Werbeerlöse boomen
Google-Mutter Alphabet verdient prächtig in der Pandemie
Wegen geschlossener Läden rund um den Globus haben viele Händler ihre Werbung im Pandemie-Jahr komplett ins Internet verlagert. Google profitierte davon erheblich. Verlustreiche Wetten auf die Zukunft kann sich die Mutter Alphabet somit spielend leisten.
"Always on": Während der Pandemie verbringen Menschen deutlich mehr Zeit im Internet - die Alphabet-Tochter Google profiterte davon
Foto: DADO RUVIC/ REUTERS
Zu Beginn der Pandemie sah es so aus, als könnte der Fluss der Online-Anzeigenerlöse abreißen, der Google und Facebook reich macht. Es kam anders: Die Werbung bei Suchmaschine Google und der Videoplattform Youtube bleibt für die Konzernmutter Alphabet auch in der Corona-Pandemie ein lukratives Geschäft. Die Aktivität der Verbraucher verlagere sich immer mehr ins Internet, damit sei auch die zunächst gehemmte Onlinewerbung wieder angesprungen, erklärte der Konzern bei der Vorlage der aktuellen Zahlen am Dienstag.
Der Alphabet-Umsatz stieg im vergangenen Quartal um 23,5 Prozent auf 56,9 Milliarden Dollar (47,03 Milliarden Euro). Beim Gewinn gab es einen Sprung von fast 43 Prozent auf gut 15,2 Milliarden Dollar. Das war deutlich mehr als von Analysten erwartet. Die Aktie stieg nachbörslich um 5 Prozent.
Youtube wird dabei zunehmend zu einem wichtigen Geschäft. Die Werbeerlöse auf der Plattform stiegen im Jahresvergleich um 46 Prozent auf rund 6,9 Milliarden Dollar. Allerdings sind Anzeigen im Umfeld der Internetsuche nach wie vor die zentrale Geldquelle von Google und Alphabet: Der Umsatz der Sparte wuchs um rund 17 Prozent auf 31,9 Milliarden Dollar.
Auch beim Konkurrenten Facebook, für den Onlinewerbung der wichtigste Geldbringer ist, stieg der Umsatz im vergangenen Quartal um ein Drittel auf knapp 28,1 Milliarden Dollar.
Cloud-Geschäft noch defizitär
Alphabet legte erstmals mehr Zahlen aus seinem Cloud-Geschäft offen, das mit einem operativen Quartalsverlust von 1,24 Milliarden Dollar auffiel. Grund seien hohe Anlaufinvestitionen unter anderem in Infrastruktur, sagte Finanzchefin Ruth Porat (64) in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Der Umsatz des Cloud-Bereichs stieg unterdessen um knapp 47 Prozent auf 3,83 Milliarden Dollar. Der Konzern konkurriert in dem Geschäft mit Amazon und Microsoft.
Firmenchef Sundai Pichai (48) sagte gleichwohl, Google habe im Weihnachtsquartal von dem beschleunigten Übergang zu digitalen Angeboten und der Cloud profitiert. Pichai rechnet nicht damit, dass der Erfolg abreißt und sprach von "bedeutenden Gelegenheiten" für Partnerschaften, da sich Unternehmen zunehmend digitaler aufstellten.
Waymo und Lieferdrohnen-Entwickler Wing fahren Verluste ein
Die anderen Geschäftsbereiche unter dem Alphabet-Dach wie die Roboterauto-Firma Waymo und der Lieferdrohnen-Entwickler Wing häuften im vergangenen Quartal unterdessen einen Verlust von rund 1,14 Milliarden Dollar bei Umsätzen von 196 Millionen Dollar an. Die Erlöse seien vor allem vom Netzzugangs-Geschäft Google Fiber und der Gesundheitsfirma Verily erwirtschaftet worden, sagte Porat.
Die Finanzchefin hatte Investoren wiederholt mehr Kostendisziplin bei den Zukunftsprojekten versprochen. Erst vor wenigen Tagen machte Alphabet die Google-Schwesterfirma Loon dicht, die ein Geschäft mit Internet-Zugängen über Ballons mit Antennen aufbauen wollte. Im Vorjahresquartal verloren die "anderen Wetten" auf künftige Geschäftsfelder gut zwei Milliarden Dollar bei 172 Millionen Dollar Umsatz. Alphabet kann das verkraften: Zum Ende des Jahres saß der Konzern auf Reserven von 137 Milliarden Dollar.