Renjen Punit, 1961 in Indien geboren und dort aufgewachsen, ging 1984 zum Studium in die USA und lebt seitdem dort. Seine gesamte Karriere verbrachte er bei Deloitte.

Im SAP-Gremium wird er wohl künftig weiter mit Jennifer Li (55) arbeiten, die für den chinesischen Internetriesen Baidu Investitionen leitet, und mit Qi Lu (61), dem Gründer und Chef des chinesischen Start-up-Accelerators MiraclePlus. Beide planen, sich zur Wiederwahl in den Aufsichtsrat zu stellen. Die Amtszeit der Professorin Gesche Joost (48), die seit 2015 Mitglied des Aufsichtsrats ist, endet dagegen mit der diesjährigen Hauptversammlung.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren