BMW-Erbin bei Top100 Frauen Susanne Klatten fordert mehr Mut in der Krise

Die reichste Frau Deutschlands warnt vor den neuen Leitmotiven "Sparen und Kürzen". Diesem Denken würde eine entscheidende Dimension fehlen, sagte sie während des Treffens der "Top100 Frauen", einer Initiative von manager magazin und BCG.
Aus Frankfurt berichtet Hannah Steinharter
Susanne Klatten beim Top100-Dinner von manager magazin und BCG: "Krisen begegnet man am besten mit einem langen Atem und mit dem Willen zu Veränderung – also dem Mut zu Innovation."

Susanne Klatten beim Top100-Dinner von manager magazin und BCG: "Krisen begegnet man am besten mit einem langen Atem und mit dem Willen zu Veränderung – also dem Mut zu Innovation."

Foto: Frank Beer

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Es wird still im Städelmuseum in Frankfurt am Main, als Susanne Klatten (60) die kleine Bühne inmitten des Ausstellungsraums betritt. Es ist einer der extrem seltenen Auftritte der reichsten Frau Deutschlands. Die sonst so öffentlichkeitsscheue Unternehmerin ist gekommen, um zu den Frauen im Publikum zu sprechen – und von ihnen mehr Mut in der Krise zu fordern. Mehr als 100 Entscheiderinnen aus der deutschen Wirtschaft sitzen dort an diesem Mittwochabend beim Top100-Dinner von manager magazin und Boston Consulting Group.

Klatten erzählt, dass sie "als Unternehmerin und als Aktionärin einige Krisen" erlebt habe. Sie erinnere sich an den Fall Rover, an die Weltfinanzkrise, an sorgenvolle Sitzungen und schlaflose Nächte. Im Publikum wird genickt und gelächelt. Zwei Dinge habe sie dabei gelernt, sagt sie: "Krisen begegnet man am besten mit einem langen Atem und mit dem Willen zu Veränderung – also dem Mut zu Innovation." Klatten verdankt ihren Wohlstand dem Erbe von gut 20 Prozent am Autokonzern BMW (der aktuelle Wert ihrer Anteile liegt bei rund 13,5 Milliarden Euro), zudem hat sie sich über Skion selbst ein Portfolio an Industriebeteiligungen  aufgebaut.

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Top100 Frauen: Galadinner in Frankfurt

Foto: Frank Beer

Die jüngsten Krisen hätten das unternehmerische Denken verändert, sagt Klatten. Auch wenn sich die deutsche Wirtschaft derzeit gut behaupte, seien "Sparen und Kürzen" die Leitmotive. "Das ist an vielen Orten vernünftig und war zum Überleben notwendig, aber diesem Denken fehlt eine entscheidende Dimension", mahnt Klatten. Natürlich würden sich gerade in schwierigen Zeiten Projekte stoppen und Innovationsbudgets schnell streichen lassen. Aber das sei teuer und man müsse vieles später wieder neu erarbeiten. "Und am Ende sind es eben diese Innovationen, die ein Unternehmen voranbringen – in der Krise und danach."

Auszeichnung für Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp

Auf dem jährlichen Netzwerktreffen ehren das manager magazin und die Boston Consulting Group die 100 einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft sowie herausragende weibliche Führungskräfte. Die Liste versteht sich nicht als Ranking, die Jury kürt aber eine "Prima inter Pares". Die Auszeichnung ging an Bettina Orlopp, stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Finanzchefin der Commerzbank.

Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt Multiaufsichtsrätin Clara-Christina Streit (54), eine langjährige Wegbegleiterin und Freundin. "Bettina Orlopp verfügt über einen scharfen Intellekt und Führungsstärke. Gleichzeitig ist sie im besten Sinne loyal und erreicht ihre Ziele auch durch eine ausgeprägte Zugewandtheit", sagte Streit. Die Geehrte gab zu, dass Auszeichnungen wie diese eine große Motivation für sie seien. Ein gutes Netzwerk sei dafür unverzichtbar. Den Frauen im Saal gab sie den Rat, "den Mut zu haben, Chancen zu ergreifen". Commerzbank-Chef Manfred Knof (57) nannte Orlopp eine tragende Säule im Vorstandsteam. "Auch daran, dass die Bank jetzt in den Dax zurückgekehrt ist, hatte sie einen großen Anteil."

Die 100 einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft werden jährlich in neun Kategorien ausgezeichnet: weibliche CEOs, Managerinnen, Unternehmerinnen, Aufsichtsrätinnen, Expatriates, Wegbereiterinnen, Klima-Innovatorinnen sowie Watchlist. Wer seit Beginn der Initiative besonders langjährigen Einfluss ausgeübt hat, läuft ab sofort als "Pionierin" außer Konkurrenz.

Jury, Preisträgerin und ein Ehrengast (v.links): Sven Clausen (Jury, mm), Eva Buchhorn (Jury, mm), Bettina Orlopp (Prima inter pares), Susanne Klatten (Keynote-Speakerin), Simone Salden (Jury,mm), Michael Brigl (Jury, BCG)

Jury, Preisträgerin und ein Ehrengast (v.links): Sven Clausen (Jury, mm), Eva Buchhorn (Jury, mm), Bettina Orlopp (Prima inter pares), Susanne Klatten (Keynote-Speakerin), Simone Salden (Jury,mm), Michael Brigl (Jury, BCG)

Foto: Frank Beer

Zur Jury zählten 2022:

  • Werner Brandt, Aufsichtsratsvorsitzender RWE und ProSiebenSat.1

  • Michael Brigl, Deutschlandchef BCG

  • Saori Dubourg, Vorständin BASF und Prima inter Pares 2017

  • Claudia Kruse, Managing Director APG Asset Managemnt

  • Carsten Kratz, DACH-Chef Bridgepoint

  • Lisa Paus, Bundesfamilienministerin im Kabinett Scholz

  • Martina Merz, Vorständin Thyssenkrupp und Prima inter Pares 2022

  • Isabell Welpe, Management-Professorin an der TU München

  • Christoph Zeiss, Mitgründer der Personalberatung Heads!

  • Eva Buchhorn, Redakteurin manager magazin sowie Sven Clausen, Chefredakteur manager magazin

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