Schwache Beteiligungen Rocket Internet verbucht Halbjahresverlust

Schwierige Zeiten für den Start-up-Finanzierer Rocket Internet: Schwache Beteiligungen haben dem MDax-Unternehmen im ersten Halbjahr Verluste beschert.
Rocket-Chef Oliver Samwer

Rocket-Chef Oliver Samwer

Foto: Tobias Hase/ dpa

Der Berliner Start-up-Investor Rocket Internet hat im ersten Halbjahr einen kleinen Verlust gemacht. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von zwölf Millionen Euro nach einem Gewinn von 548 Millionen Euro vor einem Jahr, teilte das MDax-Unternehmen am Freitag in Berlin mit. Wesentliche Beteiligungen und Gemeinschaftsunternehmen von Rocket Internet hatten auch im zweiten Quartal rote Zahlen eingefahren. Dennoch hätten sie sich operativ trotz der Covid-19-Krise gut entwickelt, hieß es vom Konzern.

Im Jahresverlauf besserte sich die Bilanz für Rocket gegenüber dem ersten Quartal ohnehin deutlich, nach drei Monaten hatte ein Verlust von 162 Millionen Euro unter dem Strich gestanden. Die Börsenkurse von Beteiligungen entwickelten sich laut Rocket-Chef Oliver Samwer (48) im zweiten Quartal positiv. Ende August verfügte Rocket Internet netto über liquide Mittel von 1,2 Milliarden Euro. Ende April waren es noch 1,9 Milliarden Euro gewesen. 

Rocket will sich von der Börse zurückziehen und hat Anfang September den Investoren den Rückkauf der Aktien zu 18,57 Euro angeboten. Damit stieß Rocket-Chef Samwer allerdings auf heftige Kritik, denn noch vor sechs Jahren beim Börsengang seines Unternehmens hatten Anleger einen Ausgabepreis von 42,50 Euro je Aktie gezahlt. Wer von Anfang an dabei ist, soll nun also mehr als die Hälfte seines Einsatzes verlieren. Samwer sowie seine ebenfalls an Rocket beteiligten Brüder dagegen machten beim IPO kräftig Kasse und stehen nun auch beim Delisting als die Gewinner da.

"Das ist eine bodenlose Frechheit", sagte Michael Kunert, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), gegenüber manager magazin, als die Pläne zum Börsenrückzug kürzlich publik wurden. "Samwer hinterlässt in Deutschland verbrannte Erde. Das ist ein schwerer Schlag gegen die Aktienkultur in Deutschland." Die Aktionäre würden "eiskalt übers Ohr gehauen", so Kunert.

Auch E-Commerce-Experte Jochen Krisch äußerte sich auf Twitter kritisch zu Samwers Börsenflucht. "Im Grunde ist das ein Skandal: Die angesammelten Rocket-Milliarden werden nicht ausgeschüttet und die Rocket-Aktionäre so ein letztes Mal über den Tisch gezogen", schrieb Krisch.

Die Entscheidung über den umstrittenen Börsenrückzug von Rocket Internet soll auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 24. September fallen. Es gibt allerdings kaum einen Zweifel, dass Samwer seine Pläne durchsetzen wird, denn gemeinsam mit seinen Brüdern, mit denen er knapp 50 Prozent der Aktien hält, verfügt er über ausreichend Stimmenanteile.

cr/dpa-afx
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