Getränke-Lieferdienste Oetker übernimmt Flaschenpost - angeblich für eine Milliarde Euro

Fährt künftig für Oetker: Getränkelieferer Flaschenpost
Foto: Jens Krick / imago images/Future ImageDie Oetker-Gruppe übernimmt den Getränke-Lieferdienst Flaschenpost. Dies bestätigte das Bielefelder Familienunernehmen am Montag dem manager magazin. Der Kaufpreis für den schnell wachsenden, aber defizitären Getränke-Bringdienst soll laut dem Marketingportal OMR.de bei einer Milliarde Euro liegen. Oetker selbst machte dazu keine Angaben. Die Übernahme muss noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden.
Die Oetker-Gruppe verleibt sich damit den größten Konkurrenten zum eigenen Dienst Durstexpress ein. Die zu Oetker gehörende Radeberger-Gruppe hatte sich früh für Flaschenpost interessiert und bereits 2016 kurz nach der Gründung des Unternehmens über einen Einstieg verhandelt. Stattdessen klonte Oetker den Dienst einfach. Nun sichert sich Oetker das Original.
Flaschenpost liefert mit rund 400 Mitarbeitern pro Standort in 23 deutschen Städten Getränke innerhalb von 120 Minuten an die Kunden aus und wächst rasant. Der Jahresumsatz soll nach Angaben von OMR und Deutsche-startups.de in diesem Jahr bei 300 Millionen Euro liegen (2018: 100 Millionen). Allerdings ist der Dienst weiterhin stark defizitär. Aktuell verbrenne das Start-up im Monat 2,5 Millionen Euro. Die Oetker-Gruppe zahlt also einen hohen Preis, um sich den direkten Zugang zu den Kunden zu sichern.
Der Oetker-Konzern ist breit aufgestellt: Neben Backzutaten, Pizza und Puddingpulver gehören auch Brauereien wie Radeberger und Hotels zu dem etwa 400 Firmen zählenden Unternehmen (Dr. Oetker, Conditorei Coppenrath, Henkell Freixenet). Seit einiger Zeit experimentiert Oetker mit eigenen Lieferdiensten für Torten und Bier sowie mit Handelsplattformen und investiert in Start-ups. Ein Firmensprecher betonte, Oetker sehe für Online-Lieferdienste eine sehr gute Zukunft und habe sich deshalb zum Kauf entschlossen.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) begrüßt den Einstieg von Oetker bei Flaschenpost. "Für die Beschäftigten kann es nur besser werden", sagte der stellvertretende NGG-Vorsitzende Freddy Adjan. Die derzeitigen Eigentümer seien bisher dadurch aufgefallen, die Betriebskosten auf dem Rücken der Beschäftigten zu minimieren. "Die prekären Arbeitsbedingungen und die schlechte Bezahlung wurden immer wieder öffentlich angeprangert", so Adjan weiter. Bei Oetker gehöre es dagegen zum guten Ton, die Arbeitsbedingungen mit der NGG zu regeln.