Podcast "Deutschlands digitale Hoffnungsträger" Wie soll Flixbus nach der Coronakrise durchstarten, André Schwämmlein?
Während sich zahlreiche Tech-Spieler in der Coronapandemie vor dem Boom ihres Geschäfts kaum retten konnten, musste André Schwämmlein (41) eine Vollbremsung hinlegen. Der Gründer und CEO von Flixbus fror seine Busfahrten für mehrere Monate komplett ein. Das gesamte Business brach weg.
"Ich erinnere mich, dass ich vor zwei Jahren zum ersten Mal in einem längeren Urlaub war, nach fast zehn Jahren, und zurückgekommen bin mit Verwunderung, was da in Asien passiert", erzählt Schwämmlein im manager-magazin-Podcast "Deutschlands digitale Hoffnungsträger". Wenige Tage später sei klar gewesen, dass er das italienische Netz erst einmal einstellen würde.
"Es war einer der emotionalsten und einer der schwersten Momente, das zu sehen. All diese Busse, all das Geschäft, das wir aufgebaut haben – zu sehen, wie es zu nichts zerfällt, das Netz komplett stehenbleibt. Und nicht zu wissen, ob das Geschäft wiederkommt. Das war für uns als Gründer unfassbar schwer zu ertragen und sehr schwer zu verkraften."
Ihre Investoren wie General Atlantic oder Blackrock konnten die drei Gründer Schwämmlein, Jochen Engert (41) und Daniel Krauß (38) dennoch überzeugen, den Firmenwert bei einer Finanzierung 2021 auf rund drei Milliarden Dollar zu steigern. Mit dem Kapital haben sie sich außerdem eine aufsehenerregende Übernahme geleistet: Flixbus hat den US-Busbetreiber Greyhound gekauft – und will die Marktführerschaft in den USA ausbauen. Die Passagierzahl insgesamt will Schwämmlein in den nächsten Jahren auf 100 Millionen hochschrauben, zu den 36 Ländermärkten sollen ebenfalls neue hinzu kommen.
Mit Blick auf Deutschland, wo Schwämmlein sein Zugangebot anschieben will, spricht er über die mühselige Konkurrenz zur Deutschen Bahn, über die hohen Trassenpreise und darüber, was sich beim Zugang zum Schienennetz seiner Meinung nach verändern sollte.
"Jahrzehntelang wurde gesagt: Die Öffnung des Fernbusmarktes ist das Ende des Schienenverkehrs in Deutschland, quasi das Ende der Deutschen Bahn. Wir haben gesagt, dass es von Anfang an Quatsch gewesen ist", so Schwämmlein, "und wie man heute sieht, ist es auch bis zum Ende Quatsch gewesen, weil es einfach nur Angstmache war."
Die bewegten Zeiten bei Flixbus erstrecken sich auch auf den Vorstand. Während das Geschäft langsam wieder hochfährt, wird es künftig operativ nicht mehr von den drei Gründern gemeinsam gesteuert. Jochen Engert wechselt in den Aufsichtsrat, Daniel Krauß und Schwämmlein, die sich schon seit Schulzeiten kennen, bekommen einen neuen Finanzchef an die Seite – Christoph Debur, der von Condor kommt.
Schwämmlein will mehr Verantwortung in sein Unternehmen hineingeben und sich im Vorstand verstärkt um die strategischen Fragen kümmern. Die großen Themen – Zugverkehr und USA - seien jetzt angestoßen. "Da ist noch viel Arbeit zu tun. Aber es stellt sich die Frage: What's next? Und da stehen wir bei ganz wenigen Prozenten von dem, wo wir hinwollen. Das heißt, da sind noch riesige Themen und da wollen wir wirklich aufpassen, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen und das Unternehmen im Großen und Ganzen in die richtige Richtung schieben."
Dazu soll auch irgendwann einmal ein Börsengang gehören. "Aber das steht gerade nicht im Zeitplan."
Hinweis: Die Aufnahme des Podcasts geschah vor der Eskalation in der Ukraine. Seitdem hat Flixbus Busse zur Verfügung gestellt, die Geflüchtete hinter der polnischen Grenze aufnehmen und kostenlos fahren lassen.

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Im Podcast "Deutschlands digitale Hoffnungsträger" informiert und diskutiert mm-Redakteurin Christina Kyriasoglou mit ihrem Kollegen Mark Böschen, welche Chancen die wichtigsten digitalen Hoffnungsträger der deutschen Wirtschaft wirklich haben, an die Weltspitze vorzustoßen. Sie können den Podcast über manager magazin sowie auf Spotify , Apple , Deezer und bei google abonnieren.