Ex-Wirecard-Chef Finanzaufsicht zeigt Markus Braun wegen Insiderhandels an

Hatte in großem Stil Aktien verkauft: Wirecards Ex-Chef Markus Braun (Archivaufnahme, 2018)
Foto: Matthias Balk/ picture alliance/dpaDie Finanzaufsicht Bafin hat im Skandal um die Pleite von Wirecard nun auch Ex-Vorstandschef Markus Braun (50) wegen Insiderhandels im Visier. Eine Sprecherin der Behörde sagte am Dienstag, man habe bei der Staatsanwaltschaft München Anzeige gegen die MB Beteiligungsgesellschaft erstattet, hinter der Braun steht. Es gehe um den Verkauf von Wirecard-Aktien für 6,6 Millionen Euro am 24. Juni - am Tag bevor der Zahlungsabwickler Insolvenz angemeldet hatte. Weitere Verkäufe für 3,4 Millionen Euro durch MB zwei Tage vorher würden noch untersucht, sagte die Behördensprecherin. Braun war da bereits als Vorstandschef zurückgetreten, nachdem das Unternehmen aus Aschheim bei München einräumen musste, dass 1,9 Milliarden Euro aus seiner Bilanz aller Voraussicht nach nicht existierten.
Neben Braun wird aktuell gegen eine Reihe weiterer aktueller und ehemaliger Topmanager Wirecards ermittelt. Eine Schlüsselfigur ist unter anderem der ehemalige COO Jan Marsalek (40): Der Ex-Vorstand befindet sich aktuell auf der Flucht, er wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Marsalek hatte unter anderem die Beziehungen zu sogenannten Third Party Acquirers verantwortet, Drittfirmen, über die offenbar die Bilanz um gefälschte Milliardenbeträge aufgebläht wurde. Zuletzt lenkten Berichte der "Financial Times" den Fokus auf obskure private Geschäfte Marsaleks: So soll er mit Geheimdienstwissen geprahlt und eine Söldnerarmee in Libyen geplant haben.
Die Staatsanwaltschaft München ermittelt bereits, ob und inwieweit der Österreicher Braun in die mutmaßlichen Betrügereien verwickelt ist. Er war am 22. Juni gegen eine Kaution von fünf Millionen Euro aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Braun war auch größter Einzelaktionär von Wirecard. Den größten Teil seines Aktienpakets von 8 Prozent hatte er bereits am 18. und 19. Juni für 155 Millionen Euro verkauft. Wegen des Kurssturzes der Aktie musste er die Papiere losschlagen, um Nachschusspflichten gegenüber Kreditgebern (Margin Calls) zu erfüllen, wie es damals hieß. Die Bafin erklärte, auch diese Transaktionen würden auf möglichen Insiderhandel hin überprüft.
Zweifelhaften Aktiengeschäften im Vorfeld der spektakulären Pleite sind die Finanzaufseher ohnehin schon auf der Spur. Die Bafin hatte am Montag erklärt, einen ersten Insiderverdacht an die Staatsanwaltschaft weitergegeben zu haben. Nach einem "Handelsblatt"-Bericht geht es dabei um einen Eintrag in einem Online-Börsen-Forum. Dort hatte ein anonymer Nutzer geschrieben, dass die Wirtschaftsprüfer von EY die Bilanz von Wirecard nicht uneingeschränkt testieren würden - acht Tage vor der tatsächlichen Verweigerung des Testats. Dem Beitrag zufolge habe das Wirecard-Management nicht nachweisen können, woher erhebliche Summen als Sicherheiten auf Treuhandkonten stammten. Mitarbeiter hätten die Information weitergegeben.