Sportlicher Einstand
Dass der Vorstandschef eines deutschen Konzerns von den sonst so kritischen Aktionärsvereinigungen öffentlich gelobt wird, kommt eher selten vor. Umso mehr wird es Adidas-Chef Herbert Hainer (49) gefreut haben, als ihm ein Anlegervertreter Mitte Mai auf der Hauptversammlung "herzlichen Dank" für die gute Arbeit zurief.
In der Tat, Hainer hat einen exzellenten Job gemacht. Den Konzerngewinn steigerte er im vergangenen Jahr trotz des schwierigen weltwirtschaftlichen Umfelds um 14 Prozent. Der Kurs der Turnschuh-Aktie kletterte seit Anfang 2003 um rund 20 Prozent.
Entsprechend furios ist der Einstand, den Hainer im Börsenbarometer des manager magazins feiert. Erstmals nominiert, landete der Adidas-Vormann auf Anhieb auf Rang 3 - noch vor Puma-Chef und Anlegerliebling Jochen Zeitz (41). Lediglich BMW-Vormann Helmut Panke (57) und Porsche-Lenker Wendelin Wiedeking (51) trauen noch mehr Privatanleger zu, den Aktienkurs ihrer Konzerne nachhaltig steigern zu können.
Ehemals hoch angesehene Firmenchefs wie Siemens-Mann Heinrich v. Pierer (63) und DaimlerChrysler-Primus Jürgen Schrempp (59) rutschten dagegen in der mm-Rangliste um mehrere Plätze ab.
Rund 1000 private Aktionäre hat das Bielefelder Meinungsforschungs- institut Emnid im Auftrag von manager magazin befragt: zu ihrer Meinung über 20 deutsche Vor-standschefs und zu ihrer Einschätzung des momentanen Investitionsklimas.
Das Urteil der Anleger ist hart. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann (56), Börsenvorsteher Werner Seifert (54) und auch Linde-Lenker Wolfgang Reitzle (55) landen abgeschlagen am Ende des Treppchens, obwohl sie für die von ihnen geführten Konzerne zuletzt relativ gute Ergebnisse vorzuweisen hatten. Seifert und Reitzle sind allerdings im Nachteil: Einem knappen Drittel der befragten Anleger sind die beiden Unternehmenslenker schlichtweg nicht bekannt.
Die Frontleute der beiden Staatskonzerne Deutsche Post und Deutsche Telekom, Klaus Zumwinkel (60) und Kai-Uwe Ricke (42), können bei den Aktionären hingegen langsam zulegen. Ricke, vor Jahresfrist noch Vorletzter im mm-Ranking, rangiert mittlerweile auf Platz 14.
Der Mitte 2003 ebenfalls weit abgeschlagene oberste Postler Zumwinkel erreicht jetzt mit 44 Prozent Rang 13. Die Kärrnerarbeit beider Manager beim Umbau der einstigen Monopolisten wird von den Aktionären mittlerweile offensichtlich honoriert.
Insgesamt scheint das Vertrauen der Aktionäre in die Managerriege langsam wieder etwas zu steigen. Erhielten vor drei Monaten gerade mal fünf Manager eine Zustimmung von 50 Prozent und mehr, sind es in der aktuellen Umfrage immerhin acht Vorstandschefs.
Der größte Sprung nach vorn gelang Lufthansa-Lenker Wolfgang Mayrhuber (57), der seine Sympathiewerte um beachtliche 11 Punkte auf 50 Prozent steigern konnte - und das, obwohl er seinen Anlegern erst vor wenigen Wochen über eine Kapitalerhöhung frisches Geld abverlangte.
In gesteigerter Kauflust schlägt sich die leicht verbesserte Anlegerstimmung jedoch nicht nieder. Auf die Frage, ob jetzt der Zeitpunkt zum Einstieg in Aktien gekommen sei, antwortet die weit überwiegende Mehrheit von 84 Prozent der Aktionäre mit "abwarten und halten".
Immerhin ein Hoffnungszeichen gibt es: Nur 4 Prozent der Anleger tragen sich mit Verkaufsgedanken. Jeder Zehnte hingegen plant schon wieder Zukäufe. Ulric Papendick
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Methode
Idee: Ziel des Börsenbarometers ist es, alle drei Monate die Stimmung privater Aktionäre in Deutschland auszuloten. Zugleich wird die Einstellung der Anleger gegenüber 20 deutschen Vorstandschefs ermittelt, die von der mm-Redaktion nominiert werden.
Vorgehen: Im Auftrag von mm befragte das Bielefelder TNS Emnid-Institut 1001 deutsche Privatanleger zu ihrem Investitionsverhalten. Die Telefoninterviews wurden in allen Bundesländern sowie in Städten und Gemeinden unterschiedlicher Größe mit Personen geführt, die angaben, Aktien zu besitzen.
Zeitraum: Die Befragung, die den Ergebnissen dieses mm-Börsenbarometers zugrunde liegt, führte Emnid vom 24. bis 29. Mai 2004 durch.
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