Kriselnder Gesundheitskonzern Dialysetochter FMC drückt Gewinn von Fresenius

Seit Oktober Konzernchef: Fresenius-Lenker Michael Sen hatte dem kriselnden Unternehmen in diesem Frühjahr eine neue Strategie und verschärfte Sparmaßnahmen verordnet
Foto: Sven Hoppe / dpaDer Gesundheitskonzern Fresenius ist mit einem deutlichen Ergebnisrückgang ins Jahr gestartet. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) fiel im ersten Quartal um 9 Prozent auf 908 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag in Bad Homburg mitteilte. Währungsbereinigt stand ein Minus von 10 Prozent zu Buche. Analysten hatten allerdings mit einem stärkeren Rückgang auf 837,5 Millionen Euro gerechnet.
Belastet wurde Fresenius vor allem von der schwachen Entwicklung der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC), deren operatives Ergebnis um ein Viertel einbrach. Die Dekonsolidierung von FMC liege im Plan , sagte Fresenius-Chef Michael Sen (55). Der Umsatz von Fresenius stieg um 5 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro. Den Konzernausblick bestätigte Sen.
Die Aktie legte um mehr als 7 Prozent zu und nahm die Dax-Spitze ein. Das Papier von FMC gewann 1,5 Prozent.
Der seit Oktober amtierende Konzernchef hatte dem kriselnden Unternehmen in diesem Frühjahr eine neue Strategie und verschärfte Sparmaßnahmen verordnet. "Unsere Produktivitätsmaßnahmen greifen", sagte der Manager nun laut Mitteilung. Im Berichtszeitraum seien Einsparungen in Höhe von rund 130 Millionen Euro erzielt worden. Erste Erfolge bei der Profitabilität gab es bei der Tochter Kabi, die unter anderem auf klinische Ernährung und Nachahmermedikamente spezialisiert ist.
Umwandlung der FMC in AG steht bevor
Weitere Rückschläge gab es dagegen bei der Tochter FMC. Beim inzwischen in den MDax abgestiegenen Blutwäschespezialisten ging der Gewinn unter dem Strich um 45 Prozent auf 86 Millionen Euro zurück. Durch eine neue Rechtsform will sich Fresenius von der kriselnden Tochter lösen. FMC soll bis zum Jahresende von einer AG & Co. KGaA in eine normale Aktiengesellschaft (AG) umgewandelt werden – dann muss Fresenius das Sorgenkind nicht mehr voll bilanzieren. An der Beteiligung von 32 Prozent will Sen aber vorerst festhalten.
FMC hatte erheblich mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen, in der Dialysepatienten besonders gefährdet waren, und litt noch dazu unter Personalmangel und steigenden Kosten. Künftig will sich Fresenius vor allem auf die Medikamentensparte Kabi sowie die Klinikkette Helios konzentrieren. Auch zur Dienstleistungssparte Vamed geht Sen auf Distanz, sie wird wie auch FMC künftig nur noch als Finanzbeteiligung geführt.
Für 2023 geht Fresenius weiterhin davon aus, dass das bereinigte operative Ergebnis währungsbereinigt bestenfalls stabil bleibt, im schlechtesten Fall aber um einen hohen einstelligen Prozentsatz schrumpft. Denn die Kosteninflation und der Arbeitskräftemangel dürften sich deutlich negativer auf das Geschäft auswirken als noch 2022. Der Umsatz soll aus eigener Kraft im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Auch FMC bekräftigte seine Ziele und erwartet, dass das operative Ergebnis bestenfalls stabil bleibt oder im ungünstigsten Fall im hohen einstelligen Prozentbereich zurückgeht.
Sens Vorgänger Stephan Sturm (59) gab Ende September vergangenen Jahres seinen Posten als Fresenius-CEO ab und führt nun die Geschäfte der Familienstiftung des Münchener Industriellenclans der Thieles . Ein heikler Job – nicht nur, weil er damit künftig eines der größten Vermögen der Republik kontrolliert, sondern auch, weil die Erben des verstorbenen Knorr-Bremse-Patriarchen Heinz Hermann Thiele heillos zerstritten sind .