Börsengang im zweiten Quartal Digitalprofi soll Mein Auto an die Börse führen

Nach dem fulminanten Börsendebüt des Rivalen Auto1 will nun auch Mein Auto an die Börse. Chef Rudolf Rizzolli möchte ebenfalls von der guten Stimmung profitieren. Und bekommt im Aufsichtsrat einen Promi an die Seite.
Will beim Börsengang mindestens 150 Millionen Euro einnehmen: Der Online-Neuwagenhändler Mein Auto

Will beim Börsengang mindestens 150 Millionen Euro einnehmen: Der Online-Neuwagenhändler Mein Auto

Foto: Sebastian Kahnert / dpa

Der Online-Neuwagenhändler Mein Auto will den Gang an die Börse wagen und strebt eine Notierung noch im zweiten Quartal an. Das Unternehmen beabsichtigt, im Rahmen des geplanten Angebots einen Bruttoerlös von mindestens 150 Millionen Euro zu erzielen, wie es am Mittwoch in München mitteilte. Der Börsengang dürfte insgesamt aber deutlich größer ausfallen, weil auch der britische Finanzinvestor Hg Capital als größter Anteilseigner Aktien verkaufen will. Der Börsenwert dürfte bei mehr als zwei Milliarden Euro liegen, wie Insider Reuters sagten. Schon im Januar war über einen Börsengang des Unternehmens spekuliert worden.

An entscheidender Stelle setzen die Eigner dabei nach Recherchen des manager magazins auf einen Profi : Martin Enderle (55). Enderle hatte als Vorstandschef die Onlinegruppe Scout24 groß gemacht und als Aufsichtsratschef vor allem den Aufstieg des Dax-Konzerns Delivery Hero begleitet. In der Rolle verpasste er dem Essens-Lieferdienst Konzernstrukturen, orchestrierte den Börsengang, die Umwandlung zur SE und schließlich den Aufstieg in den Dax.

Nun also die Mein Auto Group. Die Unternehmenseigner wollen an den Börsenerfolg des Berliner Gebrauchtwagen-Händlers Auto1 anknüpfen, der im Januar ein fulminantes Debüt an der Börse feierte. Die Gründer Christian Bertermann (37) und Hakan Koç (36) waren damit auf einen Schlag zu Milliardären geworden. Der Betreiber von "Wirkaufendeinauto.de" wurde bei dem Börsengang mit knapp zwölf Milliarden Euro bewertet.

Das Angebot von Mein Auto soll aus neuen Aktien aus einer Kapitalerhöhung bestehen, hinzu kommen Anteile von Altaktionären und eine mögliche Mehrzuteilungsoption. Über das geplante Gesamtvolumen des Angebots machte das Unternehmen zunächst keine Angaben. Das Geld will Mein Auto in künftiges Wachstum investieren, um unter anderem das Angebot mit Auto-Abos zu erweitern. Teilweise sollen auch bestehende Schulden damit beglichen werden. An die Börse begleitet wird die Mein Auto Group von den Investmentbanken Bank of America, Barclays, Citi, Jefferies und Unicredit.

Der Finanzinvestor Hg hatte die Firma mit 380 Mitarbeitern 2018 aus dem Kölner Start-up Meinauto.de, der Flottenleasing-Tochter der Hypovereinsbank (HVB), Mobility Concept, sowie einem Vermittler von gesponserten Autos für Spitzensportler und Vereine zusammengebaut. Mein Auto bietet auf seinen Plattformen im Netz mehr als 500 Neuwagenmodelle von 40 Marken. Der Schwerpunkt liegt auf Abomodellen mit Serviceleistungen.

Mein-Auto-Chef Rudolf Rizzolli, der einst Sixt Leasing führte, setzt darauf, dass Privatkunden neue Autos zunehmend über das Internet kaufen oder leasen. Die Mein Auto Group ist laut Rizzolli in den letzten drei Jahren stark gewachsen und dabei mit Blick auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen profitabel. 2020 erhöhte das Unternehmen die Zahl der aktiven Abonnenten auf 44.000 und wickelte über 39.000 Neuwagenbestellungen ab. Der bereinigte Umsatz wuchs wie bereits bekannt um 11 Prozent auf 212 Millionen Euro, das bereinigte operative Ergebnis um ein Viertel auf 38 Millionen Euro.

mg/dpa-afx, Reuters
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