Schwächelndes Werbegeschäft ProSiebenSat.1 rutscht in die Verlustzone

Bert Habets, CEO von ProSiebenSat.1, hat mit Umsatz- und Gewinneinbußen zu kämpfen
Foto: Bert Habets / Pro Shots / IMAGODas wegen der Rezession schwächelnde Werbegeschäft sorgt bei ProSiebenSat.1 für einen ernüchternden Start ins Jahr. Bereinigt um Sondereffekte, Abschreibungen und Wertminderungen entfiel auf die Anteilseigner im ersten Quartal ein Verlust von 15 Millionen Euro nach einem Gewinn von 38 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie das im MDax notierte Unternehmen am Freitag in Unterföhring bei München mitteilte.
Der Umsatz sank im ersten Quartal binnen Jahresfrist um gut 13 Prozent auf 816 Millionen Euro, wie der Fernsehkonzern mitteilte. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) brach sogar um 52,3 Prozent auf 53 Millionen Euro ein. Die Konjunkturschwäche werde das Werbegeschäft auch im laufenden zweiten Quartal noch belasten, allerdings nicht mehr ganz so stark, sagte der seit November amtierende Konzernchef Bert Habets (52). Zwischen April und Juni dürfte sich der operative Gewinn auf einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag belaufen.
Die Aktien von ProSiebenSat.1 dämmten am Freitagmittag ihre Verluste auf ein Prozent ein. Damit zählten die Papiere zu den schwächsten Werten im MDax.
Für das Gesamtjahr rechnet der Manager weiter mit einem Umsatz von 3,95 bis 4,25 Milliarden Euro und einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 550 bis 650 Millionen Euro. Gegenüber den neuen angepassten Vorjahreswerten könnten die Resultate sowohl besser als auch schlechter ausfallen.
ProSiebenSat.1 wolle 2023 die Grundlagen schaffen, um langfristig profitabel zu wachsen, sagte Habets. "Wir fokussieren uns deshalb klar auf Kosteneffizienz und investieren gezielt in die für uns strategisch wichtigen Bereiche, um unsere Angebote vor allem digital noch attraktiver zu machen." Hier stehe die Streaming-Plattform Joyn im Fokus. Den geplanten Jobabbau hat das Unternehmen bisher noch nicht konkretisiert.
Zuletzt häuften sich die schlechten Nachrichten beim Unternehmen: Der Konzern hatte im April massive Dividendenkürzungen, den Abgang des Finanzchefs sowie Gewinn- und Umsatzrückgange verkündet. Dazu kamen Ärger mit der Staatsanwaltschaft wegen der Gutscheingeschäfte des Unternehmens sowie eine interne Untersuchung. Damit bestätigten sich die Aussagen des neuen Großaktionärs PPF, der das Medienunternehmen im manager magazin zum Sanierungsfall ausgerufen hatte .
Die Nachrichtenagentur Reuters hatte zudem jüngst von Insidern erfahren, dass ProSiebenSat.1 erneut mit dem US-Kabelriesen Comcast über dessen Bezahl-Sender Sky Deutschland redet. Comcast wolle Sky Deutschland so dringend loswerden, dass der US-Konzern sogar zu einer finanziellen Mitgift von mehreren hundert Millionen Euro bereit sei, hatten mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen gesagt.