Corona-Impfstoff
J&J will EU-Zulassungsantrag im Februar stellen - Verzögerungen in den USA
Schon im Februar könnte Johnson & Johnson als vierter Hersteller einen Zulassungsantrag für seinen Corona-Impfstoff in der EU stellen. Bei der Produktion in den USA stockt es derweil bei dem Konzern.
Einzeldosen: Covid-19-Impfstoff von Janssen, der Pharma-Tochter von Johnson & Johnson
Foto: Cheryl Gerber / AP
Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) will voraussichtlich im Februar den Zulassungsantrag für seinen Covid-19-Impfstoff in der Europäischen Union stellen. Das habe EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides (64) bei einer Sitzung am Morgen angekündigt, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Peter Liese (55), am Mittwoch. Ein Sprecher von Kyriakides erklärte, er könne keine konkreten Angaben hinsichtlich eines Zulassungsantrags machen. Man hoffe aber, dass dieser in den nächsten Wochen eingereicht werde. Teile des Zulassungsantrags wurden in einem sogenannten "Rolling Submission"-Verfahren bereits an die EMA übermittelt.
J&J und die Europäische Arzneimittelbehörde EMA, bei der der Antrag gestellt werden muss, waren zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Die EMA hatte im Dezember bereits erklärt, sie rechne mit einem Antrag von J&J im ersten Quartal.
Bislang sind in der Europäischen Union gegen Covid-19 die beiden mRNA-basierten Impfstoffe der Partner Biontech und Pfizer sowie von Moderna zugelassen. Der schwedisch-britische Pharmakonzern Astrazeneca hat am Dienstag seinen Antrag auf bedingte Marktzulassung bei der EMA eingereicht, bis Ende Januar soll darüber entschieden werden. "Wenn alles gut läuft, steht uns in einigen Wochen bereits der vierte Corona-Impfstoff zur Verfügung", sagte Liese. Der Gesundheitsexperte sprach von einem "weiteren Hoffnungszeichen im Kampf gegen das Coronavirus".
Johnson & Johnson kämpft mit Produktionsproblemen
Die "New York Times" berichtete unterdessen, bei J&J könnte es Verzögerungen bei der Herstellung des Impfstoffes geben und der Konzern könnte womöglich in den USA bis zum Frühling nicht so viele Dosen liefern wie vereinbart. US-Bundesbeamten seien informiert worden, dass J&J seinen Produktionsplan verfehlen und erst Ende April aufholen werde, berichtete die Zeitung unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
J&J hatte Anfang der Woche erklärt, der Konzern sei auf Kurs, bis Ende 2021 fast eine Milliarde Dosen herzustellen. Das Unternehmen befinde sich in der finalen Phase der Auswertung eine großen klinischen Studie mit dem Vakzin. Die Daten hatte J&J bis Ende Januar in Aussicht gestellt.
Die Impfstoffe von Astrazeneca und J&J sind sogenannte Vektorviren-Impfstoffe. Der Impfstoff von Johnson & Johnson habe gegenüber den bisher zugelassenen Mitteln den großen Vorteil, dass nur eine Dosis für einen umfassenden Schutz ausreiche. "Und er ist viel leichter zu verarbeiten, zu lagern und zu transportieren als der Biontech/Pfizer-Impfstoff", erklärte Liese.
J&J-Impfstoff offenbar deutlich billiger
Laut eigenen Angaben will Johnson & Johnson den künftigen Impfstoff zum Selbstkostenpreis abgeben. Nach versehentlich von einer belgischen Regierungsvertreterin veröffentlichten Informationen ist das Mittel von Johnson & Johnson mit 8,50 Dollar (6,98 Euro) bedeutend billiger als die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Am günstigsten wäre aber das Mittel von Astrazeneca mit unter zwei Euro pro Dosis. Die EU-Kommission hat die mit den Impfherstellern ausgehandelten Preise unter Verweis auf Vertraulichkeitsklauseln in den Lieferverträgen nicht publik gemacht.
Mit Johnson & Johnson hat die EU einen Liefervertrag über 200 Millionen Dosen mit einer Option auf 200 Millionen weitere abgeschlossen. Das Mittel wird für Europa in den Niederlanden produziert.