Meta-Chef besänftigt Aktionäre Wie Mark Zuckerberg sein Vermögen über Nacht 12,5 Milliarden Dollar mehrte

Meta-Aktionäre haben im Jahr 2022 arg gelitten. Nun trifft Mark Zuckerberg mit wenigen Aussagen den richtigen Nerv, verspricht mehr Rentabilität und Effizienz. Die Investoren kaufen die Geschichte und machen den Konzernchef auf einen Schlag um einige Milliarden Dollar reicher.
Darf wieder lachen: Die Meta-Aktie legt nach Geschäftszahlen und Pressekonferenz zeitweilig um mehr als 20 Prozent zu und macht Mark Zuckerberg ein Stück reicher

Darf wieder lachen: Die Meta-Aktie legt nach Geschäftszahlen und Pressekonferenz zeitweilig um mehr als 20 Prozent zu und macht Mark Zuckerberg ein Stück reicher

Foto: George Frey / Bloomberg / Getty Images

Der Facebook-Konzern Meta hat im vergangenen Quartal trotz eines erneuten Umsatzrückgangs besser abgeschnitten als von Analysten erwartet. Die Erleichterung der Anleger entlud sich in einem Kurssprung von mehr als 20 Prozent im nachbörslichen Handel am Mittwochabend. Erleichterung dürfte auch Konzernchef und Großaktionär Mark Zuckerberg (38) verspürt haben, ist doch sein Vermögen über Nacht um rund 12,5 Milliarden Dollar auf fast 70 Milliarden Dollar gewachsen. Allerdings hatte die Meta-Aktie im vergangenen Jahr 64 Prozent verloren und damit Zuckerbergs Vermögen zuvor empfindlich zusammengeschmolzen.

Dass der Kurs nun so in die Höhe schnellte, obwohl sich der Quartalsgewinn mehr als halbiert hat, hat viel mit Zuckerbergs Ankündigungen zu tun, mit denen er die Unzufriedenheit der Investoren über den Aktienkurs und die milliardenschweren Investitionen in das futuristische Metaverse einzufangen versuchte – offenbar mit Erfolg.

  • So versprach Zuckerberg nicht nur die Aktienrückkäufe um 40 Milliarden Dollar in die Höhe zu schrauben, sondern rief das noch junge Jahr 2023 zum "Jahr der Effizienz" aus. Im Klartext heißt dies, Meta will die Kosten weiter senken.

  • Zusätzlich zu dem bereits verkündeten Abbau von 11.000 Stellen, was 13 Prozent der Belegschaft entspricht, sollen weitere Jobs wegfallen. So werde der Konzern künftig weniger Manager auf der mittleren Ebene benötigen, um die Entscheidungsprozesse zu beschleunigen. Wie viel Stellen davon konkret betroffen sind, ließ Zuckerberg zunächst offen.

  • Die Ausgaben sollen weiter sinken. So wolle Meta etwa weniger Geld in Rechenzentren investieren. Laut CNBC  erwarten Experten, dass Meta im laufenden Jahr 30 bis 33 Milliarden Dollar statt 34 bis 37 Milliarden US-Dollar investieren wird. Insgesamt sollen die Ausgaben im Jahr 2023 auf 89 bis 95 Milliarden Dollar sinken. Zuvor hatte Meta eine Spanne von 94 bis 100 Milliarden Dollar genannt.

Anleger interpretierten Zuckerbergs Ankündigungen zu geringeren Kosten und mehr Effizienz ganz offensichtlich als Zeichen dafür, dass die Steigerung der Rentabilität für Meta im laufenden Jahr einen höheren Stellenwert bekommen wird.

"Es wird nicht wieder so sein wie früher"

Meta-Chef Mark Zuckerberg

Der Konzernumsatz sank im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 4 Prozent auf gut 32,16 Milliarden Dollar (rund 29,3 Milliarden Euro). Am Markt waren 31,5 Milliarden Dollar erwartet worden. Auch auf Jahressicht verbuchte der Konzern einen Umsatzrückgang – indes den ersten seit seinem Börsengang im Jahr 2012. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 116,61 Milliarden Dollar (106,12 Milliarden Euro) und damit ein Prozent niedriger als 2021.

Mit Blick auf das künftige Wachstum stimmte Zuckerberg die Investoren auf eine sich eher normalisierende Entwicklung ein: War Facebook in den ersten 18 Jahren nach Gründung jährlich noch zwischen 20 und 30 Prozent gewachsen, brach das Wachstum im vergangenen Jahr regelrecht ein, erinnerte Zuckerberg in der Telefonkonferenz, um zugleich realistischere Töne anzuschlagen. Mit Blick auf den jüngsten Umsatzrückgang formulierte er: "Wir gehen nicht davon aus, dass sich das fortsetzen wird. Aber ich glaube auch nicht, dass es wieder so sein wird wie früher."

Ein Narrativ geschickt bedient

So bediente Zuckerberg mit seinen Ausführungen das von vielen Investoren vertretene Narrativ, Meta sei zu schnell gewachsen und aufgebläht und nun kehre endlich die lange geforderte finanzielle Disziplin ein.

Für das laufende Quartal prognostizierte Zuckerberg einen Umsatz zwischen 26 und 28,5 Milliarden Dollar. Analysten erwarten im Schnitt 27 Milliarden Dollar. Der Konzern könnte damit nach mehreren Quartalen mit schrumpfenden Erlösen ein Umsatzplus schaffen – der Vergleichswert aus dem ersten Vierteljahr 2022 liegt bei 27,9 Milliarden Dollar.

Reality Labs verbrennt weiter Milliarden

Trotz der neuen Sparsamkeit lässt sich Zuckerberg die umstrittene Entwicklung digitaler Welten unter dem Schlagwort "Metaverse" weiter viel Geld kosten. Die Sparte Reality Labs, in der das Geschäft mit virtueller Realität gebündelt ist, verbuchte im vergangenen Quartal einen operativen Verlust von rund 4,3 Milliarden Dollar. Darin seien auch Restrukturierungskosten enthalten, sagte Finanzchefin Susan Li (36). Im gesamten Jahr 2022 addierte sich das operative Minus auf 13,7 Milliarden Dollar – bei einem Umsatz von nur 2,16 Milliarden Dollar.

Finanzchefin Li bekräftigte frühere Prognosen, dass der Verlust der Reality Labs in diesem Jahr noch höher ausfallen werde. Zuckerberg hatte das Metaverse zur Zukunft des Unternehmens erklärt und den Konzernnamen von Facebook zu Meta geändert. Vor allem nach schwachen Zahlen für das dritte Quartal gab es Murren in Anlegerkreisen über die hohen Verluste der Reality Labs. Zuckerberg bekräftigte jedoch, dass die Investitionen für die langfristige Zukunft wichtig seien.

Als "spannenden Bereich" hob Zuckerberg auch Software mit künstlicher Intelligenz wie ChatGPT hervor, die menschliche Sprache nachahmen oder eigenständig Bilder aus Textbeschreibungen erzeugen kann. Meta strebe eine Führungsrolle bei solchen Technologien an. Zugleich gehe es darum, durch mehr Effizienz die aktuell hohen Kosten für Rechenleistung bei solchen Anwendungen zu senken.

Gewinn halbiert, Werbemarkt erholt sich scheinbar

Meta – mit den Geschäftssäulen Facebook und Instagram – wurde schon in vorherigen Quartalen von der Abkühlung des Online-Werbemarktes getroffen. Jetzt habe es Zeichen der Erholung bei Anzeigen aus der Reisebranche und dem Gesundheitsbereich gegeben. Unterm Strich fiel der Quartalsgewinn um 55 Prozent auf 4,65 Milliarden Dollar.

Die Nutzerzahlen wuchsen derweil. So kommt Facebook inzwischen auf zwei Milliarden täglich aktive Nutzer – ein Zuwachs von 16 Millionen binnen drei Monaten. Mindestens eine App von Meta nutzten zuletzt 2,96 Milliarden Nutzer pro Tag nach 2,93 Milliarden drei Monate zuvor.

rei mit Nachrichtenagenturen
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