Konzern investiert eine Milliarde Euro "München ist ein Zuhause für Apple"

Kann auch bajuwarisch: Apple-Chef Tim Cook (hier beim Oktoberfest 2019) will den Standort München ausbauen
Foto: Gisela Schober / Getty ImagesSchon jetzt arbeiten fast 1500 Ingenieure aus aller Welt für Apple in München, dem bislang größten Entwicklungszentrum des Konzerns in Europa. Doch Apple hat Größeres vor: Mit der am Mittwoch angekündigten Investitionsoffensive will der Konzern die Region in und um die bayerische Landeshauptstadt zum europäischen Zentrum für Chipdesign von Apple machen.
Die Ankündigung ist ihrer Bedeutung wohl nicht zu unterschätzen, schließlich will Apple immer mehr eigene Chips in seinen Produkten verwenden. Der Konzern hatte Mitte vergangenen Jahres den Abschied von Intel angekündigt und bereits im November den ersten Rechner mit eigenen Chips präsentiert. Die Entwicklerteams in München leisteten zu Apples selbst designten Chip einen nicht zu unterschätzenden Beitrag, heißt es.
"Ich bin gespannt darauf, was unsere Ingenieurteams in München noch alles entdecken werden - von der Erforschung neuer Möglichkeiten in der 5G-Technologie bis hin zu einer neuen Generation von Technologien, die noch mehr Leistung, Geschwindigkeit und Konnektivität ermöglichen werden", schmeichelt Cook dem Standort in der Erklärung . "München ist seit vier Jahrzehnten ein Zuhause für Apple, und wir sind der Stadt und Deutschland dankbar für das gemeinsam Erreichte und freuen uns auf den Weg, der vor uns liegt."

30.000 Quadratmeter, Platz für 1500 Beschäftigte: Apples Neubau in München an der Karlstraße soll zum Europäischen Zentrum für Chip-Design von Apple werden
Hunderte neue Arbeitsplätze wolle Apple schaffen, heißt es. Ein weiteres neues Domizil ist schon im Bau: Das dreigeschossige Gebäude an der Karlstraße soll 2022 fertiggestellt sein und bietet Platz für bis zu 1500 Mitarbeiter. In ganz Deutschland beschäftigt Apple der Mitteilung zufolge mittlerweile insgesamt mehr als 4000 Menschen in Einzelhandel, Engineering, Vertrieb und Verwaltung.
Apple hatte im Sommer 2019 die Mobilfunkmodemsparte des Chipgiganten Intel übernommen und seitdem seine Labore im Großraum München aufgestockt. Der neue Standort soll Heimat von Apples wachsendem Cellularteam und größter Entwicklungsstandort für mobile drahtlose Halbleiter und Software werden. Mehr als eine Milliarde Euro will Apple für die Erweiterung am Standort München zusammen mit zusätzlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung in den nächsten drei Jahren investieren.
Bei Mobilfunktechnik noch stark abhängig
Vor allem im Mobilfunkbereich ist Apple noch abhängig von der Expertise anderer Hersteller. Als größte Herausforderung gilt dabei die Loslösung von Qualcomm. Im iPhone 12 etwa steckt noch ein 5G-Chip des US-Chipherstellers. Apple hat im vergangenen Jahr mit der Entwicklung seines ersten eigenen Mobilfunkmodems begonnen, wie Bloomberg berichtet . Modems verbinden das iPhone mit Mobilfunknetzen, damit die Nutzer im Web surfen, auf Apps zugreifen und telefonieren können. Damit dies überall reibungslos funktioniert, bedarf es einer Reihe von Spezialtechniken und eines umfassenden Branchen-Know-hows, das auch nur langsam aufgebaut werden kann. Zugleich sucht der Konzern bereits Ingenieure für die 6G-Entwicklung. Vor 2030 dürfte die Technik laut Experten nicht verfügbar sein - offensichtlich will Apple hier aber von Anfang an ganz vorn mitspielen.
In fünf Jahren 15 Milliarden Euro Umsatz in der Region
Apple, das mit Europa immer noch in einem milliardenschweren Steuerstreit liegt, hebt in der Mitteilung nicht von ungefähr seine wirtschaftliche Strahlkraft für die Region hervor. So habe der Konzern in den vergangenen fünf Jahren mehr als 15 Milliarden Euro Umsatz mit mehr als 700 Unternehmen in Deutschland gemacht - unter anderem Infineon und dem Batteriehersteller Varta.
Apples Anfänge in München gehen auf das Jahr 1981 zurück, in dem der US-Konzern seine erste Niederlassung in der Stadt gründete. Damals startete das Unternehmen mit zehn Mitarbeitern. Auch der Internetkonzern Google ist in München mit einem großen Forschungs- und Entwicklungsstandort vertreten. Vor zwei Jahren kaufte der Konzern das im Jahr 1926 errichtete Postverteilzentrum in der Arnulfstraße. Auf einer Fläche von fast 50.000 Quadratmetern sollen dort künftig 1500 Mitarbeiter Platz finden - oder auch im Homeoffice. Sie sollen Produkte rund um den Internetbrowser Chrome, Datenschutz, Anwendungen wie Google Drive und Apps entwickeln. Über Investitionen schweigt sich der Konzern im Gegensatz zu Apple allerdings aus. Zudem haben US-Konzerne wie Amazon und Microsoft ihre Deutschlandzentralen in München.