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Schmerzliche Einsichten

Leserbriefe
aus manager magazin 3/2000

Gesundheitswesen: Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) müssen dringend reformiert werden (mm 1/2000)

Glückwunsch zu der klugen Analyse der deutschen Krankenkassenlandschaft. Der Artikel deckt grundsätzliche Schwachpunkte im Gesundheitswesen auf.

Die Neugestaltung des Versicherungssystems muss angesichts der erstarrten Strukturen des Kassensystems grundlegend und umfassend sein - mit den Elementen einer solidarischen allgemeinen Pflichtversicherung und frei wählbaren Zusatzversicherungen für die individuellen Bedürfnisse. Alternative Ansätze sind in Sicht, und kreative Köpfe arbeiten längst daran. Aber was tun die alten Bürokraten: Kopf in den Sand. Echte Dinosaurier kann doch so leicht nichts aus der Ruhe bringen.

Norbert Schnorbach, Hamburg

Als sogenannter Sofa, als Sozialversicherungsfachangestellter, kann ich Ihre Sicht der Dinge weitestgehend bestätigen. Betriebswirtschaftliches Handeln, das gerade im Gesundheitssektor dringend notwendig wäre, wird im Bereich der Leistungserbringer (Ärzte, Zahnärzte) als Reglementierung der Hilfe am Kranken verstanden.

Versuche, dies zu ändern, laufen in eine polemische Auseinandersetzung mit den "Vertragspartnern", die ihrerseits die Patienten unter Druck setzen, sich für eine großzügigere Leistungserbringung durch seine Kasse einzusetzen.

Es ist erstaunlich, wenn man in der täglichen Arbeitspraxis sieht, wie Ärzte, Zahnärzte und Krankenhäuser den vorhandenen Missstand schamlos ausnutzen und Einsparpotenziale rigoros unterlaufen. Leider färbt diese Handlungsweise auf die Mehrzahl der gesetzlichen Versicherten ab, die den Selbstbedienungsladen "Krankenversicherung" in der heutigen Form nicht mehr missen wollen.

Christian Neumaier, per E-Mail

Wer die Abschaffung der Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen in Kenntnis der historischen Entwicklung fordert, muss konsequenter Weise gleichzeitig auch die Abschaffung der gesetzlichen Krankenkassen fordern.

Im Übrigen werden die Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen im Gegensatz zu den Krankenkassen nicht von den Versicherten, sondern ausschließlich von Ärzten und Zahnärzten finanziert. Würden diese Körperschaften des öffentlichen Rechts eliminiert, würden weitere Kosten auf die Gesetzlichen Krankenkassen zukommen.

Andreas Scholz, Bremen

Dem Vorschlag, die Institution Öffentliche Körperschaft für Kassen abzuschaffen, ist zuzustimmen. Vorausgehen muss für Sozialpolitiker und Gesundheitsfunktionäre die schmerz- liche Einsicht ihres Machtverlustes. Wir haben im Gegensatz zu 1881 heute mündige Bürger in einem demokratisch verfassten Staat. Die GKV agieren in einem im Übrigen professionell gemanagten Gesundheitsmarkt mit profitablen AG im Pharmabereich. In Folge davon sind die GKV in "Gemeinnützige Aktiengesellschaften" umzuwandeln. Die Sozialversicherungswahlen könnten dann in "Aktionärsversammlungen", Mitgliederversammlungen pro Kasse, umgewandelt werden.

Adrian W. T. Dostal, Neufraunhofen

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