Wirksamkeitsstudie Curevac gerät in Zeitnot - zu wenig infizierte Probanden

Impfung mit Curevac-Impfstoff: Für die dritte entscheidende Wirksamkeitsstudie fehlt es nicht an Teilnehmern, sondern an mit dem Coronavirus infizierten Probanden
Foto: YVES HERMAN / REUTERSDas Schweigen zur Nachricht bestrafte die Börse prompt: Rund 13 Prozent tiefer schloss die Aktie von Curevac, nachdem am Dienstag aus Kreisen des Bundesgesundheitsministeriums bekannt geworden war, dass sich die Zulassung des Corona-Impfstoffes mindestens bis August verzögern wird. Was eine Sprecherin des Tübinger Unternehmens dann am Mittwoch erklärte, überzeugte die Investoren nicht wirklich, die Aktie machte nach dem Kurssturz bis zum Nachmittag nur geringfügig Boden gut.
Curevac
"Der Grund, dass wir die klinischen Daten der Phase-3-Studie an die europäische Arzneimittelbehörde nicht so schnell liefern konnten wie geplant, ist, dass bisher nicht genügend Infektionen unter den Teilnehmern aufgetreten sind", sagte Unternehmenssprecherin Sarah Fakih. Bislang sind in der Studie 59 Corona-Fälle aufgetreten. 160 werden laut Fakih benötigt. Mit anderen Worten: Das Abflauen der Corona-Infektionszahlen bringt den Nachzügler Curevac, neben Biontech die zweite große Impfstoffhoffnung, in Bedrängnis.
Curevac sei aber "zuversichtlich, dass wir die benötigten 160 Infektionen unter den knapp 40.000 Probanden in absehbarer Zeit erreichen", sagte die Sprecherin weiter. An Studienteilnehmern fehle es nicht. Es müssten keine neuen Teilnehmer für die Studie gesucht werden.
"Wir hoffen, dass wir die letzten Daten unserer klinischen Studie bis Ende Juni bei der Ema vorlegen können", sagte Fakih. Wann die europäische Arzneimittelagentur die Daten auswerten und eine Zulassung vornehmen werde, sei schwer vorauszusagen. Das Zulassungsverfahren selbst dauerte bei anderen Corona-Impfstoff-Kandidaten in der Vergangenheit zwischen vier und sechs Wochen.
Landesgesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) hatte am Dienstag unter Berufung auf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gesagt, dass nach der derzeitigen Situation möglicherweise erst im August eine Zulassung zu erwarten sei. "Dazu können wir nichts sagen", sagte Fakih. Bisher hatte Curevac Ende Juni als Termin genannt.
Impfquote in Deutschland steigt - Curevac rennt die Zeit davon
Weil ein Zulassungstermin nicht abzuschätzen ist, hat das Bundesgesundheitsministerium in seinen aktuellen Plänen für das laufende Jahr vorerst keine Lieferung von Curevac einkalkuliert. Noch Ende Mai hatte es in internen Lieferprognosen der Bundesregierung geheißen, dass bis Ende Juni 1,4 Millionen Dosen von Curevac kommen, bis Ende September 9,4 Millionen und im letzten Quartal dann 28,9 Millionen Dosen.
Nach einer Übersicht des RKI sind in Deutschland (Stand Mittwoch) 46,5 Prozent der Menschen mindestens einmal gegen das Corona-Virus geimpft worden, 22,8 Prozent gelten als vollständig geimpft. Die Impfquote dürfte weiter schnell ansteigen. Je weiter die Impfkampagne hierzulande voranschreitet, desto mehr gerät Curevac zumindest in Deutschland ins Hintertreffen und muss darauf setzen, bei möglichen Auffrischungsimpfungen zum Zuge zu kommen.