Sicherheit von Topmanagern Safety first – von Bodyguards und Panikrutschen

Ständige Begleiter: Meta-Chef Mark Zuckerberg joggt mit seinem Sicherheitspersonal durch Berlin
Foto: Paul Zinken / dpaDieser Artikel gehört zum Angebot von manager-magazin+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Kein Unternehmen gibt offiziell so viel Geld für die Sicherheit seiner Vorstände aus wie Meta. Allein 14 Millionen US-Dollar zahlt der Facebook-Mutterkonzern mittlerweile innerhalb eines Jahres, um CEO Mark Zuckerberg (38) zu schützen. Das teilte Meta kürzlich der Börsenaufsicht SEC in einer Pflichtmitteilung mit und berichtete dabei auch, dass sich die Zulage im Vergleich zu den Vorjahren um 40 Prozent erhöht habe. Seit 2018 lag das Sicherheitsbudget für Zuckerberg bei 10 Millionen Dollar, berücksichtigt wird bei dieser hohen Summe allerdings auch, dass dem Multimilliardär nur ein symbolisches Jahresgehalt von einem Dollar gezahlt wird.
Konkrete Hinweise auf eine gestiegene Bedrohungslage nannte das Unternehmen nicht. Doch die Erhöhung dürfte mit der Entlassung von tausenden Mitarbeitern der Plattformen Facebook und Instagram zusammenhängen, die Meta zuletzt beschlossen hatte. Zuckerberg, der mit einem Vermögen von rund 65 Milliarden Dollar zu den 20 reichsten Menschen weltweit gehört, hatte von einem "Jahr der Effizienz" gesprochen und dürfte damit gewiss nicht an Sympathie gewonnen haben.
Es muss allerdings nicht gleich eine "Panikrutsche" sein, die Zuckerberg laut Medienberichten in einem Konferenzraum installiert haben soll, um im Notfall schneller flüchten zu können. Doch schon die herkömmlichen Kosten für Bodyguards, gepanzerte Fahrzeuge, kugelsichere Scheiben, installierte Alarmknöpfe, abgesicherte Bürogebäude und Wohnräume sowie Übernachtungskosten und Spesen für das mitreisende Sicherheitspersonal können sich schnell gewaltig summieren.
Wie viel Geld Unternehmen inzwischen für die Sicherheit ihrer Führungskräfte ausgeben, unterscheidet sich dabei offenbar stark. Weitere Topmanager aus der US-Tech-Szene wie Sundar Pichai (50) von Alphabet, Evan Spiegel (32) von Snap oder Jeff Bezos (59) von Amazon liegen mit ihren jeweiligen Budgets in einem Bereich zwischen einer und vier Millionen US-Dollar. Für Investorenlegende Warren Buffett (92) wird von Berkshire Hathaway dagegen für das Jahr 2021 lediglich eine Summe von weniger als 300.000 US-Dollar an Sicherheitsausgaben angegeben.
"Das Sicherheitsdenken hat sich definitiv erhöht"
In Deutschland ist die Höhe der Ausgaben von Unternehmen für solche Leistungen dagegen unbekannt. Es gibt keine Pflicht zur Mitteilung, vom manager magazin angefragte Konzerne aus den Branchen Banken, Industrie, Energie und Rüstung wollten keine Zahlen oder Details zur Sicherheitsstrategie für ihr Topmanagement nennen. Doch sind es gerade diese Branchen, in der die Gefährdung nicht unerheblich ist, weiß Branka Bernges (47), Geschäftsführerin der Vereinigung für die Sicherheit der Wirtschaft (VSW).
"Die meisten Unternehmen berichten nur zögerlich über ihre Erfahrungen und sehen teilweise ganz davon ab", sagt Bernges, "doch das Sicherheitsdenken hat sich in den vergangenen Jahren, auch durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg, definitiv erhöht." An erster Stelle steht dabei der Personenschutz. "Das ist sicherlich auch der größte Kostenfaktor", sagt Bernges. Denn Bodyguards begleiten die Schutzperson meist ja nicht nur beruflich, sondern auch privat, oft inklusive der kompletten Familie.
"Bei den Kosten spielt natürlich auch der Radius, in dem sich die Personen bewegen, eine Rolle. Da muss das Sicherheitspersonal dann mitreisen und notfalls auch mal schnell ersetzt werden", so die Expertin, "viele haben sogar mehrere Bodyguards und falls einer davon ausfällt, kann dort nicht eine unvorbereitete Vertretung ad hoc einspringen – diese Personen müssen bestens in alle Abläufe involviert sein." Das alles erhöht die Kosten immens.
"Viele Vorfälle werden gar nicht nach außen getragen"
Hilfreich wäre es laut Bernges, wenn die immer wieder auftretenden Sicherheitsvorfälle verstärkt an die Öffentlichkeit kämen. Doch das passiert nur selten, wie beispielsweise 2018 bei einem Säureattentat auf den Energiemanager Bernhard Günther (56). "Viele Vorfälle werden gar nicht nach außen getragen; doch gerade das würde helfen, diese Erfahrungen auch an andere weiterzugeben. Denn viele Unternehmen, die noch kein optimales Sicherheitskonzept haben, sehen einige der möglichen Gefahren gar nicht – man könnte diese viel besser sensibilisieren und mit einer präventiven Strategie vorgehen." Doch so gibt es immer noch hochrangige Firmenvertreter, die mit ihrer kompletten Adresse im Telefonbuch zu finden sind.
Das ist ab einer bestimmten Firmengröße eigentlich ein absolutes No-Go. Oft genug lauern die Risiken im direkten Umfeld der Chefetagen: Wichtig sei es hier vor allem, die Mitarbeiter für die Gefahren des "Social Engineering" zu sensibilisieren: "Zu oft wird immer noch fremden Personen am Telefon Auskunft über vertrauliche Dinge gegeben, zu oft werden weiterhin Pishing-Mails geöffnet und zu oft stehen Laptops auf Veranstaltungen ungeschützt im Raum", sagt Bernges. Die dadurch bekanntwerdenden Daten können so sensibel sein, dass sie die Führungskräfte konkret in Gefahr bringen. "Auch im vermeintlich privaten Bereich wird oft etwas vorgetäuscht, das letztendlich auf die Gewinnung von Informationen hinausläuft", so Bernges.
Sie fordert eine offenere Kommunikation: "Dadurch könnten wir auch mit den Sicherheitsbehörden eine noch effizientere Zusammenarbeit erreichen". Doch oft sind die Kommunikationswege zwischen Unternehmen und Behörden viel zu lang, die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen fallen dann nicht optimal aus. Und das kann schnell fatale Folgen haben.
Noch schwieriger wird es, wenn Manager selbst zur Tat schreiten, um ihre Sicherheit zu erhöhen. So wurde Tesla- und Twitter-Chef Elon Musk (51) im vergangenen Jahr gegen den Studenten Jack Sweeney (20) aktiv, der die Flugdaten des Privatjets von Vielflieger Musk ausgerechnet auf Twitter veröffentlicht hatte. Der Account wurde gesperrt, doch das Medienecho war ebenso groß wie der Imageschaden. Mittlerweile werden die Musk-Flüge auf einem neuen Account veröffentlicht, nun jedoch mit einem Tag Verzögerung. Immerhin das dürfte der Sicherheit des reichsten Menschen der Welt dienen.