Sam Altman auf Deutschland-Besuch OpenAI-Gründer gibt sich im Streit um KI-Regulierung versöhnlicher

Der Chef des ChatGPT-Entwicklers OpenAI Sam Altman spricht sich auf seinem Besuch in Deutschland nun doch grundsätzlich für eine KI-Regulierung aus. Zuvor hatte er noch vor einem Rückzug seines Unternehmens aus der EU gewarnt. Was die konkreten Überlegungen in Brüssel angeht, zeigte er sich dennoch skeptisch.
Sam Altman: Der OpenAI-Chef gibt sich im Streit um die zukünftige Regulierung von KI in der EU versöhnlicher, zuvor schloss er einen Rückzug von OpenAI aus der EU nicht aus

Sam Altman: Der OpenAI-Chef gibt sich im Streit um die zukünftige Regulierung von KI in der EU versöhnlicher, zuvor schloss er einen Rückzug von OpenAI aus der EU nicht aus

Foto: Sven Hoppe / dpa

Der Chef des ChatGPT-Erfinders OpenAI, Sam Altman (38) hat seine grundsätzliche Zustimmung zu einer Regulierung von Künstlicher Intelligenz (KI) geäußert – konkrete Überlegungen in der EU sieht er aber kritisch. "Ich denke, dass eine Regulierung für Technologien wie diese wirklich gut ist", sagte der US-Unternehmer bei einer Veranstaltung der Technischen Universität München (TUM) am Donnerstag. Er sei zwar generell der Meinung, dass es besser sei, erst abzuwarten, was passiere, und dann verantwortungsvoll zu reagieren. "Aber es gibt Situationen – und ich denke, dies ist eine davon – in denen wir proaktiv handeln sollten."

Zugleich schränkte Altman ein, dass die Pläne für die KI-Regulierung in Europa noch "ziemlich vage" seien. "Ich denke, es gibt eine Version des europäischen KI-Gesetzes, die gut sein kann, aber wir werden sehen, wie das Ganze ausgeht", sagte er. Zuvor hatte Altman im Gespräch mit Journalisten in London gesagt, die aktuellen Überlegungen für das Gesetz bereiteten ihm "viele Sorgen" und er schloss einen Rückzug aus der EU nicht aus. OpenAI werde zwar versuchen, sich an die Regelungen zu halten. "Aber wenn wir sie nicht erfüllen können, werden wir den Betrieb einstellen", zitierte ihn die "Financial Times".

Das rief in Brüssel heftige Reaktionen hervor. Die EU-Vorschriften zur KI seien nicht verhandelbar, sagte EU-Industriekommissar Thierry Breton (68) der Nachrichtenagentur Reuters. "Unsere Regeln sind für die Sicherheit und das Wohlergeben unserer Bürger da, und das ist nicht Gegenstand von Verhandlungen." Die EU sei mit ihrem regulatorischen Rahmen weit voraus, sagte Breton. Er befasse sich mit den Risiken, ermögliche aber auch Innovation.

Experten sehen Notwendigkeit für Regulierung

Experten wie Geoffrey Hinton (75), der gefeierte "Godfather" der künstlichen Intelligenz, warnen derzeit vor den Gefahren der KI für die Gesellschaft. Auch Oxford-Professorin Sandra Wachter weisen auf die Notwendigkeit  einer Regulierung im Hinblick auf die Fallstricke der KI hin. Dazu gehören beispielsweise Falschinformationen, Bias-Probleme und Diskriminierungen.

Die EU-Kommission hatte 2021 einen Gesetzesvorschlag vorgestellt, um die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz gesetzlich einzugrenzen. Seitdem läuft der Gesetzgebungsprozess. Neben ihren umfangreichen Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz bietet, wird sie kontrovers diskutiert: Unter anderem soll KI anhand bestimmter Parameter analysieren können, wie sich ein Mensch fühlt, was besonders attraktiv für die Gesundheits- und Marketingbranche ist und einen Milliardenmarkt bietet – doch die Grundlagen sind umstritten. Der bisherige EU-Gesetzesentwurf sieht etwa Verbote von biometrischer Überwachung, Emotionserkennung und Systemen zur Vorhersage von Verbrechen vor. Generative KI-Systeme wie ChatGPT und Midjourney sollen außerdem besonderen Transparenzregeln unterliegen. So sollen ihre Produkte wie Texte oder Bilder für Nutzer als maschinell erstellt erkennbar sein müssen.

Altman selbst glaubt nicht an die Möglichkeit einer völlig unvoreingenommenen KI. Es müsse daher die Frage geklärt werden, an wessen Werten sich die Systeme zukünftig orientieren sollen. Eine Antwort darauf habe er noch nicht, er wolle aber weltweit mit Entwicklern und anderen von der Technologie Betroffenen über eben diese Thematik reden – es sei gut, dazu einmal aus der "Bay Area Echokammer" heraus zu kommen, so Altman.

Für Unternehmen soll es zunächst "freiwillige" Regeln geben

Die EU und der US-Online-Konzern Google haben sich derweil darauf verständigt, dass es möglichst bald "freiwillige" Regeln für die Entwicklung von Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI) geben sollte. "Wir waren uns einig, dass wir es uns nicht leisten können, auf das Inkrafttreten des KI-Gesetzes zu warten", sagte EU-Industriekommissar Breton am Mittwoch nach einem Gespräch mit Google-Chef Sundar Pinchai (50) in Brüssel der Nachrichtenagentur AFP.

Die EU will nach wie vor der erste Gesetzgeber weltweit werden, der die neuen Technologien umfassend reguliert. Breton schränkte jedoch ein, dass selbst bei einer Verabschiedung des abschließenden Gesetzes noch in diesem Jahr, dieses "frühestens Ende 2025" in Kraft treten werde.

Bis es soweit ist, will die EU-Kommission nun "mit allen KI-Entwicklern zusammenarbeiten, um einen freiwilligen Pakt einzuführen", sagte Breton. Dabei solle eine "große Anzahl von Akteuren, ob europäisch oder außereuropäisch", einbezogen werden. "Wir sehen bereits einige allgemeine Regeln. Viele Dinge könnten umgesetzt werden, ohne ein Gesetz zu erlassen", fügte der Industriekommissar hinzu. Etwa könnten KI-generierte Bilder mit einem entsprechenden Hinweis versehen werden. Gwinne haben zglegt

Der Hype um Altmans KI-Chatbot ChatGPT hatte zuletzt einen Wettlauf um die beste KI-Software eingeläutet und das Machtgefüge unter den Tech-Giganten  verschoben – allen voran Microsoft, OpenAIs wichtigsten Unterstützer, und Google.

dpa-AFX/AFP/frm
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