Angriff auf Google Microsoft integriert künstliche Intelligenz in Office-Programme

Künstliche Intelligenz: Microsoft-Konzernchef Satya Nadella plant große Neuerungen für Office-Programme
Foto: Bernd von Jutrczenka / dpaMicrosoft wird umfassende Funktionen künstlicher Intelligenz in seine wichtigsten Büroprogramme, wie Word, Excel, Powerpoint, Teams und Outlook integrieren. Das kündigte Konzernchef Satya Nadella (55) an.
"Der heutige Tag markiert den nächsten großen Schritt in der Entwicklung der Art und Weise, wie wir mit Computern interagieren", sagte Nadella. Der Konzernchef stellte die Ankündigung in eine Reihe mit der Vorstellung der grafischen Bedienungsoberfläche durch den Computerwissenschaftler Doug Engelbart im Jahr 1963 und mit der Premiere des ersten iPhones im Jahr 2007.
"Dies wird die Art und Weise, wie wir arbeiten, grundlegend verändern und eine neue Welle des Produktivitätswachstums freisetzen", sagte er. Mit dem neuen "Copiloten" gebe Microsoft den Menschen mehr Handlungsspielraum und mache Technologie über die Sprachfunktion zugänglicher.
Programm erstellt Analysen auf Basis von Meetings, E-Mails und Chats
Als eine der neuen Funktionen stellte Nadella zusammen mit Microsoft-Manager Jared Spataro einen Businesschat vor. Dieser arbeitet mit den Daten eines öffentlichen KI-Sprachmodells und greift auch auf persönliche Daten wie Kalendereinträge, E-Mails, Chats sowie andere Dokumente der Anwenderinnen und Anwender zurück. Nutzer könnten mit dem Programm mündliche Anweisungen geben, wie etwa: "Sagen Sie meinem Team, wie wir die Produktstrategie aktualisiert haben." Die Software würde dann auf Basis von Meetings, E-Mails und Chats ein entsprechendes Status-Update erstellen.
Im Mailprogramm Outlook können Anwender der KI dann Fragen stellen, wie: "Erstelle eine Zusammenfassung der E-Mails zum Alpha-Projekt, die ich während meines Urlaubs in den vergangenen zehn Tagen verpasst habe, und liste alle Fragen auf, die mein Teamleiter gestellt hat." Dadurch sollen insgesamt vereinfachte Workflows geschaffen werden. In Excel könnten etwa komplizierte Datenauswertungen in natürlicher Sprache angestoßen werden, ohne Syntax der Formeln in der Tabellenkalkulation eingeben zu müssen.
Microsoft greift Führungsposition von Google an
Mit dem neuen "Microsoft 365 Copilot" möchte der weltgrößte Softwarekonzern seine Vormachtstellung im Bereich der Office-Software absichern und weiter ausbauen. Denn mit der breit angelegten KI-Offensive greift Microsoft die bislang unangetastete Führungsposition von Google in den Bereichen Internetsuche und Onlinewerbung an. Dabei spielt die Integration des Textroboters ChatGPT in Bing und den Browser Microsoft Edge eine maßgebliche Rolle.
Die Integration der KI-Funktionen in seine Office-Software dürfte dabei noch unternehmerisch wertvoller sein als die KI-Initiative bei Bing. Bei der Suchmaschine Bing kommt der Konzern nur auf niedrige einstellige Marktanteile, während Microsoft den Office-Markt mit großem Abstand dominiert.
Die von Microsoft verwendete Technik setzt vor allem auf dem Sprachmodell GPT-4 auf, das erst am Mittwoch vom Start-up OpenAI einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt worden war. Microsoft ist mit dem kleinen Unternehmen aus San Francisco eng verbunden und hat nach Branchenschätzungen rund 13 Milliarden Dollar in OpenAI investiert.
Software erfüllt DSGVO-Vorschriften
Das neuste OpenAI-Sprachmodell GPT-4 soll unter anderem bessere Ergebnisse als die vorherigen Varianten liefern und versteht auch visuelle Inhalte als Eingabe. Spataro betonte, der "Microsoft Copilot" sei aber mehr als ChatGPT von OpenAI. Es handele sich um eine "hochentwickelte Verarbeitungsmaschine, die hinter den Kulissen arbeitet", um die Leistung von öffentlichen Sprachmodellen mit den Microsoft-365-Apps und den damit erzeugten Daten zu kombinieren.
Solche Aussagen dürften bei vielen Datenschützern die Alarmglocken läuten lassen. Ein Microsoft-Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur jedoch, dass der Microsoft 365 Copilot und der Businesschat "bedenkenlos" in der Europäischen Union eingesetzt werden könnten, da sie die Bestimmungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU erfüllten. Die KI-Lösungen seien auch nicht an den Einsatz der englischen Sprache gebunden, sondern würden auch auf Deutsch funktionieren.
Derzeit werde das Update von 20 ausgewählten gewerblichen Kunden getestet. Weitere sollen in den nächsten Monaten hinzukommen. Wann und zu welchen Preisen die neuen Funktionen in Word, Excel, Powerpoint, Teams, Outlook und anderen Office-Programmen angeboten werden sollen, ließ das Unternehmen offen. Auch, ob dadurch durch den Einsatz der KI einige alte Funktionen möglicherweise nicht mehr nutzbar seien.
Am Dienstag hatte Google bereits angekündigt, eine Reihe von neuen generativen KI-Funktionen für seine verschiedenen Workspace-Apps auf den Markt zu bringen, darunter Google Docs, GMail, Sheets und Slides. Zu den Funktionen gehören unter anderem neue Möglichkeiten, Texte mit KI zu generieren oder zusammenzufassen sowie Ideen zu sammeln. Mit der KI können dann vollständige E-Mails in GMail auf der Grundlage von knappen Aufzählungspunkten erzeugt werden.