Streit um Rauswurf aus App Store "Fortnite"-Entwickler zieht gegen Apple vor Gericht

350 Millionen Kunden spielen "Fortnite": Der Entwickler des Spiels ruft die Gamer jetzt dazu auf, sich bei Apple zu beschweren
Foto:Mike Blake/ REUTERS
Der "Fortnite"-Spielentwickler Epic Games zieht im Streit mit Apple vor Gericht. Ein Richter solle Apple mit einer einstweiligen Verfügung daran hindern, das Spiel "Fortnite" aus dem App-Store zu entfernen sowie Epic-Entwicklerkonten zu sperren, erklärte Epic-Games-Chef Timothy Sweeney (50) in der Nacht zu Dienstag. Apples Schritte machten es Millionen Spielern unmöglich, "Fortnite" weiter zu spielen, da sie sich keine Updates mehr herunterladen könnten. Das Überlebensspiel "Fortnite", bei dem man gegen Monster kämpft, hat etwa 350 Millionen registrierte Nutzer.
Beide Konzerne streiten sich um die Abgaben, die App-Macher an die großen Betriebssystem-Entwickler Apple und Google zahlen müssen, wenn sie im App-Store oder Google Play Store präsent sein wollen. Dies eskalierte, als Epic in die jüngste "Fortnite"-Spieleversion eine alternative Zahlvariante integrierte, um die Gebührenabgabe an Apple und Google zu umgehen. Daraufhin entfernte Apple das Spiel aus seinem App-Store, worauf Epic mit mehreren Klagen gegen die Zahlungspolitik von Apple antwortete.
Epic zufolge droht der iPhone-Konzern nun auch damit, alle Entwicklerkonten von Epic Games zu sperren, was weitreichende Folgen für das Geschäft hätte. Denn Epic verkauft auch die Spieleentwickler-Plattform Unreal Engine, die anderen Spieleentwicklern bei der 3D-Gestaltung hilft. Unreal Engine wird in zahlreichen Spielen verwendet und auf diverse Betriebssysteme und Spielkonsolen übertragen.
Apple erklärte, der Konzern werde keine Ausnahme für Epic machen. Man würde die Firma zwar gern als Teilnehmer des Entwicklerprogramms behalten. Aber: "Das Problem, das Epic für sich selbst geschaffen hat, kann leicht aus der Welt geräumt werden, wenn sie ein Update ihrer App einreichen, das wieder den Richtlinien entspricht, denen sie zugestimmt haben und die für alle Entwickler gelten."
Rebellion gegen Apples Geschäftsmodell
Apple und Google behalten bei In-App-Käufen um die 30 Prozent vom Preis als ihren Anteil ein. Schon seit einiger Zeit gibt es Kritik an der Höhe der Abgabe - und im Fall von Apple auch daran, dass die Entwickler bei In-App-Käufen keine alternativen Bezahlwege anbieten können. Der Musikdienst Spotify reichte deswegen Beschwerde bei den Wettbewerbshütern der EU-Kommission ein.
Für Apple geht es in dem Streit um viel Geld und ein Wachstumsgeschäft. Denn der iPhone-Konzern generiert mit digitalen Dienstleistungen immer mehr Cash. Der App Store zählt dabei mit zu den wichtigsten digitalen und wachstumsstärksten Produkten von Apple. Im vergangenen Jahr hatte der Dienst 46 Milliarden Dollar eingespielt und damit rund 18 Prozent des Konzernumsatzes. Im laufenden Jahr will Apple bis zu 50 Milliarden Dollar Umsatz in diesem Segment generieren.
Wer auf dem iPhone präsent sein will, kommt aber an Apple nicht vorbei. Das bekam unlängst auch der vergleichsweise kleine Entwickler Basecamp zu spüren. Basecamp wie auch andere Entwickler werfen Apple vor, Updates zurückzuhalten, um die Entwickler dazu zu zwingen, dass ihre App eben eine Abo-Buchung auch über den App Store anbieten muss. Die Praxis beschäftigt längst US-Kartellwächter, die das Geschäftsgebaren von Apple unverblümt als "Straßenraub" kritisieren.
Epic ist mit seinem Vorstoß aber nun zum Wortführer einer regelrechten Rebellion gegen das System von Apple geworden. Die Firma rief die geschätzten 350 Millionen Fortnite-Kunden dazu auf, sich bei Apple mit dem Hashtag #FreeFortnite zu beschweren. Fortnite wird nach Angaben von Epic von mehr als 350 Millionen Spielern genutzt.
Für Nutzer von Android-Geräten ist die Situation etwas anders: Google lässt dort Apps nicht nur aus dem hauseigenen Play Store, sondern auch aus anderen Quellen laden. Apple lehnt diesen Ansatz unter Verweis auf potenzielle Risiken für Nutzer durch präparierte Apps ab.