Chefwechsel
Intel-Urgestein Pat Gelsinger soll Chipgiganten wieder auf Kurs bringen
Intel-Chef Bob Swan hat sich zuletzt schwergetan: Die Umsätze sinken, Erzrivale AMD wächst unaufhaltsam und Apple und Microsoft wenden sich von dem Konzern ab. Nun soll ihn der ehemalige Intel-Technologiechef Pat Gelsinger ablösen. Die Aktie haussiert.
Zurück zum alten Arbeitgeber: VMware-Chef Pat Gelsinger blickt auf eine 30-jährige Vergangenheit bei Intel zurück
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VMware / VMware via REUTERS
Der zuletzt verstärkt unter Druck geratene Chipkonzern Intel wechselt seinen Chef aus. Der erfahrene Tech-Manager Pat Gelsinger (59) soll zum 15. Februar den Spitzenjob übernehmen, wie Intel am Mittwoch mitteilte.
Gelsinger kennt sich bei Intel gut aus: Er war 30 Jahre bei dem Konzern tätig, unter anderem als Technologiechef. Seit 2012 führt er VMware, einen Anbieter von Softwarelösungen im Bereich Cloud Computing. Schon vor seinem Abgang 2009 galt er als Kandidat für den Vorstandsposten.
Die Intel-Aktie reagierte auf die Nachricht bereits nach einem ersten Bericht des TV-Senders CNBC mit einem Kurssprung von bis zu 13 Prozent. Später schmolz das Plus auf zeitweise rund 9 Prozent ab. Intel teilte weiter mit, dass die Ablösung von Swan nichts mit dem finanziellen Abschneiden im vergangenen Jahr zu tun. Intel wird kommenden Donnerstag Einblick in das vierte Quartal geben.
Der aktuelle Intel-Chef Bob Swan (60) war 2018 zunächst kommissarisch für den langjährigen Konzernlenker Brian Krzanich (60) nachgerückt, der wegen einer Beziehung im Unternehmen seinen Hut nehmen musste. Swan war zuvor Finanzchef. Während damals nach einem Ersatz für Krzanich gesucht wurde, sagte er mehrfach, dass er den Chefposten nicht wolle - und nahm ihn doch an. Zuletzt hatte der für seine aggressive Gangart berüchtigte Investor Dan Loeb (59), der eine Beteiligung über seinen Hedgefonds Third Point hält, Veränderungen bei Intel bis hin zur Trennung von Unternehmenssparten gefordert.
Intel unter Druck
Der einst unangefochtene Chipprimus hatte in den vergangenen Jahren an Marktmacht verloren. Intel hatte lange im Tandem mit dem Windows-Riesen Microsoft die Computerbranche weitgehend dominiert. Doch der Chipkonzern verpasste den Anschluss beim Aufstieg der Smartphones: Die auf PCs ausgelegten Intel-Prozessoren erwiesen sich als zu stromhungrig für die Computertelefone. Stattdessen setzte sich die Architektur des britischen Chipdesigners Arm durch.
Auf dem PC blieb hingegen Intel auch danach zunächst noch stark - aber zuletzt sorgten Probleme und Verzögerungen beim Übergang auf eine neue Fertigungstechnologie dafür, dass der Erzrivale AMD mit seinen Prozessoren punkten konnte. Aber auch durch Übernahmen macht AMD-Chefin Lisa Su (51) dem amtierenden Intel-Chef das Leben schwer: Im Oktober kaufte sie für 35 Milliarden Dollar den Wettbewerber Xilinx und schmiedet seitdem einem neuen Chipriesen mit 135 Milliarden Dollar Börsenwert.
Zuletzt verstärkte zudem Apple den Druck mit der Umstellung seiner Mac-Computer auf Prozessoren aus eigener Entwicklung statt Intel-Chips. Auch der Softwareriese Microsoft will offenbar unabhängiger von Intel werden und arbeitet an einem Prozessor für Server in Datenzentren. Das hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg Ende Dezember unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet.
Intel versucht, neue Standbeine zusätzlich zum PC-Geschäft aufzubauen. Ein Erfolg sind Prozessoren für Rechenzentren, die gerade in der Corona-Krise mit mehr Heimarbeit und Videokonferenzen ein gutes Geschäft sind. Die Initiativen bei vernetzter Technik im sogenannten Internet der Dinge wurden dagegen zurückgefahren. Und die hinzugekaufte Firma Mobileye, die Fahrassistenzsysteme und Technik für Roboterwagen entwickelt, dürfte noch auf Jahre hohe Investitionen erfordern.