Jack Ma offenbar bewusst auf Tauchstation
Peking bringt Chinas Medien in Sachen Alibaba auf Linie
Seit Monaten war Alibaba-Gründer Jack Ma nicht mehr öffentlich zu sehen, und immer klarer wird, was dahintersteckt: Peking knöpft sich Mas Riesenkonzern vor, Medienzensur inklusive - da hält sich der Chef offenbar lieber bedeckt.
Offenbar vorsichtshalber auf Tauchstation: Alibaba-Gründer Jack Ma befindet sich im Visier Pekings
Foto: Mark Schiefelbein / AP
Beim Rätseln um den Verbleib des chinesischen Milliardärs und Alibaba-Gründers Jack Ma (56) erscheint eine Einflussnahme staatlicher Stellen immer offensichtlicher. Wie die "Financial Times" berichtet, hat die chinesische Regierung die Medien des Landes jetzt direkt angewiesen, sich in der Berichterstattung über das laufende Kartellverfahren gegen Mas Online-Handelskonzern Alibaba streng an die staatliche Linie zu halten. Damit sei klar, dass die Causa inzwischen von nationalem Interesse sei, so die "FT".
Chinas Behörden waren in den vergangenen Monaten massiv gegen die Unternehmungen Jack Mas vorgegangen. Zunächst wurde der geplante Börsengang der Alibaba-Tochter Ant Financial - es hätte der weltweit größte bisher überhaupt werden sollen - Anfang November im letzten Moment abgesagt. Später startete die Kartellbehörde des Landes ein Monopolverfahren gegen die Muttergesellschaft Alibaba. Ende Dezember schließlich forderte die chinesische Zentralbank die Ant Group auf, sich stärker auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Wie die "FT" jetzt berichtet, plant die Zentralbank Insidern zufolge nach wie vor, den Bereich der Konsumentenkredite und andere Teile aus der Ant Group herauszutrennen und strenger zu regulieren.
Wie jedoch der US-Sender CNBC bereits am Mittwoch dieser Woche mit Verweis auf eine Person, die mit der Angelegenheit vertraut sei, berichtete, ist Ma keineswegs verschwunden. Der Alibaba-Gründer halte sich gegenwärtig - offenbar vor dem Hintergrund des staatlichen Vorgehens gegen seinen Konzern - lediglich bedeckt.
Mächtige Familien Chinas betroffen
Dazu hat er offenbar auch guten Grund, denn Peking scheint es mit seinem Vorgehen gegen den Alibaba-Konzern sehr ernst zu sein. Bereits Ende Dezember habe die Propaganda-Abteilung der chinesischen Regierung die Medienunternehmen des Landes angewiesen, sich beim Thema Alibaba strikt an die offizielle Linie der Monopolbehörden zu halten, so die "FT". Ohne Erlaubnis seien auch keine ausführlichen Analysen der Angelegenheit gewünscht, berichtet die Zeitung.
"Sollten irgendwelche Unternehmensmitteilungen dem offiziellen Standpunkt widersprechen, veröffentlichen Sie sie nicht, verbreiten Sie sie nicht, zitieren Sie keine ausländischen Medien", zitiert die Zeitung aus der Direktive Peking an Chinas Medienhäuser.
Beobachtern zufolge ist dieses Vorgehen sehr ernst zu nehmen. Die Formulierung der staatlichen Verordnung ähnelt demnach dem Sprachgebrauch, wie ihn Peking auch bei wichtigen politischen Ereignissen sowie Gerichtsprozessen gegen Dissidenten des Landes gebrauche.
Hintergrund des Vorgehens gegen Alibaba ist demnach zudem kaum lediglich jene kritische Rede, die Gründer Jack Ma im Oktober gehalten hat, und mit der er möglicherweise einen Nerv bei einigen Größen in Peking getroffen hat. Peking fühle sich vielmehr durch den Riesenkonzern Alibaba immer noch "herausgefordert", zitiert die "FT" einen Medienvertreter aus China. Zudem berühren die Investments von Mas Unternehmen der Zeitung zufolge direkt einige der mächtigsten Familien im politischen China. Diese befänden sich im Hintergrund, wenn nun auf Jack Ma und Alibaba dermaßen Druck ausgeübt werde, sagte etwa ein Experte aus China, der als Wissenschaftler an der Universität von Kalifornien tätig ist.