1,5-Milliarden-Deal mit Moderna Wie die US-Regierung den Markt für Corona-Impfstoffe leerkauft

"Schnell 100 Millionen Dosen produzieren": Donald Trump mit Maske
Foto: JIM WATSON/ AFPMit aller Macht und sehr viel Geld versucht die US-Regierung, sich den Zugang zu ausreichenden Mengen Corona-Impfstoff zu sichern. Im Rahmen der von Donald Trump (74) initiierten "Operation Wharp Speed" haben die US-Behörden Vereinbarungen mit etlichen Pharma- und Biotechunternehmen getroffen, um möglichst früh Zugriff auf deren Medikamente zu bekommen.
Im neuesten Deal sichert sich die Regierung 100 Millionen Dosen des potenziellen Covid-19-Impfstoffs des US-Biotech-Konzerns Moderna, teilten das Unternehmen und das Weiße Haus am Dienstag mit. Vorausgesetzt der Stoff erreicht wirklich eine Zulassung, zahlt der Staat dafür 1,5 Milliarden Dollar.
Es ist nicht die erste Vereinbarung dieser Art. Die US-Regierung hat bereits mit Johnson & Johnson, AstraZeneca, den Partnern Biontech und Pfizer sowie Sanofi und GlaxoSmithKline ähnliche Verträge für ihre jeweiligen Impfstoffkandidaten abgeschlossen. Sollten wirklich alle Mittel wirksam sein, was als eher unwahrscheinlich gilt, hätten die USA damit Zugriff auf mehr als 500 Millionen Dosen. Wobei einige Abkommen der Regierung auch eine Option auf den Kauf zusätzlicher Dosen einräumen.
Seit Anfang April verfolgt die Trump-Administration mit der "Operation Wharp Speed" das Ziel, bis Januar 2021 mindestens einen wirksamen Impfstoff zur Verfügung zu haben. Das 10-Milliarden-Programm untersteht Gesundheitsminister Alex Azar (53) und Verteidigungsminister Mark Esper (56), die operative Hoheit liegt aber im Pentagon. Chief Operating Officer ist denn auch der Vier-Sterne-General Gustave F. Perna (60).
"Wir sind auf dem besten Weg, schnell 100 Millionen Dosen zu produzieren, sobald der Impfstoff zugelassen ist, und kurz danach bis zu 500 Millionen", sagte Trump am Dienstag im Weißen Haus. Mehrere aussichtsreiche Stoffe seien in der letzten Erprobungsphase und stünden vor einer Zulassung. "Das Militär ist bereit, Amerikanern einen Impfstoff zu liefern, sobald dieser vollständig zugelassen ist."
Die Regierung hält den zeitlichen Druck dabei hoch. Wie bei den anderen Herstellern enthält auch der Vorab-Vertrag mit Moderna bestimmte Terminvorgaben. Nur dann erhält das Unternehmen die volle Summe. Trump hatte erst kürzlich öffentlich davon gesprochen, den Amerikanern womöglich schon vor der US-Wahl am 3. November einen Impfstoff zur Verfügung stellen zu können. Vor dem Hintergrund von zuletzt mehr als 54.000 neuinfizierten Corona-Patienten und mehr als 1300 Todesfällen pro Tag ist der politische Druck enorm.
Der Preis pro Behandlung liegt bei gut 30 Dollar
Moderna, das eine ähnliche Impfstofftechnologie verwendet wie die deutschen Konkurrenten Biontech und Curevac, zählt zu großen Hoffnungsträgern – auch weil es ein US-Unternehmen ist. Bereits zuvor hatte das von Stéphane Bancel (48) geführte Unternehmen von der Regierung rund eine Milliarde Dollar zur Finanzierung seiner Forschungsanstrengungen erhalten, so dass sich die staatliche Unterstützung auf nun insgesamt rund 2,5 Milliarden Dollar beläuft.
Die Vor-Verträge haben noch einen anderen Effekt: Die USA setzen – wie so oft in der Pharmaindustrie – wichtige Anhaltspunkte für den möglichen Marktpreis. Die Kosten für eine Behandlung mit dem Moderna-Impfstoff, für die zwei Dosen notwendig sind, würden bei etwa 30,50 Dollar pro Person betragen.
Das ist etwas weniger als Bancel noch vor wenigen Tagen angekündigt hatte, als er von einem "Preis unter Wert" sprach. Biontech und Pfizer hatten bei ihrem 1,95-Milliarden-Deal mit der US-Regierung einen leicht höheren Preis durchsetzen können – hatten dafür aber auch keine Forschungszuschüsse erhalten. Nach Angaben der Agentur Reuters liegen alle vereinbarten Preise für COVID-19-Impfstoffe zwischen 20 und 42 US-Dollar für eine Behandlung.