Bertelsmann RTL-Fusionspläne in den Niederlanden gestoppt

RTL-Chef Thomas Rabe erleidet mit seinen Fusionsplänen einen weiteren Rückschlag. Die niederländische Wettbewerbsbehörde ACM will den angestrebten Zusammenschluss von RTL Nederland und Talpa Network nicht genehmigen.
Strategie der Fusionen scheitert: Bertelsmann- und RTL-Chef Thomas Rabe

Strategie der Fusionen scheitert: Bertelsmann- und RTL-Chef Thomas Rabe

Foto: Bernd von Jutrczenka / dpa

Erneuter Rückschritt für die Europa-Strategie von RTL: Die niederländische Kartellbehörde ACM habe die Fusion der dortigen Tochter mit dem Medienunternehmen Talpa des TV-Produzenten John de Mol (67) untersagt, teilte RTL am Montag mit. Der Behörde sei die starke Stellung der beiden Firmen auf dem Markt für Fernsehwerbung ein Dorn im Auge. Sie kämen auf einen Anteil von insgesamt rund 75 Prozent. Vor zwei Wochen hatten RTL Nederland und Talpa Entgegenkommen signalisiert, um den bereits im Jahr 2021 verkündeten Deal zu retten.

Die Bertelsmann-Tochter RTL will nationale Champions im europäischen TV-Geschäft schmieden, um gegen die internationale Streaming-Konkurrenz zu bestehen. In diesem Rahmen wollte das Unternehmen ursprünglich in Frankreich seinen Sender M6 mit dem Rivalen TF1 fusionieren. RTL und die TF1-Mutter Bouygues hatten im vergangenen Sommer allerdings die Notbremse gezogen, weil die Zugeständnisse an die französischen Kartellwächter nicht ausgereicht hatten.

"Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass eine Marktkonsolidierung notwendig ist, um mit den globalen Technologieplattformen konkurrieren zu können", sagte RTL-Chef Thomas Rabe (57). Diese werde früher oder später kommen.

Auch Übernahme des Buchverlags Simon & Schuster platzte

Erst im September war von der zu Bertelsmann zählenden RTL Group der Plan einer Fusion zweier privater TV-Gruppen in Frankreich verworfen worden. Hintergrund waren behördliche Auflagen gewesen. Wettbewerbsprüfer hatten im Vorfeld Bedenken angemeldet.

In jüngerer Zeit hatte es weitere Rückschläge für Bertelsmann in Gütersloh gegeben. Im November war bekannt geworden, dass die milliardenschwere Übernahme des US-Buchverlags Simon & Schuster platzte. Die US-Regierung hatte sich mit einer kartellrechtlichen Klage erfolgreich gegen den Kauf gestemmt.

Bertelsmann gehört bereits die Gruppe Penguin Random House, die zu den größten Publikumsverlagen der Welt zählt. Mit dem Zukauf wollte man die eigene Position in den USA ausbauen.

Auch den Verlag Gruner+Jahr hatte Rabe vor gut einem Jahr in den Fernsehsender RTL integriert, um aus den gemeinsamen Inhalten eine Wunder-App zu speisen. Als lokaler Gegenspieler zu Netflix, Spotify und Co. sollte sie halb Deutschland unterhalten und Geld in die Kassen spülen. Doch die Fusion scheiterte weitgehend, inzwischen droht G+J eine Zerlegung. Während der Verkaufsprozess von Zeitschriftentiteln läuft , fliehen Mitarbeiter wie Kunden.

Mohn-Enkel Thomas Coesfeld wird 2024 BMG-Chef

Unterdessen teilte Bertelsmann mit, dass der Enkel des früheren Bertelsmann-Chefs Reinhard Mohn, Thomas Coesfeld, Geschäftsführer bei dem Musikunternehmen BMG wird. Er werde mit Wirkung zum 1. Januar 2024 die Nachfolge von Hartwig Masuch antreten. "Der Führungswechsel erfolgt im Rahmen einer langfristigen Nachfolgeplanung. Hartwig Masuch bleibt Bertelsmann als Berater verbunden", hieß es in der Mitteilung.

Coesfeld ist bereits seit 2021 Finanzchef (CFO) bei BMG, einem Unternehmen für Musikrechte. Mit seinem Antritt als BMG-Chef wird Coesfeld Mitglied im Bertelsmann Group Management Committee (GMC), das den Konzernvorstand berät.

hr/reuters, dpa-afx
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