Microsofts Umsatz steigt stärker als erwartet, der Gewinn aber sinkt und das Wachstum des Softwarekonzerns flacht ab. Anleger nehmen nach der jüngsten Rekordrally Gewinne mit.
In der Corona-Krise hat die PC-Sparte von Microsoft wieder zugelegt.
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Microsoft hat im vierten Quartal des Geschäftsjahres (Ende Juni) mit seinem Umsatz die Analysten-Erwartungen übertroffen. Der Softwarekonzern steigerte die Erlöse im Jahresvergleich um 13 Prozent auf gut 38 Milliarden Dollar - am Markt waren eher um die 36,5 Milliarden Dollar erwartet worden.
Zugleich aber verlangsamte sich das Wachstum von Microsofts Cloud-Plattform Azure binnen drei Monaten von 59 Prozent auf 47 Prozent. Im Vorjahreszeitraum ohne Corona-Pandemie waren es noch 64 Prozent Wachstum. Anleger zeigten sich verschnupft: Die Aktie von Microsoft verlor nachbörslich zunächst 2,6 Prozent. Jedoch haben die Titel Aktie seit Jahresbeginn bereits gut ein Drittel zugelegt, während der Dow Jones im gleichen Zeitraum um rund fünf Prozent fiel.
Der Software-Riese erklärte, dass der anhaltende Trend, von zu Hause aus zu arbeiten und zu lernen, die Nachfrage nach seinen Cloud-Computing-Diensten und Produkten für die Produktivität am Arbeitsplatz, wie E-Mail und Videokonferenzen (Teams), angeheizt habe. Zugleich aber habe die Pandemie auch den Verkauf dieser Produkte an kleinere Unternehmen verlangsamt und die Werbeeinnahmen für den Karriere-Netzwerkservice LinkedIn geschmälert.
Corona-Krise treibt PC-Sparte an
Microsoft richtete sich in den vergangenen Jahren konsequent auf das Cloud-Geschäft aus, das zum Wachstumstreiber wurde. Der Konzern gab an, dass sein kommerzielles Cloud-Geschäft zum ersten Mal einen Jahresumsatz von 50 Milliarden Dollar überschritten habe.
In der Corona-Krise bekam aber auch der lange schwächelnde PC-Markt wieder Rückenwind - unter anderem durch Notebook-Käufe für Heimarbeit. Die Microsoft-Sparte, in der das Geschäft mit dem Windows-Betriebssystem, den hauseigenen Surface-Computern und der Spielkonsole Xbox gebündelt ist, steigerte den Umsatz um 14 Prozent auf 12,9 Milliarden Dollar. Analysten hatten sich auf etwa 11,5 Milliarden eingestellt.
Der Gewinn in dem Ende Juni abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal sank unterdessen um 15 Prozent auf 11,2 Milliarden Dollar. Microsoft hatte vor einigen Wochen die Schließung des Großteils seiner hauseigenen Einzelhandelsläden angekündigt, was die Bilanz mit 450 Millionen Dollar belastete.
Ärger mit einem Wettbewerber
Der Erfolg von Microsofts Videokonferenzdienst "Teams" indes weckt den Unmut eines Wettbewerbers. Einer seiner Rivalen, der Arbeitsplatz-Chat-Dienst Slack, reichte am Mittwoch in der Europäischen Union eine Beschwerde gegen Microsoft ein und beschuldigte den Software-Riesen des wettbewerbswidrigen Verhaltens.
Slack sagte am Mittwoch, dass Microsoft sein Produkt Teams, das Slack ähnlich ist, illegal in Office 365, seinem E-Mail-Paket und anderer weit verbreiteter Unternehmenssoftware bündelt. Slack behauptet, Microsoft zwinge Unternehmen, es zu installieren und blockiere seine Entfernung.
Microsoft betonte hingegen, dass sein Wettbewerbsvorteil gegenüber Slack auf der Fähigkeit von Teams beruht, Menschen über Video miteinander zu verbinden. Microsoft werde der Europäischen Kommission weitere Informationen zur Verfügung stellen und ihre Fragen zur Slack-Beschwerde zu beantworten.