Milliardengewinn trotz schwierigem Werbegeschäft
Google-Umsatz sinkt erstmals in der Geschichte
Seit der Gründung vor 22 Jahren sind die Erlöse der Suchmaschine stets gewachsen. Doch mit dem Konjunktureinbruch in der Corona-Krise sinkt auch das Werbegeschäft. Trotzdem blieb ein Gewinn von rund 7 Milliarden Dollar.
Ein historischer Tag, den sich CEO Sundar Pichai sicher gern gespart hätte: Alphabets Erlöse sinken
Foto: REUTERS/Brandon Wade/File Photo
Google, das vorneweg, ist noch immer eine Gewinnmaschine. Der Mutterkonzern Alphabet vermeldete für das zweite Quartal einen Gewinn von 6,96 Milliarden Dollar (5,87 Milliarden Euro), wie der Internetriese am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Das ist zwar deutlich weniger als die 9,95 Milliarden Euro, die der Konzern im vergangenen Jahr verdiente. Aber angesichts des historischen Einbruchs der Wirtschaft insgesamt waren die Erwartungen zuvor niedriger.
Und doch: Zum ersten Mal in der 22-jährigen Geschichte des Unternehmens sanken die Erlöse. Alphabets wichtigster Umsatzbringer - das Anzeigengeschäft von Google - erhielt in der Krise einen seltenen Dämpfer. Vor allem kleinere Unternehmen stornierten ihre Online-Werbeaktivitäten. Das Geschäft brachte nur noch 29,9 Milliarden Dollar ein, das sind acht Prozent weniger als im Vorjahr. Insgesamt schrumpften die Erlöse des Konzerns um rund zwei Prozent auf 38,3 Milliarden Dollar.
Nach wie vor ist der Konzern extrem abhängig von den Werbeeinnahmen. Rund 66 Prozent des Umsatzes kommen über die Google-Suche und die Werbung auf der Videoplattform Youtube. 12 Prozent der Umsätze stammen aus Werbung, die Google anderweitig ausspielt. Das Cloudgeschäft, das der Konzern nun auch in Europa massiv ausbauen will, steuert 8 Prozent zum Umsatz bei. Die restlichen 14 Prozent kommen aus dem App-Store und etwa einem Dutzend kleineren Geschäften.
Konzernchef Sundar Pichai (48) versuchte, Zuversicht zu verbreiten. Man habe "frühe Anzeichen für eine Stabilisierung" gesehen, weil die Kunden ihre eigenen Online-Geschäfte hochgefahren hätten, sagte er während eines Conference Calls. Seine Bilanz wies durchaus auch einige Stärken auf. So wuchsen die Werbeerlöse der Video-Tochter Youtube um deutliche sechs Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar. Zum Ende des Quartals habe man sogar eine noch deutlich höhere Dynamik gesehen, sagte Finanzchefin Ruth Porat (63). Insgesamt zeigte sie sich zufrieden mit der Bilanzvorlage. Allerdings bleibe die wirtschaftliche Lage - und damit das konjunkturabhängige Anzeigengeschäft - weiter fragil.
43 Prozent Plus im Cloud-Geschäft
Am deutlichsten legte Googles Cloud-Geschäft zu. Hier konnte der Konzern den Umsatz sogar um 43 Prozent auf 3,0 Milliarden Dollar steigern. Noch hinkt Google hier den Anbietern Amazon Web Services (AWS) und Microsoft Azure deutlich hinterher. Aber Pichai hat ambitionierte Wachstumsambitionen. In Europa startet Google eine Aufholjagd, wie es sie so bisher noch nicht gegeben hat. Die Amerikaner verpflichteten dafür extra den bisherigen SAP-Deutschland-ChefDaniel Holz (50). Dabei will der US-Konzern vor allem die Datenschutzbedenken der Europäer mit großem Aufwand zerstreuen und lokale Rechenzentren aufbauen.
Ob die Investitionen sich auszahlen ist offen. Die gesamten Kosten und Ausgaben des Alphabet-Konzerns nahmen von 29,8 Milliarden auf 31,9 Milliarden Dollar zu, obwohl in einigen Bereichen stark gespart wurde.
Obwohl Alphabet die Markterwartungen übertraf, fiel die erste Reaktion der Anleger nachbörslich verhalten aus. Die Aktie verbuchte zunächst nur einen leichten Anstieg. Im bisherigen Jahresverlauf hat der Kurs aber auch schon um rund 15 Prozent zugelegt.