US-Krebsspezialist Pfizer will Seagen für 43 Milliarden Dollar kaufen

Krebsspezialist Seagen: Merck & Co. scheiterte an einer Übernahme von Seagen im vergangenen Jahr, jetzt versucht es der Wettbewerber und Pharmariese Pfizer – und hat dabei gute Aussichten
Foto: Dado Ruvic / ReutersDer US-Pharmakonzern Pfizer beabsichtigt, das Biotechnologie-Unternehmen Seagen für rund 43 Milliarden Dollar zu kaufen, berichten "Financial Times" und das "Wall Street Journal " (WSJ). Seagen verfügt über einige vielversprechende Krebstherapien. Deshalb würde eine Übernahme Pfizer helfen, sein Angebot an Krebsbehandlungen zu erweitern. Bereits Ende Februar hatte das WSJ über erste Gespräche zwischen den beiden Unternehmen berichtet.
Pfizer wolle 229 Dollar je Aktie des nahe Seattle ansässigen Krebsspezialisten zahlen und den Kauf mit neuen langfristigen Schulden sowie mit Barmitteln finanzieren, heißt es in den Berichten. Die Kriegskasse des US-Konzerns ist mit mehr als 23 Milliarden Dollar liquiden Mitteln gut gefüllt. Dabei sucht Pfizer schon länger nach möglichen Übernahmezielen, um Umsatzverluste im Zuge auslaufender Patente zu kompensieren. Der Deal könnte Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres über die Bühne gehe, heißt es.
Aktien von Seagen sprangen am Morgen um zunächst rund 26 Prozent auf 217 Dollar in die Höhe. Die Papiere von Pfizer gaben dagegen leicht nach.
"Die Onkologie ist nach wie vor der größte Wachstumstreiber in der globalen Medizin, und diese Übernahme wird die Position von Pfizer in diesem wichtigen Bereich stärken und einen bedeutenden Beitrag zum Erreichen der kurz- und langfristigen Finanzziele von Pfizer leisten", zitiert das "Wall Street Journal" Pfizer-Konzernchef Albert Bourla (61). Der angestrebte Zusammenschluss mit Pfizer sei "der richtige nächste Schritt für Seagen, um seine Strategie voranzutreiben", betonte Seagen-Chef David Epstein.
Seagen hatte im vergangenen Jahr seinen Umsatz um etwa ein Viertel auf zwei Milliarden Dollar gesteigert und erwartet im laufenden einen Umsatz von 2,2 Milliarden US-Dollar. Das meistverkaufte Medikament von Seagen, Adcetris, behandelt Krebserkrankungen des Lymphsystems. Es spielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 839 Millionen Dollar ein. Mit Padcev, einem Medikament zur Behandlung einiger Krebsarten der Harnwege, erzielte Seagen im vergangenen Jahr Umsätze von 451 Millionen Dollar.
Pfizer erwartet, dass Seagen dem Konzern bis zum Jahr 2030 einen Umsatz von zehn Milliarden US-Dollar einbringen könnte. Zum Vergleich: Die Onkologiesparte von Pfizer erwirtschaftete im vergangenen Jahr rund 12 Milliarden Dollar Umsatz und umfasst bereits Behandlungen für Prostatakrebs und Brustkrebs. Insgesamt erzielte Pfizer im Jahr 2022 Erlöse von rund 100 Milliarden Dollar.
Die Verwaltungsräte beider Unternehmen haben die Übernahme einstimmig genehmigt. Die Aufsichtsbehörden müssen die Transaktion jedoch noch prüfen, und die Aktionäre von Seagen müssen sie genehmigen.
Im vergangenen Jahr hatte bereits der US-Pharmakonzerns Merck & Co Interesse an Seagen bekundet und hätte laut "FT" 200 US-Dollar je Aktie geboten. Die Gespräche, die sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befanden, hätten aber zu keinem Abschluss geführt.