Kauf von "goldenen Aktien" China verschafft sich mehr Kontrolle bei Alibaba

Schlappe für den Alibaba-Gründer: Jack Ma hat das harte Durchgreifen Chinas schon einige Male zu spüren deutlich bekommen
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China hat Minderheitsanteile mit besonderen Rechten von zwei Einheiten des Techgiganten Alibaba erworben. Der Kauf entsprechender "goldener Aktien" geht aus Handelsregistereinträgen hervor. Die Anteile hat der Staat demzufolge in den vergangenen vier Monaten erworben. Peking hat damit ein Mitspracherecht bei wichtigen Geschäftsentscheidungen der Alibaba-Sparten.
Bei den Einheiten von Alibaba geht es um Youku, die Film- und Fernseheinheit, und Guangzhou Lujiao, eine Sparte, die sich auf Forschung konzentriert. Dem Handelsregister zufolge hat die staatliche chinesische Investmentfirma Zhejiang Media Group, die 1 Prozent an Youku erwarb, auch den Geschäftsführer einer ihrer Tochtergesellschaften, Jin Jun, in den Vorstand der Alibaba-Einheit berufen. Von Alibaba war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Laut Reuters ist es die erste Beteiligung Chinas an der Onlinehandelsplattform, die öffentlich bekannt ist.
China hat Vetorecht und Platz im Aufsichtsrat
Die Volksrepublik bemüht sich seit Längerem darum, mehr Kontrolle über die heimischen Techkonzerne und deren Online-Inhalte zu bekommen. Dazu kauft Peking seit mehr fünf Jahren immer wieder goldene Aktien von privaten Online-Medien. Sogenannte goldene Aktien bedeuten in der Regel einen Anteil von 1 Prozent und werden von Staatsfonds oder Staatsfirmen gekauft, die dafür einen Sitz im Aufsichtsrat erhalten und ein Vetorecht bei wichtigen Geschäftsentscheidungen haben. In den vergangenen Jahren weitete China derartige Käufe auf Unternehmen mit großen Datenmengen aus. Alibaba ist einer der prominentesten Tech-Giganten, gegen die China seit zwei Jahren mit regulatorischen Maßnahmen hart durchgreift.
Auch Jack Ma (58), der Alibaba-Gründer und chinesische Milliardär, hat das harte Durchgreifen Chinas bereits zu spüren deutlich bekommen. Die Aufsichtsbehörden hatten vor zwei Jahren den geplanten Börsengang des Fintech-Riesen Ant Group verhindert. Nun zog er Konsequenzen: Er gab die Kontrolle über den Finanzriesen ab und zieht sich damit weiter aus seinem Online-Imperium zurück. Bis vergangenen November galt er verschwunden, bis er plötzlich in Japan wieder auftauchte. Der Grund für sein Verschwinden: Ein Zerwürfnis mit den chinesischen Behörden.
Laut der Financial Times , die am Freitag zuerst über die Käufe berichtete, sei Pekings Ziel, sich durch die Investition mehr Kontrolle über die Inhalte der Streaming-Video-Einheit Youku und des Webbrowsers UCWeb des E-Commerce-Riesen zu verschaffen. Bei ihren Bemühungen um mehr Einfluss auf Tech-Konzerne setzt die Regierung zunehmend auf kleine Kapitalbeteiligungen an lokalen Betrieben großer Tech-Unternehmen, wie kürzlich beim TikTok-Eigentümer ByteDance. Zuvor war die chinesische Führung von ihrem Kurs in Form von harten Geldstrafen und Sanktionen abgerückt, nachdem die Maßnahmen mehr und mehr ausländische Investoren verschreckt hatten. Weitere Beteiligungen soll die Regierung für den Online-Spieleriesen Tencent Holdings planen, wie die FT von Insidern erfuhr.