Entlassungswelle in der Techbranche Auch Streamingdienst Spotify reduziert die Belegschaft

Der nächste, bitte: Angesichts der hohen Inflation und des schwächelnden Werbemarktes muss nun auch Spotify-Chef Daniel Ek die Kosten drücken. Im Gegensatz zu den Big-Tech-Konzernen Microsoft, Amazon und Co. schreibt der Musikstreamingdienst aber seit Jahren Verluste.
"Ich übernehme die volle Verantwortung": Spotify-Gründer Daniel Ek streicht rund 600 Arbeitsplätze

"Ich übernehme die volle Verantwortung": Spotify-Gründer Daniel Ek streicht rund 600 Arbeitsplätze

Foto: AFP

Es ist die nächste große Firma aus der Techbranche, die Entlassungen ankündigt: Der Musikstreamingdienst Spotify streicht 6 Prozent seiner Arbeitsplätze, wie Konzernchef und Firmengründer Daniel Ek (39) am Montag mitteilte. Damit fallen bei dem Musikstreaming-Marktführer etwa 600 der rund 10.000 Stellen weg.

Ek verwies darauf, dass Spotify effizienter werden müsse. Er habe – wie auch andere – gehofft, dass der geschäftliche Rückenwind aus der Corona-Pandemie andauern würde. "Rückblickend war ich zu ambitioniert bei Investitionen, die unser Umsatzwachstum überholten", schrieb Ek in einer E-Mail an die Mitarbeiter. Darin räumte er auch Fehler ein: Im Nachhinein betrachtet, sei er "zu ehrgeizig" gewesen und habe schneller investiert als der Umsatz gewachsen sei. Er übernehme die volle Verantwortung.

Spotify plant mit Kosten zwischen 35 und 45 Millionen Euro für Abfindungen, wie aus einem Schreiben an die US-Börsenaufsicht SEC  hervorgeht. Die in den USA notierten Aktien  gewannen 3,3 Prozent.

Trotz steigender Abos in den roten Zahlen

Spotify hatte nach dem Schub für das Geschäft in der Corona-Pandemie wie viele andere Techkonzerne die Belegschaft rapide ausgebaut. So stieg die Mitarbeiterzahl in den zwölf Monaten bis Ende September 2022 mit über 2400 zusätzlichen Jobs um mehr als 30 Prozent.

Doch trotz steigender Abonnentenzahlen schreibt das Unternehmen seit Jahren Verluste. Ek schrieb an die Beschäftigten, Spotify habe sich in den vergangenen Monaten "sehr bemüht", die Kosten zu senken. "Aber es war einfach nicht genug."

Teure Investitionen in Podcasts

In den vergangenen Wochen und Monaten hatten mehrere Schwergewichte aus der Techbranche bereits Massenentlassungen angekündigt. Erst kürzlich gab Microsoft die Streichung von 10.000 Stellen bekannt, bei der Google-Mutter Alphabet sollen 12.000 Arbeitsplätze wegfallen. Davor strich Amazon rund 18.000 Jobs, der Facebook-Konzern Meta kappte bereits im November 11.000 Stellen. Auch sie hatten die Belegschaften in den vergangenen beiden Jahren stark aufgestockt – und werden nach dem Abbau immer noch mehr Mitarbeiter haben als vor der Pandemie.

Die Unternehmen werden unter anderem von der Abkühlung des Online-Werbemarktes in Zeiten hoher Inflation und schwächelnder Wirtschaft getroffen. Ek hatte Werbung zu einer zweiten Säule des Spotify-Geschäfts neben Musik-Abos gemacht. Dafür griff er auch zu teuren Zukäufen im Podcast-Bereich. Milliardeninvestitionen in das Geschäft mit den Hörspielserien sollten endlich Gewinne bringen , als Pioniermarkt hatte Ek Deutschland ausgemacht. Vom Musikstreaming selbst profitiert Spotify kaum. Das Unternehmen zählte Ende September 195 Millionen zahlende Abokunden und 456 Millionen Kunden insgesamt.

dri/afp
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