Fresenius Kabi
Ex-Siemens-Vorstand Michael Sen übernimmt Chefposten
Bei Siemens Energy blieb ihm die Spitzenposition überraschend verwehrt, nun aber ist Michael Sen endlich am Ziel: Der Aufsichtsrat der Fresenius-Tochter Kabi hat ihn zum neuen Vorstandschef berufen.
Ein Siemens-Urgestein:Michael Sen begann seine Karriere 1996 bei Siemens und verließ das Unternehmen das erste Mal im Jahr 2015
Foto: Daniel Karmann / dpa
Der ehemalige Eon- und Siemens-Vorstand Michael Sen hat einen neuen Job. Der 53-jährige Manager, der sich einen Ruf mit Konzernabspaltungen erworben hat, wird zum 12. April Chef des Infusionsherstellers Fresenius Kabi und zieht in den Vorstand des Mutterkonzerns Fresenius ein. Das teilte der Medizinkonzern am Dienstagabend in Bad Homburg mit. Sens Vorgänger Mats Henriksson (53), der Fresenius Kabi seit 2013 führt, verlasse das Unternehmen wegen Differenzen über die Ausrichtung der Fresenius-Tochter.
Fresenius-Vorstandschef Stephan Sturm (57) hat bereits öffentlich Überlegungen über einen Umbau des Konzerns angestellt: "Ich glaube, wir müssen uns Gedanken darüber machen, ob wir vom Kapitalmarkt die Wertschätzung erfahren, die wir aus unserer Sicht verdienen. Deswegen sollten wir ohne jedes Dogma auch an unsere Konzernstruktur herangehen." Zahlreiche deutsche Firmen hatten zuletzt Unternehmensteile abgespalten und ganz oder teilweise an die Börse gebracht, weil die Einzelteile zusammen dort oft höher bewertet werden als ein Mischkonzern als Ganzes.
Eine Trennung von Fresenius Kabi sei aber nicht geplant, betonte Sturm. Das Geschäft bleibe "von zentraler strategischer Bedeutung für unseren Gesundheitskonzern". Es gehe aber darum, das Unternehmen "noch stärker zu machen" - im Sinne der Patienten, aber auch der Aktionäre. Der designierte Fresenius-Aufsichtsratschef Wolfgang Kirsch (65) stellte sich hinter Sturm: "Meine Kollegen im Aufsichtsrat und ich unterstützen diese Strategie, einschließlich der angekündigten ergebnisoffenen Überprüfung der Konzernstruktur, voll und ganz."
Verkauf von Geschäftsteilen?
Sen bringt von seinen früheren Jobs bei Siemens und Eon Erfahrung mit der Abspaltung von Unternehmensteilen mit. Der Manager organisierte als Finanzchef von Eon die Ausgliederung des Strom- und Gasgeschäfts in das Unternehmen Uniper. Bei Siemens war er für das Gesundheitsgeschäft und später für den Energiebereich zuständig, die der Konzern unter den Namen Siemens Healthineers und Siemens Energy an die Börse brachte. Beim großen Stühlerücken in der Siemens-Führungsetage vor einem Jahr stieg Sen überraschend nicht wie geplant an die Spitze von Siemens Energy, sondern verließ den Konzern. Auslöser waren Differenzen über die Eigenständigkeit und das künftige Geschäftsmodell von Siemens Energy. Sen wurde lange Zeit auch als möglicher neuer Siemens-Chef gehandelt.
Sens Berufung zum neuen Chef verleihe aber der Diskussion um den Umbau des Konzerns zusätzliches Gewicht, schrieb Analyst David Adlington von der US-Bank JPMorgan. Zwar dürfe Kabi offenbar weiterhin zum Konzern gehören, aber vielleicht gebe es Raum für den Verkauf von Geschäftsteilen. Die Fresenius-Flüssigmedizintochter Kabi bietet etwa Infusionen, Narkosemittel und klinische Ernährung an. Der Konzern erwirtschaftete 2019 mit rund 40.000 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp sieben Milliarden Euro.