Testergebnis in 15 Minuten
Qiagen kündigt Corona-Schnelltest für das vierte Quartal an
Nach dem Schweizer Pharmakonzern Roche will auch die deutsche Biotech-Perle Qiagen einen Coronavirus-Schnelltest auf den Markt bringen. Der Test soll allerdings erst nach dem Produkt von Roche verfügbar sein.
Qiagen-Testkits: Der neue portable Schnelltest soll rund 30 Abstriche pro Stunde verarbeiten können
Foto: LEON KUEGELER / REUTERS
Das Biotechnologieunternehmen Qiagen hat einen portablen Corona-Schelltest angekündigt. Dieser soll mittels eines kleinen digitalen Testsystems innerhalb von 15 Minuten Antigene bei Menschen mit aktiven Infektionen nachweisen und durchschnittlich rund 30 Abstriche pro Stunde verarbeiten können, wie das Management mitteilte. Der Test soll spätestens im vierten Quartal 2020 eingeführt werden. Die Firma sieht ihn als wichtigen Schritt "auf dem Weg zu der von Gesundheitsbehörden weltweit angestrebten dezentralen Massentestung auf das Coronavirus". Qiagen wird bei der US-Arzneimittelbehörde FDA einen Antrag auf Eilzulassung stellen und in Europa die CE-IVD-Registrierung anstreben.
Die Aktien des im MDax notierten Unternehmens legten vorbörslich rund 3 Prozent vor, nach Handelseröffnung ging es nur noch um 2 Prozent auf 41,94 Euro nach oben. Bis zum Mehrjahreshoch bei 45 Euro aus dem August fehlt ihnen damit noch ein Stück.
Zuvor hatte Qiagen bekannt gegeben, seine Produktionskapazitäten für Coronavirus-Tests auszubauen. Dafür investiert das Unternehmen mehr als 110 Millionen Euro in die Standorte im nordrhein-westfälischen Hilden, in Germantown im US-Bundesstaat Maryland sowie in Barcelona. Für Qiagen ist es nach eigenen Angaben das bislang größte Investitionsprogramm. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen steuert 18 Millionen Euro für den Standort Hilden bei.
Qiagen zeigt sich in der Pandemie derzeit in so guter Verfassung wie lange nicht. Das Unternehmen musste einen Sieben-Tage-Betrieb einführen, um die immens gestiegene Nachfrage nach seinen Corona-Testkits zu befriedigen. Zudem stellte die Firma mit operativem Sitz im nordrhein-westfälischen Hilden und Holding im niederländischen Venlo zusätzliche Mitarbeiter ein. Derzeit arbeiten weltweit rund 5300 Mitarbeiter für das Unternehmen, in Hilden sind es mehr als 1200 Beschäftigte. Im zweiten Quartal hatte sich der Gewinn dank der starken Nachfrage nach den Corona-Tests verdoppelt. Für das gesamte Jahr erwartet Qiagen eine deutliche Beschleunigung seines Umsatzwachstums. Der Konzern geht davon aus, dass die hohe Nachfrage nach Coronavirus-Testprodukten über einen längerfristigen Zeitraum anhalten wird - auch wenn es zur Zulassung eines Impfstoffes kommt.
Vor Kurzem war der US-Rivale Thermo Fisher mit seiner milliardenschweren Übernahmeofferte für Qiagen am Widerstand von Aktionären gescheitert. Diese hatten das Angebot angesichts der besseren Geschäftsaussichten von Qiagen im Zuge der Pandemie als zu niedrig bezeichnet.
Erst in der vergangenen Woche hatte der Schweizer Pharmakonzern Roche ebenfalls einen Corona-Antigen-Schnelltest angekündigt - allerdings soll dieser noch im September auf den Markt kommen. Auch bei diesem Test soll das Ergebnis in der Regel innerhalb von 15 Minuten feststehen.